Susannes Sohn Thomas ist zwölf Jahre alt und Autist. Aufgrund seiner speziellen Bedrüfnisse ist es schwierig, ihn auch von anderen Menschen betreuen zu lassen. So ist es für Susanne als alleinerziehende Mutter oft schwierig, den Alltag zu organisieren.
(Namen geändert)
Zu den Herausforderungen gehören für Thomas, alleine Bus oder Zug zu fahren oder ohne Schulbegleitung die Schule zu besuchen. Wenn sich Abläufe veränderen, tut er sich schwer, sich selbst zu organisieren, seine Toleranzgrenze ist in dieser Hinsicht sehr niedrig.
Susanne arbeitet in Teilzeit, trotzdem ist es nicht einfach, Termine so zu organisieren, dass es für alle gut klappt. „Für Arzttermine nehme ich mir Urlaub (manchmal unbezahlt) oder feiere Überstunden ab. Termine für Kieferorthopädie lege ich immer auf den späten Nachmittag nach der Arbeit und Besprechungen in der Schule (zum Beispiel Hilfeplangespräche) können Gott sei Dank am Nachmittag stattfinden oder manchmal noch vor meinem Arbeitsbeginn“, erzählt Susanne.
Thomas besucht seinen Vater gerne, aber Susanne kann sich auf ihn nicht verlassen, berichtet sie. „Er kümmert sich nur, wenn er Lust hat und hat viele Ausreden, warum er Thomas nicht nehmen (kein Geld, keine Zeit usw.) oder ihn nicht wieder nach Hause bringen kann. Wir haben zwar noch das gemeinsame Sorgerecht, aber ich erledige alle Aufgaben, die mit Schule, Arztterminen, Geburtstagen usw. zusammenhängen, alleine. Wichtige Unterschriften muss ich immer mehrmals anmahnen. Und Zahlungsaufforderungen kommt er nicht zuverlässig nach.“
Bei wichtigen Themen achtet Susanne darauf, dass sie sich unter Zeugen mit Thomas‘ Vater unterhält, damit es hinterher keinen Ärger gibt.
„Am meisten leide ich aber unter der fehlenden Akzeptanz von Alleinerziehenden in der Öffentlichkeit und bei Vorgesetzten. Da wird oft nicht verstanden, dass ich bei Abendveranstaltungen selten anwesend sein kann“, erklärt Susanne. „Positiv ist, dass ich Urlaube oder Ausflüge alleine plane und mir in dieser Hinsicht keiner Vorschriften macht.“
Anderen Alleinerziehenden rät Susanne, offen über Probleme zu sprechen und sich Unterstützung zu holen, wo es geht. „Versucht, über Familie und gute Freunde ein stabiles Netzwerk aufzubauen! Glaubt mir, das klappt! Und nehmt nicht jeden erstbesten Job an, damit das Geld stimmt, ihr aber daran kaputt geht.“
Susanne empfiehlt, sich Gruppen im Internet, wo sich Leute in ähnlichen Situationen austauschen, anzuschließen.
Ganz viel Kraft zieht sie aus der Unterstützung ihrer Eltern, die zwar ein ganzes Stück entfernt wohnen, aber immer für sie und Thomas da sind.
„Außerdem freue ich mich über jeden kleinen Fortschritt meines Sohnes durch den er selbständiger wird. Ich liebe es, sonntags auszuschlafen, abends ein gutes Buch zu lesen, wenn ich nicht zu müde bin, ein Entspannungsbad zu nehmen oder allein shoppen zu gehen.“
Von der Gesellschaft wünscht Susanne sich mehr Akzeptanz, bessere Arbeitszeiten, z.B. flexible Teilzeit und Freistellung am Abend. „Die Krankenkassen sollten Fahrten zur Kinder- und Jugendpsychiatrie und/oder Arbeitsausfall auch bei Kindern und Jugendlichen über 12 Jahren übernehmen.“
Zum Schluss meint sie noch: „Allen Menschen, die so ein Thema immer wieder der Öffentlichkeit näher bringen, ins Gedächtnisss rufen, allen Menschen, die hilfreiche Tipps geben: DANKE,DANKE,DANKE! Ihr seid unersetzlich!!!!“
Ich danke Dir, liebe Susanne, für Deine Offenheit und für das Teilen Deiner Erfahrungen. Alles Gute für Dich und Deinen Sohn. :-)
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