Wohnen und leben, wie es den eigenen Bedürfnissen entspricht – das ist das gute Recht deines Kindes oder Betreuten. Spätestens seit das Bundesteilhabegesetz geltendes Recht ist, sollte dem auch nichts mehr im Wege stehen.
Trotzdem bedeutet es noch viel Pionierarbeit, die sich aber lohnt und viele Vorteile bringt.
Viele Familien machen sich Gedanken darüber wie eine Wohnform für das eigene Kind oder den Angehörigen einmal aussehen kann. Es soll schön, wohnlich und familiär sein, es soll an nichts fehlen und man möchte natürlich auch selbst das Gefühl haben, dass alles gut ist. Denn wenn wir darüber grübeln müssen, ob es unserem Kind in seiner Einrichtung wirklich gut geht, dann kommen wir nicht zur Ruhe.
Um es vorab zu sagen: es gibt nicht die eine, perfekte Lösung. Ich denke, wir werden immer mit Herausforderungen zu tun haben, ganz gleich, welchen Weg wir einschlagen.
Entscheidend ist, wie selbstbestimmt ist der Weg und mit wievielen Kompromissen ist er verbunden? Wie können wir die bestmögliche Lebensqualität erreichen?
Um diese Fragen für sich beantworten zu können, ist es notwendig, über verschiedene Alternativen Bescheid zu wissen. Viele – und dazu gehörte ich auch lange Zeit – kennen nur zwei Möglichkeiten: zuhause wohnen bleiben oder in ein Wohnheim (jetzt „besondere Wohnform“ genannt) einziehen.
Es gibt aber andere Möglichkeiten, die realisierbar, manchmal sinnvoller und selbstbestimmter sind.
Um entscheiden zu können, ob es sinnvolle Alternativen sind oder ob eine herkömmliche Wohnform geeigneter ist (was durchaus auch der Fall sein kann), sollten wir sie kennen.
Gedankenspiele
Kannst du dir zum Beispiel vorstellen, dass dein Kind oder Betreuter in einer eigenen Wohnung lebt und dabei die Assistenz bekommt, die sie oder er für seinen Alltag braucht – wenn nötig 24/7?
Kannst du dir vorstellen, dass dein Kind oder Betreuer in einer WG lebt, gemeinsam mit anderen behinderten und nichtbehinderten Menschen? Jeder kann seine Stärken einbringen, es entsteht ein Miteinander, selbstgestaltet und flexibel. Notwendige Unterstützungsleistungen werden individuell beantragt.
Kannst du dir ein generationenübergreifendes Projekt vorstellen? Gemeinsam mit deinem Kind und anderen Familien in ein Haus ziehen, in dem die Unterstützung geleistet wird, die ihr alle braucht?
Oder kannst du dir eine Hausgemeinschaft vorstellen, in der jeder seine eigene Wohnung, seinen eigenen Rückzugsbereich hat, aber es Begegnungsmöglichkeiten gibt, die zum Teil fachlich begleitet werden?
Das sind nur Beispiele und vielleicht fallen dir weitere Aspekte ein, die super wären, die du dir wünschst und die bisher als nicht realisierbar in deinem Kopf herumspuken.
Lass diese Ideen mal zu und mache dich dann daran, das notwendige Wissen zu erwerben, um zu sehen, ob es Ideen bleiben müssen oder ob sie realisierbar sind.
Wenn neue, selbstbestimmte und inklusive Projekte angestoßen werden,
Ich möchte Mut machen, zumindest den Weg eines eigenen Projektes anzudenken.
Vielleicht gemeinsam mit anderen oder den Anstoß bei einem Träger zu geben.
Wir haben 2019 ein eigenes Projekt umgesetzt, nachdem wir Einblick in private und trägerbasierte Projekte anderer Familien bekommen, uns Wohnheime angeschaut hatten und ständig Rückmeldungen über Herausforderungen, Probleme, aber auch gelingende Projekte bekamen.
Schau dich gerne auf der Seite unseres Wohnprojektes um und finde dort weiterführende Links.
Ich bin immer wieder begeistert, wenn Familien ihre Ideen umsetzen, wenn der Funke überspringt, wenn sich Menschen zusammentun und gemeinsam so viel stärker sind und wenn dadurch die Lebensfreude und Lebensqualität aller Beteiligten steigt. Deshalb sind wir auch in den Verein „WOHN-SINN e.V. – Bündnis für inklusives Wohnen“ eingetreten, um diesen Weg mit Gleichgesinnten zu gehen.
Innovative Projekte können Menschen berühren – auch diejenigen, die darin arbeiten, Teil davon sind und gemeinsam entdecken, welche Potenziale sich mit den richtigen Rahmenbedingungen entfalten können.
Möchtest du auch Impulse für mehr Selbstbestimmung und bedürfnisorientierte Zukunftsgestaltung?
Dann schau dir gerne den Audiokurs zum Persönlichen Budget an.
HIER bekommst du weitere Informationen.
Zum Weiterlesen:
Autismus und Zukunftsperspektiven
Abwägen verschiedener Wohnformen
Wie wird dein Kind später wohnen?
wir danken dir für diesen sehr informativen Blog, meine Frau als Betroffene freut sich immer über neue Seiten, die Informationen bereitstellen.
Danke für die Info. Ich bin Leitung einer inklusiven WG in Kiel. 6 junge Menschen (zwischen 19 und 31) mit und 5 ohne Behinderung leben in einer WG und gestalten den Alltag.
Mehr Infos unter: https://wub-ottendorf.de/angebote/wohnen/inklusive-hauswohngemeinschaft
Hallo Jörn, ich habe mich auf eurer Seite umgesehen. Das klingt richtig klasse. Toll, was Ihr da ins Leben gerufen habt.