Einige Wochen vor Weihnachten fragten wir Niklas, ob er dieses Jahr wieder alle Verwandten um sich herum haben möchte. Ja, das wollte er. Wieder einmal drückte er aus, dass er seine Familie gern bei sich hat, auch wenn er weiß, dass es laut und anstrengend werden würde.

Eine super Idee hatte meine Schwester, die vorschlug, man könne doch dieses Jahr einfach mal Fingerfood vorbereiten, damit es beim Essen nicht auch noch klappert. Denn das Stresslevel ist ja ohnehin hoch. Wieso also auch noch mit Tellern und Besteck herum klimpern?
Alle fanden die Idee toll und so bereiteten wir allerhand Leckereien vor, die man sich einfach direkt in den Mund schieben konnte.
Der Nachmittag und Abend des 24.12. war dann trotzdem sehr aufregend und Niklas bewegte sich zeitweise nahe an einem Meltdown. Es war, wie erwartet und wie auch mit ihm zuvor besprochen, zu viel. Geschenke, Rascheln, Lichter, ein verlängerter Tisch, mehr Stühle als sonst, Neues, das erstmal entdeckt werden musste.
So wechselten Niklas‘ Papa und ich uns dabei ab, ganz nah bei ihm zu bleiben, uns immer wieder mit ihm zurückzuziehen, wiederzukommen, es erneut zu versuchen, wieder Rückzug, Getrampel, Geschrei, Kneifen, Haareziehen, wieder beruhigen, Rückzug, nochmal versuchen usw.
Die Reihenfolge und das Tempo überließen wir ihm und nach zwei Stunden wurde es besser.
Schließlich saß er sogar mitten im Wohnzimmer, fröhlich, staunend, glücklich, es zu schaffen und dabei sein zu können. Das war dann ein schöner Moment. ♥
Meine eigenen Gedanken streiten bei solchen Gelegenheiten miteinander: Was soll das alles? Wieso machen wir überhaupt den Zirkus „Weihnachten“ mit? … Aber es ist doch schön, wenn die Familie da ist. … Niklas` Schwester ist zuhause ♥… Was soll das ständige Kirchenglockengebimmele (14 Uhr, 15 Uhr, 16.30 Uhr, 18 Uhr, 20 Uhr, 22 Uhr, 23 Uhr, 23.30 Uhr) – es weiß doch jeder, das Weihnachten ist und jedes Mal schmerzt es ihm erneut im Ohr und er schreckte mehrfach beim Einschlafen hoch. … Reg dich nicht auf, das Fingerfood klappt doch super und alle sind aufgeschlossen und finden es gut…. Wieso können wir nicht mal zusammen am Tisch sitzen? … Ich gehe jetzt mit ihm Autofahren, komme später wieder…. Niklas kann ja nichts dafür, er kämpft so tapfer. Und jetzt ist er ruhiger, selber glücklich… Kein Mensch kann sich vorstellen, wie das ist … Muss man es immer allen recht machen? … Ich kann nicht mehr… Niklas geht es jetzt besser, das ist die Hauptsache…. und seine Schwester ist da ♥ Das ist so schön ♥ … und so weiter….immer durcheinander und nochmal und anders und wieder….
Diese Zeilen kann ich jetzt am Morgen des 25.12. schreiben, weil Niklas beim Kirchenglockengebimmele um 10 Uhr mit seinem Papa zu einer Autotour aufgebrochen ist. Dem Lärm entfliehen, ein bisschen zur Ruhe kommen, indem wir uns ein paar Stunden trennen. Dann geht´s weiter mit Mittagessen bei den Großeltern…. Wir haben gesagt, dass wir nicht dahin fahren müssen, aber Niklas möchte das gerne und dann wird es wieder von vorne losgehen und vielleicht wird er dann später wieder glücklich sein, dass er es geschafft hat, „anzukommen“ und sich wohlzufühlen. Nur ist der Weg dorthin, an jenen Zeitpunkt, für alle sehr anstrengend und voller „Auf-und-ab-Gedankenflüsse“. Und danach wird er sich lange erholen müssen.
Das ist jetzt kein üblicher Eideidei-Weihnachtsbeitrag – aber was ist schon üblich in unseren Familien? Und ich wollte ihn, wie immer, ehrlich und authentisch schreiben.
Ahhhh – es bimmelt schon wieder, während ich das hier tippe, unglaublich! Zum Glück ist Niklas im Auto unterwegs… also reg Dich nicht auf, Silke….