Ein Buch, das wachsen durfte- Die lange Reise zu „Warum du nicht loslassen musst und was dir sonst keiner sagt“

veröffentlicht im Februar 2025


Es ist soweit. Mein neues Buch ist da. „Warum du nicht loslassen musst und was dir sonst keiner sagt“ hat das Licht der Welt erblickt und das fühlt sich großartig an. Doch bis zu diesem Moment war es eine lange Reise. Eine Reise, die mich mehr gefordert hat als jedes meiner bisherigen Bücher.

Von der Idee zum Buch

Als ich mit dem Schreiben begann, dachte ich noch, es würde laufen wie bei meinen anderen Büchern. Ein klarer Plan, strukturierte Arbeitsphasen, dann der Feinschliff und fertig. So war es bisher immer gewesen. Doch dieses Mal lief alles anders. Dieses Buch ließ sich nicht in ein Schema pressen, es folgte keiner geraden Linie. Es wollte wachsen, sich entwickeln, seine eigene Richtung finden.

Ich merkte schnell, dass es nicht so laufen würde wie bisher. Es war eine Reise – und zwar nicht nur für die zukünftigen Leserinnen und Leser, sondern auch für mich selbst. Eine Reise, auf der ich nicht nur Wissen und Erfahrungen weitergab, sondern mich selbst immer wieder reflektierte. Manche Kapitel haben mich besonders herausgefordert, weil sie mich an eigene Erlebnisse erinnerten, an schwierige Momente, an Fragen, die mich selbst über Jahre begleitet haben. Ich schrieb, spürte, legte es beiseite, ließ es sacken und schrieb dann weiter. Jeder Abschnitt war ein neuer Prozess, jede Seite eine neue Auseinandersetzung.

Und irgendwann stellte sich die große Frage: Wie bringe ich das Buch in die Welt? Sollte es mehr als ein Buch werden? Ein Konzept mit Kursen, Workshops, einer Methode? Ich hatte es sogar schon durchdacht, strukturiert, die Möglichkeiten abgewogen. Aber das fühlte sich nicht richtig an. Dieses Buch wollte kein Konzept sein, das man in ein Schema gießt. Es sollte begleiten, inspirieren, Denkanstöße geben, und zwar ohne festen Fahrplan, ohne starre Regeln. Also entschied ich, alles wieder zu verwerfen und einfach das Buch sein zu lassen, was es sein wollte: ein Buch. Und genau das war die richtige Entscheidung.

Ein Titel, der sich lange weigerte, gefunden zu werden

Ich hatte die Inhalte des Buches klar vor Augen. Ich wusste, welche Themen ich behandeln wollte, welche Fragen ich beantworten würde und welche Perspektiven ich aufzeigen wollte. Aber dann kam die Frage, die mich immer wieder aufs Neue herausforderte: Wie nenne ich das Ganze?

Es war, als würde ich versuchen, etwas Riesiges in eine winzige Schachtel zu zwängen. Wie fasse ich diese komplexe Reise in nur wenigen Worten zusammen? Die klassischen Begriffe wie Resilienz oder Gelassenheit kamen mir natürlich sofort in den Sinn – schließlich begegnen uns diese Schlagworte ständig, wenn es um Elternschaft und Persönlichkeitsentwicklung geht. Aber genau da lag das Problem: Diese Begriffe passten nicht zu meinem Buch.
Denn das, was man uns Eltern autistischer Kinder ständig sagt, wie „Du musst loslassen“, „Du musst konsequenter sein“, „Du musst das Leben deines Kindes nicht so schwer nehmen“ – fühlt sich oft einfach falsch an. Es passt nicht zu unserem Alltag, zu unserer Verantwortung, zu unserer Liebe. Ich wollte keinen Titel, der sich in diese Reihe der üblichen Phrasen einordnet. Ich wollte das Gegenteil.

Ich wollte deutlich machen, dass es eine Alternative gibt und dass es nicht ums klassische Loslassen geht, sondern darum, Raum zu geben für das Kind, für uns selbst, für eine Zukunft, die sich nicht an fremden Erwartungen orientiert.
Und so begann eine lange Reise durch Ideensammlungen, Brainstormings und immer wieder das Gefühl, dass es noch nicht ganz stimmte. Ich schrieb unzählige Varianten auf, verwarf sie wieder, sprach mit anderen darüber, ließ den Prozess ruhen und dachte zwischendurch sogar (nicht ganz ernsthaft): Vielleicht bleibt das Buch einfach ohne Titel , es findet sich schon jemand, der mir das abnimmt!

Und dann kam dieser eine Moment. Ich merkte, dass es nicht nur um eine klare Botschaft ging, sondern auch um den Widerspruch, den so viele von uns spüren: Wir wollen loslassen, aber wir können nicht. Wir sollen loslassen, aber es fühlt sich nicht richtig an. Wir müssen doch loslassen – oder vielleicht eben doch nicht?

Und genau daraus wurde der Titel:
„Warum du nicht loslassen musst und was dir sonst keiner sagt“

Ich wusste sofort: Das polarisiert.
Es würde einige geben, die beim ersten Lesen nicken, erleichtert aufatmen und denken: Endlich sagt es mal jemand! Und genauso würde es andere geben, die irritiert sind, vielleicht den Kopf schütteln, weil es nicht zu dem passt, was sie bisher gehört oder gedacht haben oder selbst fühlen.
Aber genau das war mir egal. Denn ich wollte eine bestimmte Gruppe von Eltern erreichen. Diejenigen, die sich in den üblichen Ratschlägen nicht wiederfinden, die spüren, dass das mit dem Loslassen für sie nicht funktioniert und die eine andere Perspektive suchen.

Ich habe schon viele wunderbare Rückmeldungen zum Titel bekommen. Von Eltern, die sich sofort abgeholt und verstanden fühlten, noch bevor sie das Buch überhaupt aufgeschlagen haben. Und genau für diese Eltern habe ich es geschrieben.
Denn manchmal braucht es klare Worte, um das auszudrücken, was uns wirklich bewegt.

Das Leben dazwischen und die Kunst, weiterzumachen

Wenn ich heute auf das fertige Buch blicke, könnte man denken, es sei eine geradlinige Reise gewesen. Eine Idee, ein Plan, ein klarer Weg. Aber das wäre weit entfernt von der Wahrheit.
Es gab Phasen, in denen ich das Gefühl hatte, es geht nicht weiter. Ich wollte schreiben, hatte Ideen, Gedanken, Sätze, die mir nachts einfielen und am nächsten Morgen aufgeschrieben werden wollten. Doch dann klappte es nicht. Es meldete sich der Alltag, nicht immer der große, dramatische Einschnitt, sondern das Leben in all seinen Facetten, das ihr alle auch aus eigener Erfahrung kennt.

Mein Sohn brauchte mich. Meine Eltern brauchten mich. Eine herausfordernde Phase, ein Behördenbrief, der mich mehr Nerven kostete als gedacht. Pläne mussten umgeworfen werden. Mein eigenes Leben forderte mich, die Verpflichtungen, die ich neben dem Schreiben hatte, meine Arbeit, meine Familie, mein eigenes Energielevel, das manchmal einfach sagte: Nicht heute, Silke.
Das Buch war noch da. In meinem Kopf, in meinem Herzen. Aber es wurde immer wieder von allem anderen zugedeckt, was vermeintlich wichtiger war.

Ich zweifelte. Ist das wirklich das richtige Buch?
Nicht thematisch, sondern emotional. Will ich mich diesen Themen wirklich so tiefgehend stellen? Will ich all das noch einmal durchleben? Denn viele Kapitel spiegelten auch meine eigene Reise, meine eigenen Reflexionen, meine eigenen Erlebnisse.
Und dann meldete sich immer wieder die Stimme in mir, die sagte: Ja. Genau dieses Buch muss sein. Nicht nur, weil es in meinem Kopf war, sondern weil ich immer wieder Nachrichten von Eltern bekam, die genau diese Themen bewegen. Die sich mit den gleichen Fragen, Sorgen und Unsicherheiten herumschlagen und die sich fragen, warum sie nicht einfach „loslassen“ können, obwohl es doch alle sagen.

Also habe ich weitergeschrieben. Stück für Stück, Kapitel für Kapitel. Mal lief es flüssig, mal brauchte ich Wochen, um an einer bestimmten Stelle weiterzumachen. Manchmal fühlte es sich an wie ein leiser Kampf, manchmal wie ein großes Geschenk. Und dann, kurz vor dem Ziel, als eigentlich alles fertig war, kam das Leben nochmal mit voller Wucht. Große gesundheitliche Herausforderungen in der erweiterten Familie und etwas kleinere bei mir – Dinge, die nicht planbar sind, die alles andere für einen Moment in den Hintergrund rücken.
Ich dachte mir nur: Das kann jetzt nicht sein. Nicht jetzt, nicht kurz vor Schluss.
Aber genau das ist ja auch sinnbildlich für viele Abschnitte unserer Reise – deiner und meiner. Wie oft stehen wir kurz davor, etwas abzuschließen, durchzuatmen, und dann kommt das Leben mit neuen Herausforderungen um die Ecke?
Ich wusste: Wenn ich jetzt warte, dann bleibt das Buch wieder liegen.

Also habe ich den Endspurt durchgezogen, meine Zeit und Energie gebündelt, wo es möglich war und trotz allem, weil es sein musste, weil das Buch raus in die Welt wollte.
Und jetzt, wo es fertig ist, weiß ich: Dieses Buch ist genau richtig – so, wie es ist. Mit all den Pausen, dem Innehalten, dem Nachdenken. Denn genauso fühlt sich unsere Reise als Eltern oft an. Wir wollen vorwärts, aber manchmal zwingt uns das Leben dazu, kurz stehenzubleiben.
Und das ist völlig in Ordnung. Hauptsache, wir gehen irgendwann wieder weiter.

Jetzt ist es da und fühlt sich absolut richtig an

Es ist ein ganz eigener Moment, wenn ein Buch, an dem man so lange gearbeitet hat, endlich in die Welt hinausgeht. Plötzlich ist es nicht mehr nur mein Projekt, meine Gedanken, meine Überlegungen, jetzt gehört es auch euch.
Ich lasse das Buch in die Welt, weil es jetzt dort seinen Platz hat. Ich lasse es ziehen, weil es nicht mehr nur meine Gedanken und Erfahrungen sind, sondern weil es nun euch gehört – den Eltern, die sich auf dieser Reise befinden und sich fragen: Wie kann ich das alles schaffen? Ihr nehmt aus diesem Buch das mit, was zu euch passt und das kann bei jedem und jeder sehr unterschiedlich sein. Genau das ist aber völlig in Ordnung und so wird jeder damit seine ganz eigene Reise gestalten.

Die ersten Rückmeldungen zeigen mir, dass genau das passiert, was ich mir erhofft hatte: Das Buch macht Mut. Es gibt neue Perspektiven. Es stärkt.
Ich habe so oft überlegt, ob es wirklich all das transportieren kann, was mir so wichtig ist. Insbesondere liegt mir am Herzen, dass Eltern sich gesehen und verstanden fühlen. Denn wie ich es innerhalb des Buches auch thematisiere: wenn man sich gesehen fühlt, ist vieles gleich viel besser.

Ich bekomme bereits Nachrichten von Eltern, die schreiben, dass sie sich zum ersten Mal nicht mehr allein mit ihren Gedanken fühlen. Dass sie sich in so vielen Stellen wiedererkennen. Dass es ihnen hilft, neue Wege zu denken, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Es bedeutet mir unglaublich viel, dass ihr mir das rückmeldet. Vielen herzlichen Dank dafür ♥

Dieses Buch hat mich auf eine ganz eigene Reise geschickt – durch die Höhen und Tiefen des Schreibens, durch das Neu-Durchleben vieler Themen, durch Zweifel und Erkenntnisse.
Und jetzt darf es euch begleiten.

👉 Hier findest du alle Infos zum Buch

Zum Weiterlesen:

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