Silvester auf der Gefriertruhe – unsere Strategie gegen lautes Geknalle

veröffentlicht im Januar 2020


„Und? Wo wart Ihr um Mitternacht? Habt Ihr mit anderen zusammen gefeiert?“
„Wir saßen im Keller auf der Gefriertruhe und ließen es uns gut gehen.“
„Hä?“

Diesen kleinen Dialog führten wir in den letzten Tagen einige Male, denn Silvester bedeutet für uns, Schadensbegrenzung betreiben zu müssen. Das laute Geknalle und vor allem das unvermittelte Geböllere schon den ganzen Tag über, auf das man sich nicht einstellen kann, fordern Niklas allerhand ab.

Feuerwerk mit Uhr um Mitternacht
Quelle: pixabay, User: geralt

Letztes Jahr hatte er sich bereits daran erinnert, dass sich gute Freunde mit ihrem Hund, der auch immer sehr viel Angst an Silvester hat, in unseren Keller in den Raum mit der Gefriertruhe zurückzogen.
„Ich will dahin, wo der Hund immer war.“ Das war seine Strategie und sie ging auf.

Und auch dieses Mal war es wieder so. Niklas gebärdete bereits Tage vorher, dass er wieder auf der Gefriertruhe sitzen möchte, wenn das Geknalle losgeht. Und mit diesem Plan schien er Silvester ruhiger entgegenzusehen als sonst.
Natürlich war er trotzdem noch aufgeregt und schimpfte bei jeder Rakete, die schon am Nachmittag von irgendwelchen Leuten abgefeuert wurde. Aber er war nicht so panisch wie die Jahre zuvor.
Und ich bin sicher, dass es daran lag, dass er sich eine zuverlässige Strategie zurechtgelegt hatte: Wenn es zu laut wird, setze ich mich auf die Gefriertruhe. Und das teilte er uns auch immer wieder mit.

Nach einer halben Stunde Sit-in im Keller, war er trotz anhaltenden Geknalles dann sehr mutig und wechselte ins Zimmer seiner Schwester, das auch ziemlich ruhig liegt. Von dort aus bewältigte er dann die zweite halbe Stunde und schließlich wagte er sich hoch in den ersten Stock und schlief in seinem Bett wieder ein.
Am nächsten Morgen hieß es dann „Schluss mit dem Krach. Ich habe es geschafft.“

Ja – super!

Wir waren echt stolz auf ihn. Es war deutlich zu spüren, dass er seine eigenen positiven Erfahrungen mit der Lösung im Keller abgespeichert hatte und sich so gelassener auf eine schwierige Situation einstellen konnte.
Und es hat ganz klar gezeigt, dass eine verlässliche Strategie unglaublich wichtig ist, um Situationen, die sich nicht verhindern lassen, zu entschärfen.

Ich gehe davon aus, dass wir in knapp zwölf Monaten wieder um Mitternacht im Keller auf der Gefriertruhe sitzen werden und werde daneben ein paar ungefrorene Leckereien deponieren. :-)

Zum Weiterlesen:

KOMMENTARE

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  1. Gute Idee! Ich war auf der Alp, habe gebadet, man startet das neue Jahr ja nicht schmutzig, danach beim Essen meines leckeren Eintopfes und einem Glas Wein, begann das neue Jahr. Das neue Jahrzehnt… Ich hab mir überlegt, was in diesem Jahrzehnt alles geschehen wird. Und dabei beschlossen, es einfach geschehen zu lassen….

  2. Frohes neues Jahr!
    Das ist eine sehr schöne Idee und eine sehr bemerkenswerte Entwicklung. Diese Erfahrung bringt eine extrem wichtige Verknüpfung im Gehirn mit sich:
    Sich vorher in Ruhe eine gute Strategie zu überlegen, bedeutet zuverlässig vorbereitet zu sein. Das ist überlebenswichtig!
    Und er hat den Zusammenhang alleine hergestellt und durchgesetzt.
    Es ist wundervoll, wenn unsere Kinder diese Selbstständigkeit entwickeln.

    Die Arbeit mit Hunden zeigt mir immer wieder, dass die Vielfalt der Möglichkeiten Sicherheit bringt. „Den Werkzeugkoffer füllen“ nenne ich das.
    Silvester ist für viele Hundebesitzer ein Problem.
    Ein paar weitere Ideen, nicht nur für Hunde, sind ein Flughafen (sehr ruhig, keine Menschen und man kann auch noch über den Boden schliddern als Mensch), an einer Autobahnraststätte weit draußen im Auto warten und in Gegenden mit Reeddach Urlaub machen (dort ist knallen verboten).
    Schön, dass seine Idee so gut geklappt hat.

  3. Wir haben da etwas mehr Glück obwohl sehr geräuschempfindlich liebt Junior es erschreckt zu werden. So das die Böller am nachmittag immer von großem quitschen hüpfen und lautem „bumm“ gebrüll kommentiert wurden . Um zwölf gabs kein halten mehr wir mussten vor die Tür und ich glaub der Junior freute sich lauter als die Böller und wenns ne Pause gab guckte er zum Nachbarn ( der Unsummen ausgegeben haben muss ) und rief BUMM. Aber ja wenn die Strategie stimmt ist es leichter . Junior hat die Strategie oft für 14 tage im voraus im kopf und das hör ich dann jeden Tag mehrmals hört sich dann so an:
    Montag schule
    Dienstag Schule Auto ( da holt ihn seine eingliederungshilfe für 2 Stunden anch der Schule)
    Mittwoch Schule
    Donnerstag SChule
    Freitag schule
    SAmsatg zu Hause Sonntags zuhause

    Dann beginnt er wieder bei Montag und ergänzt am Freitag dann mit Freitag Schule Busfahren Papi ( da ist nämlich dann papa Wochenende

  4. Um Mitternacht war ich an Silvester (wie jedes Jahr) im Bett. Obwohl sich mein Ruhezimmer ebenfalls im Keller befindet bin ich dennoch durch die Knallerei wach geworden, aber dann zum Glück auch recht schnell wieder eingeschlafen.

    Ich habe nie verstanden (und verstehe es auch heute noch nicht) warum der Jahreswechsel immer mit so viel Lärm und Radau begangen werden muss.

    Natürlich sollte jeder selbst bestimmen dürfen wie und wo er den Jahreswechsel bzw. die Silvesternacht verbringen möchte, aber ich persönlich fände es schön wenn ich mal ein „Silvester der Stille“ verbringen könnte, also einen Jahreswechsel der mal nicht mit Krach und Böllerei begangen wird.

    Ein Wunsch der mich schon seit Jahren begleitet und ein Traum der mich seit vielen Jahren durchs Leben trägt. ;)

  5. Unser Junior knallt fleißig mit.
    Es gibt die ersten Gemeinden die kein Feuerwerk mehr haben möchten und auch Verbote aussprechen. Da gibt es dann Laserspektakel.

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