Wie man Wutanfälle und Meltdowns auseinander hält

veröffentlicht im November 2017


Frustration und Trotz führen zu Wutanfällen, Reizüberflutung möglicherweise zu einem Meltdown.
Wie kann man diese Zustände jeweils auseinanderhalten und wie geht man am besten mit seinem tobenden Kind um?

verzweifeltes Kind zwischen Eltern
©Quelle pixabay, User geralt, vielen Dank!

Über Frustration und Trotz zum Wutanfall

Wutanfälle treten meistens dann auf, wenn die Dinge nicht so laufen, wie man das gerne hätte. Das kann in ganz unterschiedlichen Konstellationen passieren.

Kleinkinder bekommen manchmal Wutanfälle wegen Dingen, die nicht beeinflussbar sind, zum Beispiel weil der Mond scheint und er das nicht soll oder die Sonne untergeht und sie das auch nicht soll.
Eltern-Kind-Beziehungen sind in manchen Phasen konfliktreicher als in anderen, so z.B. im typischen Trotzphasenalter der Zwei- bis Dreijährigen, die ihren eigenen Willen entdecken, der sich leider nicht immer mit dem der Eltern deckt. Oder später in der Pubertät, wenn Freiheitsstreben und Selbstverwirklichung auch nicht unbedingt immer mit der Haltung der Eltern oder der Erwartung der Gesellschaft zusammenpassen.
Auch kann man ganz heftig wütend werden, wenn man merkt, dass man manche Dinge einfach nicht schafft, die man gerne beherrschen würde. Viele AutistInnen sind unbegabter in (fein)motorischen Dingen. So gelingt einiges nicht so gut und akkurat, wie man es sich selbst wünscht. Und das kann schon mächtig wütend machen, vor allem, wenn man bemerkt, dass andere es doch viel besser schaffen und man sich seines eigenen Handicaps bewusst(er) wird.

Bei einigen autistischen Kindern beobachte ich, dass sich die Phasen etwas verschieben, da die Entwicklung mit einer gewissen Verzögerung einhergeht. So zum Beispiel auch bei Niklas. Die Pubertät begann etwa zwei bis drei Jahre verspätet, damit hatten wir mit den bisher heftigsten Wutanfällen bei ihm im Alter von 17 Jahren zu kämpfen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Frustrationsgrenze bei einigen recht niedrig ist und es vielen AutistInnen schwer fällt, ohne Anleitung die Perspektive zu wechseln.
Das bedeutet in der Praxis, dass es für Niklas z.B. nicht automatisch verständlich ist, dass im Winter um 18 Uhr nicht alle Lichter im Haus ausgeschaltet bleiben können. Wir müssen erst erklären, dass wir Licht brauchen, um etwas zu sehen, zu kochen, aufzuräumen, zu lesen, zu spielen, usw. Bis wir aber dazu kommen, alles zu erklären, ist er wegen eingeschalteter Lampen schon so frustriert, dass er aus der Wutspirale nicht mehr herauskommt.

Was kann man tun?

Wie sich Situationen entwickeln, hängt vor allem von der Reaktion der Erwachsenen, also sehr oft von der Reaktion der Eltern ab.

Möglichst gelassen bleiben.
Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber das beste Mittel.
Indem wir selbst ruhig bleiben, können wir dem Kind am besten helfen, auch wieder ruhiger zu werden. Wenn wir schreien, toben oder heftig argumentieren, schaukelt sich die Situation nur weiter hoch (rw).

Wichtig ist, Verständnis zu zeigen. Je mehr wir vermitteln, dass wir die Wut und den Ärger nachvollziehen können, desto eher kehrt wieder Ruhe ein.

Trotzdem kann man natürlich nicht jedem Wutanfall nachgeben. Bestimmte Grenzen und Regeln, die bei autistischen Kindern allerdings deutlich anders ausfallen können als bei nicht-autistischen Kindern, sind wichtig. Und zwar nicht nur für ein respektvolles Zusammenleben, sondern auch für die Entwicklung einer möglichst stabilen Persönlichkeit.

Beim Lesen herkömmlicher Erziehungsratgeber stößt man immer wieder auf den Tipp, mit dem Kind einen anderen Zeitpunkt zu verhandeln. So könnte man  z.B. sagen „Jetzt können wir nicht zur Oma gehen, aber morgen.“
Aus eigener Erfahrung mit einem frühkindlichen Autisten und nach den Schilderungen andere Eltern kann ich hierzu sagen, dass das für viele autistische Kinder nur sehr eingeschränkt möglich ist. Der Blick für den großen Zusammenhang fehlt häufig und die Aussicht auf etwas, das dann später irgendwann stattfindet, ist viel zu vage und nicht greifbar (rw), als dass es zur Lösung des Konflikts beitragen könnte.

Um Alternativen anbieten zu können oder einen Ortswechsel für Ablenkung anzustreben, muss man den richtigen Zeitpunkt abpassen. Wenn der Wutanfall schon weit ausgeprägt ist, gibt es hier kein Durchkommen mehr und nach meiner Erfahrung kippt Niklas sehr schnell in einen vollkommen unkontrollierten und orientierungslosen Zustand, der dem eines Meltdowns nach einem Overload sehr ähnelt.

Wenn man es allerdings schafft, rechtzeitig zu intervenieren, einen anderen Ort aufsucht, eine andere, attraktive Beschäftigung anbietet, möglicherweise etwas Überraschendes vorschlägt, kann der Wutanfall so schnell wieder zu Ende sein, wie er angefangen hat.
Das ist ein großer Unterschied zum Meltdown nach Reizüberflutung, aus dem es keinen schnellen Ausweg gibt.

Meltdown nach Reizüberflutung

Für diesen Zusammenbruch wird zwar auch das englische Wort für „Wutausbruch“, nämlich „Meltdown“ verwendet, gemeint ist aber ein völliger Zusammenbruch, ein Ausrasten, das nichts mit Wut zu tun hat, sondern die Folge einer kompletten Reizüberflutung und Ausdruck von Verzweiflung ist.

Die Reizüberflutung kann in allen Sinnesbereichen auftreten: zum Beispiel zu viele sich überlagernde Geräusche, laute Geräusche, unvermittelte Berührungen oder Begegnungen, beißende Gerüche, aber auch zu viele nacheinander gestellte Fragen oder Informationsflut. Dies alles staut sich so lange und intensiv an, dass sie in einen „Meltdown“ münden.

Junge

Anders als beim Wutanfall ist hier nicht der Auslöser etwas, das dem Willen des Kindes widerspricht, also Frust und Trotz auslöst, sondern etwas, das unfreiwillig geschieht, dem der Autist oder die Autistin ungefragt ausgeliefert ist, ohne willentlich dagegen anzukommen.

Der Meltdown, das Schreien, Weinen, Treten, selbstverletzendes Verhalten, Wegrennen,…. ist dann wie eine Flucht zu verstehen, ein Aufbegehren gegen die schmerzenden Sinneserfahrungen, er geschieht unkontrolliert und kann ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr durch „geschicktes Verhandeln“ beendet werden. Das unkontrollierte Verhalten wird nicht wie bei einem Wutanfall bewusst eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Was kann man tun?

Da sein. Ruhig bleiben. Dafür sorgen, dass sich niemand verletzt.
Möglichst nicht sprechen, denn das sind noch mehr Reize, die in dieser Situation nicht verarbeitet werden können.
Je nachdem, wie man es aus Erfahrung weiß, Distanz wahren oder leicht massieren oder einen Waschlappen anreichen, Decken zum Einhöhlen geben, das Licht dimmen oder löschen. „Die Welt erstmal aussperren“.

Ein Meltdown vergeht langsamer und hängt auch noch länger nach. Er hinterlässt Spuren wie anhaltende Überempfindlichkeit, Bedürfnis nach Ruhe und Müdigkeit.

Auslöser für Meltdowns kann man mit der Zeit immer besser erkennen und frühzeitig entgegenwirken. Im Beitrag „Overload, Meltdown, Shutdown – was ist das?“ habe ich ausführlicher darüber geschrieben.

Unterscheidung ist wichtig, aber nicht immer möglich

Ich denke, es ist wichtig zu unterscheiden, ob man es mit einem Wutanfall oder Meltdown zu tun hat (gem. der Definitionen, die ich oben gewählt habe).
Man kann dann angemessener reagieren und im Anschluss die Situation aufarbeiten und ggf. klären und dafür sorgen, dass sie nicht unbedingt wieder auftreten.
Gerade bezüglich Meltdowns kann das Umfeld einen großen Teil dazu beitragen, dass er möglichst nicht allzu häufig auftritt. Ausschließen kann man es natürlich nicht.

Nach außen hin ähneln sich Wutanfall und Meltdown oft sehr …

… so auch bei Niklas. Beide Formen hielten in einem besonders schwierigen Jahr über vier Monate hinweg fast täglich bis zu drei Stunden an und es war anfangs sehr schwer zu verstehen, um was von beidem es sich handelte. Mit der Zeit wurde es offensichtlicher, wir lernten dazu, wussten, auf was wir achten müssen, und konnten schneller erfassen, ob der Auslöser für das schrille, anhaltende Geschrei und Toben z.B. drei vorbeifliegende Hubschrauber oder Kirchenglocken (beides Reizüberflutung mit anschließendem Meltdown) oder unser Hinweis darauf, dass wir erst in einer Stunde zum Opi fahren (Wutanfall), war.

Vielleicht hilft die kleine Tabelle bei der Unterscheidung weiter:

WutanfallMeltdown
etwas läuft nicht so, wie gewünscht

 

resultiert aus Ärger und Frust

ist zielgerichtet, um etwas zu bewirken

hört auf, wenn das Ziel erreicht ist

Beachtung wird eingefordert

geschieht unwillentlich

 

resultiert aus Reizüberflutung

hat kein Ziel

„hängt“ länger nach

Beachtung ist unwesentlich

Was kann man tun?

 

möglicherweise verhandeln

gelassen bleiben

rechtzeitig Alternativen aufzeigen

Verständnis zeigen

Was kann man tun?

 

ist nicht verhandelbar

ruhig bleiben

Sicherheit vermitteln

Reize minimieren, ggf. Ort wechseln

Halt geben nach Wutanfall und Meltdown

Egal, was zu einem Ausbruch geführt hat – es ist immer emotional belastend, vielleicht irritierend und ermüdend.
Am meisten Halt kann man seinem Kind geben, indem man ihm anschließend vermittelt, dass sich an der Liebe zu ihm und dem sicheren Nest zuhause nichts geändert hat.

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Zum Weiterlesen:

KOMMENTARE

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  1. Liebe Ella,
    eine kleine Ergänzung: viele zeitlich eng aufeinanderfolgende Wutanfälle mit entsprechender Auseinandersetzung (Diskussion, Streit) können auch im Meltdown enden.
    Deshalb ist es wichtig, nach dem Wutanfall in eine relative frustfreie Zeit zu organiseren. Gerade bei Jugendlichen/ Jungerwachsenen für Eltern oft nicht mehr machbar.

    1. Ein sehr wichtiger Aspekt, der im Artikel nicht genannt wurde (genannt werden konnte).

      Dieser Formulierung kann ich aus „autistischer“ Sicht nur voll und ganz zustimmen.

      [ASS (Asperger)]

      Freundliche Grüße

      Debbie

  2. Liebe Ella,

    Vielen Dank für die vielen tollen Beiträge, du schreibst einem aus der Seele.

    Ich erlebe diese Wutanfälle bzw. Weinanfälle bei meiner 15 jährigen Tochter sehr häufig.
    Es tut so weh als Mutter mit anzusehen, wie sie darunter leidet. Insbesondere in der jetzigen Zeit (Pubertät) realisiert Sie immer mehr ihre Andersartigkeit. Sie wünscht sich so sehr Freunde und Kontakt zu ihren Mitschülern; erlebt aber immer wieder Enttäuschungen oder sie wird ignoriert. Wenn etwas nicht klappt oder sie etwas nicht wie vorgenommen erreichen kann , muss nur noch eine Kleinigkeit hinzukommen und dann kommen diese Wutanfälle.

    Danach ist sie fast depressiv und total entkräftet.
    Es ist sehr schwer hier selber ruhig zu bleiben , es kostet sehr viel Kraft.
    Ich hoffe, dass sie selber feststellt, was für ein tolles Mädchen sie ist. Ich wünsche ihr diese Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen so sehr.

    Ute

  3. Liebe Silke, vielen Dank für den tollen Text! Auch ich muss bei meiner Tochter oft unterscheiden können ob es nun reiner Trotz oder eine Reizüberflutung ist.

  4. Hallo Zusammen, bin eine stille Leserin aber jedesmal so beeindruckt, da ich in vielen Dingen meinen Sohn Nico (22) wieder finde… bei ihm ist die Wut sehr ausgeprägt wenn man ihm etwas verspricht und es dann doch nicht klappt , aber eine andere Alternative geboten wird… das akzeptiert er aber nicht, rastet total aus, schmeisst sein Handy auf den Boden ( obwohl es sein „ Heiligtum ist) , zerreisst Tshirts oder macht alles kaputt was ihm in die Hände kommt…. was ich nun tatsächlich gelernt habe, wenn ich ihm Verständnis entgegen bringe, ganz ruhig bleibe( was nicht immer funktioniert ?) dann beruhigt er sich doch schneller als früher

  5. Ich bin Autistin und in deinen Beschreibungen kann ich mich leider wiederfinden.
    Die Wutausbrüche/Meltdowns kommen so plötzlich, dass ich oft selbst nichts mehr dagegen tun kann. Danach falle ich meist in mich zusammen und fühle mich sehr müde und Schuldgefühle steigen auf.
    Es macht mir oft Angst, weil ich schon 27 Jahre alt bin und ich das einfach nicht ändern kann.
    Ich habe keine Freunde und habe oft Angst, dass mich mein Freund, der nicht autistisch ist, verlässt, weil er mich nicht versteht.
    Es war schon mal eine Zeit lang besser, aber jetzt bin ich letztes Jahr in meine 1. eigene Wohnung gezogen und es passiert mehrmals die Woche, ohne, dass ich etwas dagegen unternehmen kann.
    Mir hilft es, wenn jemand bei mir ist…

    1. Liebe Sarah
      Mir geht es auch so. In auch Asperger Autistin und habe auch Wutanfälle. Ich bin zu dem Schluss das Selbstbeherrschung bei uns keine Lösung ist aber Gelassen das Perfekte Mittel sie nicht anwenden zu müssen. Überlege welche Situationen bei dir Wutanfälle auslösen und überlege immer wieder wenn du ist das wirklich so schlimm ? Irgendwann es dann und zu einer viel kleineren Wut Du dann wahrscheinlich kontrollieren können wirst. Ich bin früher bei einer 3 in Mathe ausgerastet und so habe ich es dann geschafft. Lass dir am besten von einem Psychologen helfen . Verhaltenstherapie hilft und ich finde das Autistische Menschen wegen ihren Gefühlsausbrüchen hängen gelassen werden. Bezüglich des Allgemeinen Arbeitsmarktes der könnte an den Gefühlsausbrüchen scheitern und in der Werkstatt sind viele Asperger Autistische die hin und wieder Gefühlsausbrüche haben unterfordert das wär bei Auch der Fall . Ich hab sorge das in die Behinderten Werkstatt muss wegen der Gefühlsausbrüche weißt du irgendeinen Arbeitgeber der da Verständnisvoll ist.

  6. Liebe Silke,
    nach dem Melddown meiner Tochter gestern Abend nahm ich mir heute die Zeit mit ihr (11 Jahre) deine Texte, Erfahrungen und Gedanken zu lesen.
    Obwohl ich ihr gestern Abend, als sie anschließend (Shutdown Phase) erschöpft in meinen Armen lag, erklärte, dass ich ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen kann (selbst betroffen, mein Bruder und verstorbener Vater ebenso), fand sie es toll, dass du als „Fremde Instanz“ ihr Erlebnis und ihre Gefühle so treffend beschreibst – das hilft ihr! DANKE!

  7. Ich bin froh, auf Deine Seite gestoßen zu sein. Mein Sohn (10) bekam vor einem halben Jahr die Diagnose Asperger Autismus. Glücklich wäre ich, wenn das Umfeld sich auch mehr bemühen würde, sich in ihn einzufühlen oder sich mit dem Bild der Andersartigkeit zu beschäftigen, doch überwiegt im Alltag oft die Ablehnung. Dies spürt mein Sohn immer mehr. Er ist ein intelligenter Junge, wird auch die Realschule besuchen (mit seiner Schulbegleiterin).
    Overloads und Meltdowns kennen wir, doch von der Umgebung wird es oft einfach als Bockigkeit, Ungezogenheit usw. abgetan. Beim letzten Mal saß mein Junge, nachdem alles am Abklingen war, weinend im Treppenhaus, schlug sich auf die Wangen und sagte, er wolle, daß es aufhört. Das als Mutter zu sehen, tut sehr weh. Danach in den Arm nehmen und einfach da sein, sagen, daß man sein Kind trotzdem lieb hat und jeder eigentlich auf seine Art „anders“ ist, hilft uns sehr.

    1. das kenne ich so gut. mein Sohn schlägt sich selbst und weint verzweifelt und bittet darum, dass ich den autismus weg mache. mein Herz blutet als Mama

  8. Hallo Silke,

    Gibt es vielleicht ein Zwischending zwischen Wutanfall und Meltdown?
    Wenn man schlicht und einfach auf etwas Unerwartetes/Überrumpelung reagiert, das man so noch nicht erlebt hat und (noch) keine Möglichkeit/keinen Plan/ keine Lösung hat, wie man mit der unerwarteten Situation umgehen kann?
    Ich (Autistin) komme in diesen Momenten dann erst gegen meinen Willen in den Ausraster hinein und dann oft lange nicht wieder heraus, egal wie ich es versuche.

    Bei mir ist es nämlich meist so, dass ich nach dem Zusammenbruch schaue, wie ich mit der Situation klar kommen kann, wie ich trotzdem tun kann, was von mir verlangt wird, wie ich das nächste Mal damit umgehe. Von alleine.

    1. Liebe Jana, ich denke auch, dass man das nicht immer auseinanderhalten kann. Das ist auch häufig die Herausforderung für Eltern zu entscheiden, mit was man es zu tun hat, um angemessen reagieren zu können.
      Im Grunde ist es wohl das, was Du über Dich selbst beschreibst, nur dass Du es mit Dir alleine reflektierst. Ich bin keine Autistin und ich würde mir daher auch nicht anmaßen, Dir zu erklären, ob Du Meltdowns oder Wutanfälle hast. Aber so wie Du es beschreibst, finde ich es super, dass Du im Anschluss überlegst, was los war und wie Du in Zukunft damit umgehen kannst. Allerdings musst Du nicht immer tun, was von Dir verlangt wird – das ist mir in Deinem Kommentar aufgefallen. Du kannst auch zu dem Schluss kommen, dass es nicht in Ordnung war, was von Dir erwartet wurde, um Dir eine Strategie zurechtzulegen, wie Du Dich in Zukunft davon abgrenzen kannst.
      Herzliche Grüße, Silke

  9. Liebe Silke,
    Danke für deine lieben Worte.
    An der Sache mit dem Abgrenzen arbeite ich. Das ist auch ein Problem, das nicht vordergründig etwas mit Autismus zu tun hat, sondern mit der Erziehung, die mir zuteil wurde.

  10. Lieber Malte, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Es gibt wirklich sehr schwierige Situationen. In Kürze biete ich ein Seminar zu diesem Thema an, vielleicht gibt Dir das noch weitere Gedankenanstöße. Schau einfach mal regelmäßig hier rein oder lies im Newsletter mit, damit Du es nicht verpasst. Herzliche Grüße, Silke

  11. Mein Enkelsohn ( 17 ) ist Autist und lebt in meinem Haushalt,da ich ihm an meinem Wohnort eine stabilen Schulbesuch organisieren konnte. Vorausgegangen waren viele Beschulungsversuche, die immer wieder durch Zeiten ohne Schulbesuch gekennzeichnet waren. Seit 2018 besucht er nun hier die Realschule und wird in diesem Jahr die mittlere Reife erwerben. Auch für uns sind seine Wutausbrüche bei Reizüberflutung ein großes Problem.Aktuell ist er vom Präsentsunterricht ausgeschlossen da er im Unterricht einen solchen Ausbruch hatte.
    Er wird sich nun im Disstanzunterricht auf seine Prüfungen vorbereiten. Natürlich ist das für ihn schwer,da er seine Wutanfälle als sehr negativ empfindet und danach sehr traurig und hilflos ist. Hilfreich ist da besonders sein Therapeut . Im Sport findet er wenig Entlastung da er motorisch eingeschränkt ist,. Aber die Musik ,besonders seine Gitarre helfen ihm immer wieder aus diesen Krisen. Und das wichtigste:wir,seine Familie.

  12. Mein Sohn,17 J.ist A- Typischer Autist u.ein ganz lieber Junge…aaaaber wenn es nicht so läuft wie er es möchte rastet er auch mal aus.
    Dann haut er mit dem Fuß gegen die Tür u.wenn ich was sage,beleidigt er mich und das macht mich traurig.Ich lass ihn dann in Ruhe, er kommt dann kurze Zeit später zu mir und entschuldigt sich.
    Er sagte letztens zu mir,,warum bin ich so“,habe versucht es ihm zu erklären aber eine richtige Antwort hatte ich auch nicht.
    Wir wissen ja auch nicht ,woher es kommt,als Kleinkind war alles normal ,mit 3 Jahren begann es bei ihm.
    Ich liebe mein Kind so wie er ist…ein besonderer Mensch!

  13. Hallo, mein Sohn ist 11 Jahre und hat noch keine Diagnose durchlaufen, aber wir sind uns relativ sicher, dass er Asperger oder eine andere Autismusform hat. Durch die lange Zeit im Lockdown sind unsere Nerven dem Zerreißen nahe und das legt sich auf die gesamte Familie. Alle leiden darunter. Er lässt sich bei seinen Wutanfällen immer zu Respektlosigkeiten hinreißen, ich kann das langsam nicht mehr ertragen, weiß aber keinen Ausweg. Es hilft schon irgendwie den Blog zu lesen.

    1. Hi Alexa,

      Bei uns ist es ähnlich. Türenknallen, Schreien, Unflätigkeiten, Selbsthass, manchmal ist er kurz davor physisch gegen uns Eltern zu werden, bremst dann zum Glück aber.
      Wir leben getrennt, aber nur einen Steinwurf entfernt. Für unseren Sohn (12) natürlich gut, denn wenn er einen seiner Ausbrüche hat und die sind seit den vielen Lockdowns massiv angestiegen, kann er zwischen uns pendeln was am Ende für alle 3 gut ist um eine Stuation verlassen zu können oder sich zu sammeln. Wir sind gerade in Klärung woran er leidet. Es ist einfach nur herzzerreißend. Tatsächlich hilft es zu lesen wie andere sich damit fühlen, wie sie damit umgehen und welche Strategien jemand entwickelt hat.

      Danke euch allen, dass wir daran teilhaben können!

  14. Hallo. Bei meinem Sohn (14) ist es seid einem dreiviertel Jahr amtlich, das er Autist ist. Der Kindergarten hat schon von Auffälligjeiten geredet, ich war jedes Jahr beim Kinder- und Jugendpsychatrichen Dienst und keiner hat etwas in dieser Richtung gesagt.
    Oft habe ich auf meinen Bauch gehört, war immer das schlechte Elternhaus…
    Nachdem ich hier gelesen habe, nachdem es bei uns gestern fürchterlich gekracht hat. fühle ich mich ganz schlimm!
    Hin zur Diagnose war mehr Zufall. Ich war im KRHS und hatte eine Zimmergemossin, welche Sozialpädagogik studiert hat. Nach ein paar Sätzen fragte sie, ob ich meinen Sohn schon mal auf Asberger habe testen lassen.
    In den Beiträgen hier finde ich viele Gemeinsamkeiten und bin heute sehr enttäuscht, das ich so lange als schlechtes Elternhaus verschrieen war. Auch fehlt mir die Unterstützung von Fachleuten. Ich habe immer wieder das Gefühl, man mauert von allen Seiten und will die Auswirkungen, was es mit einer solchen Diagnose mit sich bringt, nicht sehen.

    1. Hallo,
      auch ich finde meinen Sohn (nächste Woche 13) in euren Schilderungen wieder. Und auch wir sind seit fast 12 Jahren von einem Therapeuten zum nächsten „Fachmann“ gelaufen – und bekamen immer wieder die Diagnose „Erziehungsproblem“.
      Dass wir eine 1,5 Jahre jüngere Tochter haben, die diese Auffälligkeiten nicht zeigt, wurde offensichtlich ignoriert.
      Bis heute haben wir keine – uns zufriedenstellende- Diagnose, unser Sohn aber durch die vielen Untersuchungen das eindeutige Gefühl, „nicht richtig“ zu sein und dass ihm keiner helfen will.
      Mich zerreißt es!

  15. Hallo.
    Mein Sohn, Ben, ist zwar noch nicht mit Asperger diagnostiziert, aber sein Verhalten zeigt schon deutlich, dass es Asperger ist.
    Gestern hatte Ben einen Wutanfall/Meltdown und das zum dritten Mal, aber diesmal besonders extrem. Die Reizüberflutung ( anderer Ort, andere Kinder, Stress durch Ärger wenn er andere ärgert , vermutlich der Kuchen mit LebensmittelFarbe? ) hat -wie ich vermute – zu einem Meltdown geführt.
    Da er hinterher nicht mehr genau weiß, was passiert ist und in einem richtigen Wahn ist, passt der „Meltdown “ wohl eher als der Wutanfall oder es war beides nacheinander?
    Sein Vater kann in dem Moment gar nicht mit ihm reden , denn bei ihm rastet er völlig aus, haut und schmeißt um sich.
    Das Einzige , was ihn beruhigt hat gestern war leises beruhigen, dass alles gut wird mit leichtem Streicheln und Umarmen, Versuch den Blickkontakt herzustellen und instinktiv habe ich tatsächlich das Licht ausgeschaltet. Das alles zusammen hat Ben wieder beruhigt. Danach war er müde und traurig.
    Seit Ben geboren ist, habe ich immer alles “ nach Gefühl “ und instinktiv getan und ihn so erzogen, wie ich es für richtig hielt bzw. halte.
    Verständnis bekomme ich bis heute nicht, obwohl ich einfach versuche, alles möglichst gute für ihn und seine kleinen Geschwister zu tun.
    Da er nun 10 Jahre alt ist und seine Wutanfälle / Meltdowns nun intensiver sind, suche ich nach allen Möglichkeiten, die uns weiterhelfen. Diese Seite hier hat mir schon einmal mehr Infos gegeben, was es mit der Wut auf sich hat.
    Vielleicht hat jemand ja noch weitere Tipps oder kommt vielleicht auch aus unserer Nähe. So könnten sich unter den Asperger -Kindern vielleicht Freunde finden, denn dies finde ich für die betroffenen Kinder besonders schwer.
    Lieben Gruß.
    Sabine

  16. Hallo Jana,

    ich finde deinen Kommentar sehr richtig. Er spricht etwas an, das mir selbst im Text aufgefallen ist. Und zwar wird im Text – den ich grundsätzlich super finde und sehr hilfreich, vielen Dank dafür an die Autorin! – von einem „Wutanfall“ in Folge einer Planänderung („erst eine Stunde später zum Opa“) gesprochen.

    Nun bin ich selber kein Autist, ich komme also aus der Theorie über Autismus (und die praktische Arbeit mit autistischen Kindern). Aber nach allem, was ich weiß, sind die aus plötzlicher Planänderung, Routinebrüchen, genereller Unvorhersehbarkeit von Ereignissen etc. resultierenden Gefühle i.d.R. nicht mit „Wut“ am besten beschrieben. Ich würde da eher vielleicht von „Panik“ sprechen, habe da auch Zitate von Autisten im Kopf, die besagen, dass in solchen Momenten „eine ganze Welt zusammenbricht“ etc.

    Nochmal theoretisch: viele Autisten erleben den Alltag mit all seinen Ereignissen als unstrukturiert, chaotisch, unvorhersehbar und daher als beängstigend und stressig. Helfen tun ihnen Routinen oder zum Beispiel auch visuelle Strukturhilfen (aus dem TEACCH-Kosmos). Helfen tut auch – um beim Beispiel zu bleiben – die klare Ansage „Um diese Zeit fahren wir zum Opa“. Wenn irgendeine dieser Sicherheit verschaffenden Maßnahmen dann plötzlich wegfällt – sei es, dass eine Routine gebrochen wird oder dass plötzlich dann doch eine Stunde später zum Opa gefahren wird – verfällt all das Sicherheitsgefühl schlagartig und wandelt sich um in…ich würde wie gesagt sagen: „Panik“.

    (Hinzu kommen wissenschaftlich belegte Schwierigkeiten von Autisten, sich spontan auf unerwartete, neue Situationen einzustellen und hierin zu agieren, aufgrund schwach ausgeprägter Exekutivfunktionen)

    Ich würde in diesen Zusammenhängen daher nicht von „Wutanfall“ sprechen. Wovon dann? Gute Frage, schwer zu beantworten. Vielleicht von Overload/Meltdown, falls man die aufgrund von Kontrollverlust und Panik auf den autistischen Menschen einströmenden Eindrücke als „Reize“ verstehen kann. [Da bin ich mir nicht sicher] Ansonsten wäre ich vielleicht deiner Meinung, dass es ein Zwischending zwischen Wutanfall und Meltdown sein könnte, dass vielleicht ein weiterer Begriff notwendig wäre.

    Aber auf jeden Fall nicht als „Wutanfall“ meiner Meinung nach.

    Viele Grüße!
    Manuel

    1. Ja… Kontrollverlust, aus meiner Sicht und Erfahrung ein weiterer, wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem Overload und dann Meltdown…
      Kontrolle, Planung und Struktur erleichtert mir den Tag, denn dann muss ich mal nicht nachdenken, verbrauche mal keine Energie…. denn die rauben mir schon die sozialen Interaktionen, egal wie gut ich angepasst bin.
      Ich denke, dass bei Autisten wie mir das der größte Energiefresser ist: die tägliche Interaktion ( auch das Schreiben hier).
      Dann kommen die sensorischen Besonderheiten oben drauf. Komorbiditäten… etc.

      Eine gute, tägliche Struktur, Planung bei Neuem ist dann wie ein Nest, in das man sich fallen lassen kann. Unbesorgt… sorglos… frei….
      Nur wehe, in der neurotypischen und unbefangenen Hektik des Umschmeissens wird das Nest dann zerstört. … freier Fall…. nichts hält mehr… Panik und Angst.

  17. „Jetzt können wir nicht zur Oma gehen, aber morgen.“

    Mit dieser Antwort könnte ich mich nicht zufrieden geben. Es müsste schon genauer begründet werden warum es „jetzt“ nicht geht, „morgen“ dann aber wohl. :)

    Panik fühlt sich für mich persönlich irgendwie anders an, aber eine wirkliche andere Bezeichnung habe ich leider auch nicht. Jedoch finde ich Wutanfall auch irgendwie nicht passend.

    Wenn hier bei mir zuhause eine plötzliche Planänderung auftritt, bekomme ich regelrecht die Krise. Mich stressen solche Dinge dermaßen, dass sich sofort heftige Unruhe in mir breit macht.

    (Stress schaltet bei mir zudem auch noch irgendwie eine Art Fluchtmodus ein. Ich möchte aus dieser unvorhergesehenen Situation heraus, kann ihr aber nicht entkommen.)

    Wenn dann auch noch versucht wird mir zu erklären warum und wieso was geändert wurde, steigt langsam aber sicher Ärger in mir hoch. Dieser Ärger macht mir dann zusätzlich auch noch zu schaffen so dass ich diesen sofort los werden möchte.

    (Ich tue meinen Unmut dann kund.)

    Dies verstehen die anderen jedoch nicht und fragen mich nun auch noch warum ich deswegen jetzt so einen Aufstand machen muss. „Bleib doch mal locker“ heißt es dann was mich nun noch mehr in „Fahrt“ bringt.

    (Es ist, als würde man eine Dampflok mit noch mehr Kohle befeuern, obwohl die schon weitgehend unter Hochdruck arbeitet, der Kessel steht kurz vor der Explosion.)

    Ich verstehe nämlich nicht wie andere Menschen mit so einer plötzlich Änderung klar kommen können. Und man erwartet von mir jetzt dass ich mich augenblicklich umstelle.

    Da diese Umstellung dem anderen ja nicht zu schaffen macht, darf sie mir auch nicht zu schaffen machen, so das Denken des anderen anscheinend.

    Für mich persönlich ist die Welt sehr chaotisch und meine eigene von mir erstellte Struktur hier zuhause, gibt mir Sicherheit, Ruhe und Halt.

    Jede plötzliche Veränderung kippt dieses Gleichgewicht und bringt mich aus dem Tritt. :)

    1. Liebe Zarinka, Deine Beschreibung spricht mir aus der Seele.

      … und je älter ich werde, umso mehr bringen mich Änderungen aus der Bahn… meist im Privaten.
      Im Beruf ist Wandel mein Thema und das Managen einer internen, digitalen Community von 70.000 Mitgliedern… manchmal denke ich, das kriege ich nur gebacken, wenn ans8nsten alles nach (meinem) Plan A, B, C oder D läuft.

      Danke auch für das wundervolle Dampflok-Beispiel… Ich denke, besser kann man eigentlich nicht beschreiben, wie es sich anfühlt, auf einen Meltdown zuzusteuern und ihn nicht mehr abwenden zu können. Peter Schmidt (Kaktus am Valentinstsg) hat das mal mit einem Vulkan beschrieben, aber das hier finde ich noch passender, da hier der aktive Beitrag der Umwelt deutlich wird. Ein Meltdown ist leider menschengemacht…finde ich.

  18. Hallo zusammen,

    ich arbeite als Schulbegleitung an einer Grundschule und verbringe seit drei Jahren fünf Tage die Woche mit einem besonderen Jungen ( 9 Jahre) . Die Diagnose ist ein langwieriger Prozess, der Eltern, Betroffenen und Begleitpersonen viel Geduld abverlangt. Hochfunktionaler Autismus ist die bisherige Diagnose.
    Da es im Schulalltag trotz vorgegebenem Tagesablauf unendlich viele Änderungen gibt, begeben wir uns täglich auf eine Reise voller Überraschungen, aber das wurde mir erst bewusst seit ich mich in die Welt eines autistischen Jungen einfühlen durfte. Ich habe viele „Wutausbrüche“ begleitet aus den verschiedensten Situationen heraus. Ich habe mich mit den unterschiedlichen Abstufungen beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es für „meinen“ Jungen sehr hilfreich ist ihm selbstgewählte Pausenzeiten durch den Tag einzuräumen. Er konnte sich mit einem Kissen mit Federfüllung, in einem offenem Nebenraum, auf ein Sofa setzen und die herausstehenden Federn auszupfen, es war eine wunderbare Entspannung für ihn, ohne sich ganz aus dem Schulgeschehen entfernen zu müssen. Das hat seine Überreizungstendenz wesentlich reduziert. Leider wurde das Kissen im Zuge der Aufräumaktion über die Sommerferien entsorgt und somit suchen wir ein neues „stimming“ Objekt. („stimming“ ist eine sehr wichtige Kompensatiosstrategie !!!!) Bis dahin gebe ich ihm einen Raum für Überforderung das meint, ich gehe mit ihm in einen anderen Raum in dem er alleine, mit meiner Unterstützung, seine Wut/Überforderung erfahren und abklingen lassen lernt. Ich stelle immer wieder fest, ich (neurotypisch) bin die Blinde und ich kann viel von ihm lernen wenn ich uns als Team wahrnehme, egal wie was benannt wird.
    Ich habe durch meinen Beruf als Inclusionsbegleitung einen erweiterten Blick auf die Auslegung von Wahrheiten bekommen und es war mir eine Freude das in diesem Rahmen eimal mitteilen zu können.

    Herzlichen Gruß

    Anja

  19. Liebe Mela,

    ich kann gut nachvollziehen, dass es überhaupt nicht befriedigend ist, keine eindeutige Diagnose zu bekommen. Aber bitte, bitte nimm diese Verdachtsdiagnosen und Kombinationen nicht persönlich. Du bist auf keinen Fall Schuld am möglichen Autismus oder ADHS Deines Kindes. Das hat Silke hier im Blog auch schon an vielen Stellen geschrieben. Lies weiter und mach Dich schlau, Wissen ist wichtig.
    Es gibt nicht wenige Kinder, bei denen Kriterien beider Diagnosen erfüllt sind und das eine dann mehr im Vordergrund steht als das andere.
    Falls Du dich dazu belesen magst, gibt es ein sehr gutes Buch von Tebartz van Elst: „Autismus und ADHS“.

    Viele Grüße
    Manu

  20. Liebe Silke,

    vielen Dank, dass Du diesen Beitrag durch Deinen aktuellen Newsletter (04.10.22) wieder hoch geschoben hast. So konnte ich darauf aufmerksam werden.
    Für mich als 57jährige Autistin ist er enorm hilfreich, denn er hilft mir, vergangene Situationen besser zu reflektieren und einzuordnen, so dass ich hoffentlich in Zukunft das Entstehen besser wahrnehmen und ggf. mich aus der Situation herausziehen kann.

    Hier ist das, was ich bislang über mich herausgefunden habe – vielleicht helfen meine Beobachtungen auch anderen hier – die von Manuel waren insbesondere hilfreich für mich:

    Ich bin sehr lange extrem angepasst gewesen und habe dadurch beruflich auch viel erreicht. Nun, nach den Wechseljahren lässt aber die Kraft immer mehr nach, immer wieder in der neurotypischen Welt auch nur irgendwie „mitzuschwimmen“ (RW). Die Haut ist sehr dünn geworden (RW).
    Die Folge sind sehr viel häufigere und schwerere Meltdowns.

    Ich kann beobachten, dass sie aus einem vielfältigen Konglomerat entstehen, etwa:

    – meine Komorbitäten, wenn diese mir auf einmal wieder mehr zu schaffen machen
    – Überlastung etwa aus dem Job oder aus dem Privatleben, die ich vielleicht noch gar nicht so
    wahrgenommen habe
    – dann steigt auch meine sensorische Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen, Lärm oder Menschen generell
    – Hektik oder wenn man mich (oder ich mich selbst) zur Eile antreibt
    – Planänderungen, die nicht oder nicht ausreichend kommuniziert wurden –> Unsicherheiten
    – für mich zu viele soziale Kontakte/Interaktionen (das können schon mehr als zwei am Tag sein) – jeder
    soziale Kontakt ist irre anstrengend, obgleich ich als sehr eloquent gelte.

    All dies baut sich in unterschiedlicher Zusammensetzung langsam auf.
    Ab einem gewissen Punkt merke ich das mittlerweile (ich werde immer agressiver, der Rücken schmerzt, ich werde fahrig) und kommuniziere entsprechend. Aber komme ich dann nicht aus der Situation heraus – etwa durch Ruhe und Rückzug, sondern werde noch mehr gefordert, geht es unweigerlich in einen Meltdown hinein.
    Nach dem letzten vor ca. 6 Wochen war ich 14 Tage danach total müde, konzentrations- und antriebslos. Nur durch Ruhe, Ruhe, Ruhe ging es dann wieder aufwärts.

  21. Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
    Das Erklärungen bei einem Wutanfall nicht ankommen, haben wir schon gemerkt. Trotzdem ist es nicht einfach ruhig bleiben zu können. … wir üben uns noch in Gelassenheit.

    Liebe Grüsse
    Claudia

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