Gastbeitrag: Unsere Reise zur Mutter-Kind-Kur /zwischen Belastung und Erholung

veröffentlicht im Juli 2024


Gastbeitrag von Paulina:

Wir sind eine Familie aus Polen, die Ende August 2015 nach Deutschland gezogen ist. Ich bin Paulina, die Mama eines Sohnes mit frühkindlichem Autismus und ADHS. Unser Sohn ist dieses Jahr 10 Jahre alt. Ich schreibe gerne Beiträge auf Ellas Blog, um meine Erfahrungen mit anderen Interessierten und Eltern auszutauschen. Das kann eine große Hilfe für diese Personengruppen sein. Deshalb schreibe ich aus Leidenschaft und aus Liebe zu meinem Kind.

Im Oktober 2022 habe ich eine Mutter-Kind-Kur beantragt. Zuvor war ich krankgeschrieben, da ich die Belastung nicht mehr tragen konnte. Mein Mann arbeitete in Schichten, ich selbst in einer Kita, und unser Sohn erlebte eine starke Regression, besonders im Verhalten. Wir konnten nicht mehr mit ihm zum Autismustherapiezentrum fahren und mussten die Logopädie abbrechen, weil die Therapeutin nicht mehr mit ihm arbeiten konnte. Zu Hause war er sehr laut, leider ging auch vieles zu Bruch.

Während meiner Arbeitsunfähigkeit beantragte ich bei meinem Arzt und der Kinderärztin eine Mutter-Kind-Kur. Die Genehmigung kam schnell, aber die Wahl der richtigen Kureinrichtung war eine Herausforderung. Eine Einrichtung sagte uns im letzten Moment ab, und ich musste mich mit meiner Krankenkasse in Verbindung setzen, um nach einer Alternative zu suchen. Eine Kurberaterin half mir dabei, und schließlich konnten wir am 30.01.2023 losfahren: Zum Therapiezentrum in Mardorf am Steinhuder Meer.

Die Kureinrichtung war gut, die Umgebung schön und die Therapeuten sehr liebevoll. Anfangs war Kacper sehr offen und erkundete alles. Unser Zimmer war gemütlich, und Kacper nutzte die ersten zwei Wochen alle möglichen Räume, auch außerhalb der Therapiezeiten. Während ich morgens Anwendungen hatte, wurde Kacper täglich von 7:30 bis 15:30 Uhr betreut. Dienstags gab es spezielle Angebote für Mama und Kind.

Nach zwei Wochen wurde Kacper unruhig, und manchmal fiel die Betreuung aus, was schwierig war, da das Wetter oft schlecht war. Trotz dieser Herausforderungen konnten wir jeden Tag eine Stunde im Schwimmbad nutzen und den Snoezelenraum besuchen, was Kacper sehr mochte. Das Kaminzimmer war ein Treffpunkt für Eltern und Kinder, um sich auszutauschen.

Die Essenssituation war herausfordernd, da Kacper viele neue Dinge probierte und wütend wurde, wenn es nichts gab, was er mochte. Die Kinder aßen gemeinsam mit ihren Eltern, was den Betreuern eine Pause ermöglichte. Trotz der Schwierigkeiten verlängerten wir unseren Aufenthalt um eine Woche, und die letzte Woche war sehr gut und entspannt. Am Anfang und Ende der Kur wurden wir von erfahrenen Ärzten untersucht, und es gab Abschlussberichte für Eltern und Kinder.

Inzwischen geht es uns besser. Kacper wird dieses Jahr 10 Jahre alt und besucht die nächste Klasse an der Förderschule. Er hat viele Fortschritte gemacht, besonders in der Kommunikation und sozialen Interaktion. Er ist flexibler beim Essen und versucht aktiv, mit anderen zu spielen.

Ich rate Eltern, sich rechtzeitig über Kureinrichtungen zu informieren und sich beraten zu lassen. Es ist wichtig, das Thema Selbstfürsorge mit dem Hausarzt zu besprechen, da Eltern von autistischen Kindern unter hoher Belastung stehen. In der Kur habe ich viel gelernt, zum Beispiel, wie ich meinen Rücken besser unterstützen und Entspannungstechniken in meinen Alltag integrieren kann. Nutzt alle Möglichkeiten, die die Kureinrichtung bietet, um eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden.

Zusammengefasst war die Zeit in der Kur super, trotz der Schwierigkeiten. Wir konnten unsere Zeit schön gestalten und tolle Menschen kennenlernen. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich nochmal in dieselbe Einrichtung fahren würde, würde ich „ja“ sagen. Alle Erfahrungen lassen uns wachsen und machen unser Kind flexibler, was ihm später zugutekommt.

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