Das Dilemma mit dem Bloggen und warum ich es so liebe :-)

Einige von Euch fragen mich manchmal, was denn eigentlich der Unterschied zwischen einer Autorin und einer Bloggerin ist. Ich freue mich dann immer, wenn solche Nachfragen kommen, weil es doch zeigt, dass diese unterschiedlichen Bezeichnungen in meinen Mails, Büchern, Handzetteln, Handouts usw. wahrgenommen werden.

Was ich hier dazu als Antwort schreibe, ist nur ein Ausschnitt meiner Erfahrung, mag sein, dass es andere AutorInnen und BloggerInnen anders sehen. Aber Ihr habt ja mich gefragt :-)

Als Autorin eines Buches bin ich über einen langen Zeitraum mit einem Projekt beschäftigt, recherchiere, schreibe, korrigiere, recherchiere nochmal, schreibe, korrigiere, lasse lektorieren und veröffentliche schließlich ein Gesamtwerk (stark verkürzt geschildert).
Der Austausch mit Leserinnen und Lesern erfolgt verzögert – manchmal per Mail, meistens aber bei Lesungen.

Als Bloggerin habe ich eine Idee und kann sie häufig sofort umsetzen und wenn ich schnell und kreativ bin, noch am selben Tag veröffentlichen. Und das Tolle: es kommt sofort Feedback, wohlwollendes und natürlich auch kritisches – per Mail oder Kommentar. Das kann ich mir direkt so oder so zu Herzen nehmen und zum Teil direkt in meine weitere Arbeit einfließen lassen. So habe ich einen Redaktionsplan mit Beiträgen, die sich spontan ergeben, und Beiträgen, die mehr Zeit brauchen, mehr Recherche, mehr Austausch mit Interviewpartnern und Menschen, die Gastbeiträge beisteuern.

Wenn man als Autorin ein Buch geschrieben hat, steht dieses als Ganzes zur Verfügung. Man ist bestenfalls auf Seite 20 gespannt, was noch kommen wird und nach und nach ergibt sich eine komplette Geschichte, eine „runde Sache“.

LaptopsBeim Bloggen steht jeder einzelne Beitrag für sich, aber doch auch wieder nicht.
Wenn ich blogge, dann hat der Beitrag zwar einen Anfang, aber irgendwie kein Ende und auch keinen festen Rahmen. Das Geschriebene ist Teil des ganzen Blogs, den aber natürlich niemand in dem Moment nochmal vollständig durchliest. Manche Beiträge fügen sich als Teil in ein Gesamtkonzept, das in diesem Fall das Autismus-Spektrum abbilden soll.

Und da kommen wir zu dem, was ich in der Überschrift als „Dilemma“ bezeichnet habe: Es gibt über das Autismus-Spektrum unendlich viel zu sagen, vielfältige Erfahrungen weiterzugeben und je nach Lebenssituation unterschiedliche Anregungen und Tipps zu formulieren. Das lässt sich natürlich nicht in jedem Beitrag aufs Neue umfassend leisten.
Jeder Beitrag hat seinen eigenen Schwerpunkt und nicht jede/r Leser/in kann sich jedes Mal immer vollständig mit jedem einzelnen Beitrag identifizieren. Das ist ganz normal.

So kommt es dann zum Beispiel zu Kommentaren oder Nachrichten an mich, in denen ich lese:

„Ja, aber bei mir ist das ganz anders. Warum erzählst Du nicht darüber?“
„Das stimmt nicht, bei mir ist das so und so.“
„In dem Beitrag fehlt eine Erfahrung zum Thema Berufsleben.“
„Warum geht es in dem Beitrag nur um Jungs? Ich habe ein Mädchen.“
„Warum schreibst Du nur über Paare? Ich bin alleinerziehend und habe auch/andere Probleme.“
Und so weiter. Ich denke, Ihr könnte es Euch vorstellen.

Manchmal kann ich direkt auf einen Beitrag verweisen, den ich an einem anderen Tag veröffentlicht hatte und in dem ich genau über das schrieb, was derjenige vermisst.
Aus diesem Grund stehen zum Teil unter aktuellen Beiträgen Verweise zu anderen Beiträgen, die möglicherweise weiterführend oder ergänzend sein könnten.

Manchmal gibt es aber noch keinen Beitrag zum angeregten Thema und dann nehme ich den Hinweis dankbar auf und notiere mir, dass ich zu dem „angemahnten“ Thema recherchieren und schreiben werde.

Und manche Themenvorschläge überfordern mich, weil ich ein „Eine-Frau-Unternehmen“ bin und inhaltlich und zeitlich nicht alles abdecken kann. Und, was ich bei Veranstaltungen auch immer wieder sage: ich bin „nur“ eine Mutter, die zufällig auch Autorin und nun auch zur Bloggerin geworden ist ;-) Ich bin keine Therapeutin oder Ärztin. Es ist eben eine ganz eigene, authentische Facette mit Erfahrungen und gesammeltem Wissen direkt aus unserem und aus dem erzählten Leben anderer Menschen, die „Ellas Blog“ bietet.

Aus dem allen ergibt sich dann das erwähnte Dilemma:

  • man ist nie fertig
  • man kann niemals auf alle Zusammenhänge gleichzeitig verweisen
  • ich kann und darf nicht davon ausgehen, dass jeder alles gelesen hat (so wie das in einem Roman eigentlich normal ist)
  • aber es ist superspannend
  • immer aktuell
  • immer interaktiv mit Euch
  • und ständig im Wandel

Daher möchte ich das Bloggen nicht missen, weil es mich flexibel hält und Ihr mir ermöglicht, direkt an Eurer Erfahrung, Euren Fragen, Eurem Wissen teilhaben zu lassen und mein eigenes Denken zu reflektieren.
Ich liebe es, spontan reagieren zu können, Ideen umsetzen und Euch nach Feedback fragen zu können.
Weil der Blog inzwischen einen Großteil meiner Zeit beansprucht, habe ich ihn von einer Nebenbeschäftigung zum Beruf werden lassen und das ist wirklich ein toller Job – mal abgesehen von notwendigem Marketing, Buchhaltung, Kalkulationen, Datenschutz,… baaaaa, nein ich schreibe nicht weiter ;-)

Gleichzeitig ist da aber auch die Sehnsucht nach einem neuen Buchprojekt – nach einer großen abgeschlossenen Geschichte, die bereits in meinem Kopf herumschwirrt……
An beidem gleichzeitig zu arbeiten, ist eine große Herausforderung, weil es so unterschiedliche Prozesse sind und verschiedener Rahmenbedingungen bedarf.

Aber ich werde mich dem stellen – Ihr dürft gespannt sein, ich bin es jedenfalls :-D

Und seid bitte nachsichtig, wenn das obige Dilemma aufkommt und ihr nicht jede Facette, die Ihr Euch wünscht, in jedem einzelnen Beitrag wiederfindet.

Danke fürs treue Mitlesen, alles Liebe
Silke alias Ella

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