Gastbeitrag von „den sonderbaren Nachbarn“:
Sag mal, sind deine Fenster so dreckig oder warum sind bei euch die Rollos immer unten?
Na deine Tochter kann wohl auch nicht grüßen?
Ist die Heizung kaputt oder warum sitzt ihr die halbe Nacht im Garten vor dem Grill?
Warum fährst du deine Tochter zur Schule, der Bus hält jeden Tag vor deiner Tür.
Diese und viele andere Fragen kennt ihr vielleicht auch aus eurem Alltag.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, bevor mein Kind die Diagnose Asperger Syndrom bekommen hat, wo ich oft im Rechtfertigungsmodus war.
Klar, im Sommer haben fast alle ihre Rollos zu, aber im Winter? Wir schon.
Im Sommer ist es auch nichts Besonderes, wenn man im Garten sitzt. Wer aber im Winter, wenn es kalt und dunkel ist, warm eingepackt auf dem Liegestuhl liegt, womöglich noch den Grill anfeuert, der kann ja nicht richtig ticken…
Natürlich rechtfertigen wir uns nicht mehr,
Warum auch? Die, die uns am Herzen liegen, wissen Bescheid, wer kommt und fragt bekommt auch eine Antwort.
Es belustigt uns schon manchmal, welche Blicke wir ernten und wie man es schon fast spüren kann, wie sich die Leute den Kopf darüber zerbrechen, warum wir viele Dinge anders machen „als man es eigentlich tut“.
Gerade auf dem Dorf, wo man sich kennt, bekommt man sehr schnell den „sonderbar Stempel“.
Kurz gesagt, wir leben nach dem Zitat von Richard von Weizsäcker „es ist normal verschieden zu sein“. Es bedarf oft nur eines dicken Fells und einer großen Portion Humor.
Liebe Grüße,
Die sonderbaren Nachbarn
Schöner Text!Schade,dass er nicht länger ist☺.LG Eva
Der Text ist klasse! Für mich hätte er auch länger sein können.
Oh ja, da kenne ich! Auch wir leben in einem Dorf „hinter dem Mond“ und sind noch dazu zugezogene Städter. Da kommen dann sehr schnell auch noch Gerüchte auf wie „Vernachlässigung der Kinder“ gerne auch „Misshandlung“ , weil der autistische Alltag laut und anders gestaltet ist, wegen Schlafstörungen die Nacht über Licht brennt etc.
Blöd natürlich, wenn die Dorfplaudertasche massive Fehlinformationen an die Schule trägt und dort wird das auch noch geglaubt und fleißig an amtliche Stellen weitergeleitet.
Meiner Erfahrung nach leider kein Einzelfall!
Aufklärung wird in ländlichen Gegenden nicht verstanden (wie? da gibt es keine Tabletten gegen? Der yx kriegt doch auch so blaue Pillen und jetzt is er normal) und Toleranz ist Fehlanzeige.
Nach Jahren wird immer noch getuschelt, aber „ist der Ruf erstmal ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert“ ?. Und das regelmäßig vor dem Haus parkende Auto eines Pflegedienstes hält doch einige Lästermäuler im Zaum.
Juchuh – genau unser Motto: „ist der Ruf erst ruiniert…“ :-D
Manche Nachbarn sind nur mit Humor zu ertragen! Verstehen wird einen doch keiner, und irgendwann hat man auch einfach keine Lust mehr auf den Austausch von Oberflächlichkeiten, zumal die Geschichten, die man dann letztendlich von sich hört doch oft noch viel abenteuerlicher sind als das Leben im Autismus-Alltag! ;-)
Wir werden wohl immer und überall „vom Mars“ sein, aber wie schön, dass es auch noch andere Marsianer gibt! :-)
Ein aufmunternder Artikel, mir fehlt das dicke Fell sehr oft. Es würden mich auch die einzelnen Besonderheiten interessieren, (warum sitzt Ihr im dunklen kalten Garten???). Das finde ich auch immer wieder bestärkend, zu hören, welche Besonderheiten die einzelnen Betroffenen oder Familien so habe und erleben.
Liebe Stephanie, das dicke Fell hat einige Zeit gedauert bis es da war wo es jetzt ist. Mit viel Geduld wird dir sicher auch eins wachsen;)
Das wir nachts im Dunkeln bei Eiseskälte vor dem Grill auf dem Liegestuhl liegen, liegt daran das mein Kind extrem lichtempfindlich ist, die Kälte und die Stille liebt. Nachts im Winter hörst du wirklich nichts. Keine Vögel, kein Auto, keine Nachbarn..
Das einzige was man hören kann, ist das Feuer und unser kichern;)
Liebe sonderbare Nachbarin, so ähnliche Themen haben wir auch. Wir sind z.b. diesen Winter ausschließlich im Dunkeln auf den Spielplatz gegangen, am besten, wenn wirklich schon pechschwarzer Nachthimmel ist. Meinen Sohn störten auf einmal die anderen Kinder so sehr, dass er immer schnurstracks wieder gehen wollte, sobald sie “sein“ Spielgerät mitbenutzten. Im Dunkeln ist wirklich niemand auf dem Spielplatz und mein Sohn mag die Nacht auch sehr gerne: Sterne, Strassenlampen, Stille…. Ist bei kleineren Spielplätzen für mich ok, auf unserem echt schönen Waldspielplatz ist es mir aber doch auch ein wenig gruselig geworden. ? ?
Wir sind auch die Nachbarn mit den komischen Kindern, leider sind unsere Kinder auch noch gerne mal fremdgefährdend, der Große nicht mehr so, aber der Kleine halt, liegt hauptsächlich daran, dass keiner so richtig mit ihm kommunizieren kann. Er stellt die Dinge gerne über sein Verhalten klar und wir müssen noch ordentlich mit ihm üben, dass er keine anderen Menschen angreift, nur weil die seine Ordnung stören.
Am Schwierigsten finde ich die Nachbarn, die dir zwar vermitteln wollen, sie hätten Verständnis, aber sobald das eigene Kind ins Spiel kommt ,verlangen, man möchte doch diese komische Kind, was nicht mal richtig sprechen kann, am besten im Haus lassen, damit es nicht die Möglichkeit bekommt, aus dem schon sehr abgeriegelten Garten zu entfliehen. Oder, so habe ich oft das Gefühl, wenn schon draußen, dann bitte anpflocken.
In Gesprächen mit diesen Nachbarn, hilft nur eins: stehenlassen… denn reden und erklären hilft nichts, da ich ja das Verhalten meines Kindes nicht einfach abstellen kann und es „normal“ wird.
Einer Nachbarin hab ich mal erklärt, sie solle sich im Internet über Autimus schlau machen und dann können wir auf Augenhöhe weiterreden, da sie der Meinung war, Finn sei krank.