Kennst du das auch, diesen Ratschlag von außen: „Du musst loslassen.“
Er kommt von Freunden, Familie, Bekannten, sehr gerne aber auch von fachlicher Seite: „Sie müssen loslassen.“
Dieser unscheinbare Satz verursacht viel Irritation, Schmerz und Leid – nicht bei allen von uns, aber bei sehr vielen. In Elterncoachings höre ich oft, wie Eltern unter Tränen sagen: „Ich soll loslassen. Das sagen alle und ich weiß nicht, wie das gehen soll und ob ich das überhaupt will. Es zerreißt mir das Herz.“
Und ich sage dir:
Du musst nicht loslassen, aber du darfst dir und deinem Kind Raum geben.
Jetzt mögen manche denke, dass das Wortspalterei ist und das Gleiche gemeint ist, aber es ist ein riesiger Unterschied, der in dieser Formulierung steckt.
Du musst nicht, aber du darfst
Du brauchst dir nicht von außen sagen lassen, was du musst. Niemand hat dir vorzuschreiben, wie du die Zukunft mit deinem Kind gestaltest. Das geht nur dich und dein Kind etwas an – und die engste Familie drumherum, wenn ihr hoffentlich die gleiche Haltung habt.
Du darfst die Zukunft gestalten. Du darfst überlegen, wie es weitergehen kann, ohne dass du ausbrennst und derart, dass dein Kind trotz seiner Einschränkungen seinen Horizont erweitern kann.
Ja, du darfst. Und das ist oft gar nicht so einfach, sich das zu erlauben und manchmal viel, viel schwieriger, als dem gängigen Rat des Loslassen müssens zu folgen.
Vielleicht gehörst du (wie ich) zu denjenigen, bei denen sich alles innerlich sperrt, wenn jemand sagt, dass du loslassen musst. Beobachte dich mal selbst: Gehst du innerlich einen Schritt zurück, wenn dir gesagt wird, dass du loslassen musst? Errichtest du eine Sperre? Denkst du, was sich der andere anmaßt, obwohl sie oder er keine Ahnung davon haben, wie dein Leben eigentlich ist und was dein Kind braucht?
Überlege weiter, was du dir stattdessen wünschen würdest. Was sollte der oder die andere sagen, damit du dich wohler fühlst?
Es kann natürlich auch sein, dass es dich überhaupt nicht stört, wenn man dir gegenüber von Loslassen müssen spricht. Dann ist es gut so für dich und vollkommen in Ordnung.
Aber wenn es dir geht wie mir und vielen anderen Eltern, lass dir bitte sagen, dass du dein Gefühl der Abwehr ernst nehmen darfst und dass du nicht tun musst, was dir geraten wird, nur weil angeblich alle und weil man das so tun muss und du deinem Kind gar noch schadest, wenn du nicht loslässt (ein beliebtes, sehr verletzendes Argument).
Wenn du als Elternteil in eine solche Situation gerätst, könntest du zurück fragen: Woher weißt du denn, was ich tun muss und was für mich und mein Kind das Beste ist?
Oder: Warum denkst du, dass du mir sagen kannst, was ich tun muss?
Oder: Ich würde mir wünschen, dass wir uns auf Augenhöhe austauschen und nicht, dass du mir sagst, was ich tun muss.
Damit gewinnst du erstmal Zeit und bist nicht in der häufig so empfundenen Rechtfertigungslage. Wir Eltern haben dann nämlich immer das Gefühl, uns erklären zu müssen. Aber das musst du nicht. Du darfst einfach zurückfragen und die andere Person erstmal erklären lassen, wie sie überhaupt zu diesem Ratschlag kommt. Und wenn du dann immer noch das Gefühl hast, dass bei dir weiterhin eine Grenze überschritten wird, kannst du das Gespräch freundlich beenden und sagen, dass du erstmal in Ruhe darüber nachdenken möchtest, warum dir dieser Ratschlag ausgerechnet von dieser Person gegeben wurde und wie du damit umgehen möchtest.
Das sind nur Vorschläge, vielleicht passen andere Reaktionen noch viel besser zu dir. Schreib gerne in die Kommentare, wie du mit diesen Situationen umgehst. Das ist bestimmt auch inspirierend für andere Eltern.
Wenn du hier als Fachperson mitliest, möchte ich dir ans Herz legen, diese Worte gut zu überdenken. Ich weiß aus eigener Erfahrung und aus der Arbeit mit vielen anderen Eltern, dass allein dieser Satz viel kaputt machen kann. Er kann Vertrauen zerstören und vieles in Frage stellen, was bisher an Verständnis vorhanden gewesen ist.
Vielleicht kannst du Eltern direkt fragen, mit welchem Gedanken sie sich wohler fühlen: damit, endlich loslassen zu können oder damit, ihrem Kind und sich selbst Raum zu geben. Du könntest sie auch fragen, was sie mit diesen Gedanken verbinden.
Womöglich ist das Loslassen völlig ok, aber vielleicht auch nicht und dann kannst du behutsamer mit deinen Worten umgehen und besser darauf eingehen, was die Familie braucht.
Raum geben statt Loslassen
Das schöne an diesem Gedanken ist, dass es um euch beide geht – dich und dein Kind.
Ihr beide braucht Raum.
Dein Kind, um sich weiterzuentwickeln, Neues zu wagen und dabei zu wissen, dass du weiterhin an seiner Seite bist und es weitere Personen gibt, auf die es sich verlassen kann.
Und du brauchst Raum, weil du nicht nur Mutter oder Vater bist, sondern eigene, andere Bedürfnisse hast, die unabhängig von deinem Kind existieren und die völlig ok und legitim sind.
Diese Bedürfnisse hinten an zu stellen, darin sind wir MeisterInnen geworden. Aber auf Dauer macht es krank und bringt auch deinem Kind nichts, wenn du ausbrennst.
Gerade unsere autistischen Kinder entwickeln sich dann weiter, wenn sie ein starkes Sicherheitsnetz umgibt. Die meisten Autistinnen und Autisten brauchen verlässliche Strukturen und Personen um sich herum. Nur dann gelingt es, Neues zu wagen und die Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
Wir wünschen uns für unsere Kinder, dass sie sich trotz ihres Unterstützungsbedarfs so selbstständig wie möglich entwickeln und vor allem so selbstbestimmt wie möglich leben können.
Auch unsere Kinder möchten das, selbst wenn es manchmal den Anschein macht, alles würde still stehen. Häufig gibt es dafür einen ganz anderen Zeitplan, als den, den wir üblicherweise kennen und bei anderen (den sogenannten normalen Menschen) beobachten. Und häufig sind die Rahmenbedingungen nicht so, dass Entwicklungen gut möglich sind.
Das ist unsere Aufgabe, davon bin ich überzeugt: Rahmenbedinungen zu schaffen, die Sicherheit geben und dadurch Entwicklungen ermöglichen. Dafür müssen wir nicht loslassen, sondern Raum schaffen, indem wir weitere Unterstützerinnen und Unterstützer mit ins Boot holen (rw).
AssistentInnen (z.B. im Rahmen eines Persönlichen Budgets) bringen neuen Input, neue Herangehensweisen, neue Angebote an dein Kind heran. Das ist bereichernd und nur weil dann manches vielleicht anders gemacht wird, ist es nicht schlechter – es ist einfach anders.
Das Wichtige aber ist: du bist immer noch da, du hast nicht losgelassen, sondern Raum gegeben, damit sich dein Kind entwickeln und eigene Erfahrungen machen kann. Du hast den Blick darauf und steuerst gegen, wenn es doch aus dem Ruder läuft (rw). Darauf kann sich dein Kind verlassen, während es seinen Raum vergrößert und sich weiter entwickelt.
So sehr wir es auch lieben, für unsere Kinder da zu zu sein, so sehr brauchen wir zwischendurch auch Zeiten, in denen wir die Verantwortung abgeben oder auf mehr Schultern verteilen können. Und Zeiten, in denen keine Entscheidungen getroffen werden müssen. Denn auch dieses ständige Entscheidungen treffen, die permanente Verantwortung hinterlassen Spuren.
Es bedeutet nicht, dass du unfähig und lieblos bist, wenn du diese Gedanken hast. Sie sind völlig normal und ein Zeichen dafür, dass dein Körper dir signalisiert: hey, schau mal genauer hin, deine Batterie ist bald leer, du brauchst Unterstützung und ein Netzwerk.
Und es ist sehr verantwortungsvoll, wenn du das erkennst und entsprechend agierst.
Genau darin liegt der Unterschied: Raum gewinnen und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen. Du behältst einen Teil, den wichtigsten sogar, den Teil, auf den dein Kind sich bedingungslos verlassen kann. Aber du baust dir ein Netzwerk auf, das dich unterstützt und an das du zeitweise auch mal komplett abgeben kannst.
Du wirst dann auch viel besser in der Lage sein, weiterhin durchdachte und reflektierte Entscheidungen zu treffen, wenn du dich zwischendurch erholst und durchatmest. Es ermöglicht dir, hin und wieder einen Schritt zurück zu treten und auf das Ganze zu schauen, den Überblick nicht zu verlieren und sich nicht in Details zu verzetteln.
Dieser Gedanke fühlt sich für die meisten von uns Eltern ganz anders an, als dieses Loslassen sollen. Denn Loslassen, komplett die Leine kappen – das funktioniert für uns nicht. Es fühlt sich falsch an, es fühlt sich so an, als würden wir unser Kind im Stich lassen und es bringt uns auch nichts, weil wir uns danach nicht besser, sondern schlechter fühlen. Viele (nicht alle) Eltern empfinden es als ernüchternd und verletzend, wenn so etwas geraten wird, weil es so scheint, als hätte das Gegenüber nichts verstanden.
Einige bekommen zu hören: wenn du nicht loslässt, dann ersticken du und dein Kind, du hinderst es an seiner Entwicklung. Zu der Bevormundung kommt auch noch das schlechte Gewissen, das uns eingeredet werden soll.
Das ist in höchstem Maße unfair, sehr verkürzt gedacht und zudem sehr unreflektiert.
„Nein, wir lassen nicht los. Und schon gar nicht lasse ich mir sagen, dass ich das muss. Ich gebe mir und meinem Kind Raum, damit wir uns beide weiter entwickeln und aufeinander verlassen können.“
Wenn sich das für dich stimmig anfühlt, dann lass dir nichts anderes einreden.
Raum geben bedeutet ein Netzwerk aufbauen
Diese Haltung bedeutet, dass wir Unterstützer brauchen. Wir brauchen ein Netzwerk, das all die Aufgaben (oder zumindest einen Teil davon) mitträgt. Dieses Netzwerk kann und darf wachsen, aber wir brauchen es.
Alleine ist die Aufgabe (wenn du ein Kind hast, das ein Leben lang Unterstützung braucht) nicht zu schaffen. Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon und dann noch einer und gleich noch einer hinterher.
Da ist es verlockend, wenn jemand sagt: Lass los, wir kümmern uns um alles. Und für einige ist es womöglich auch der richtige Weg.
Wenn es aber für dich nicht der richtige Weg ist und sich falsch anfühlt, dann stell dir den Raum vor, der größer und weiter wird – für dich und dein Kind – und in den dadurch weitere Personen passen, die ihr sorgfältig auswählt, damit sie euch unterstützen können. Damit kann man nicht früh genug anfangen.
Fühlst du dich jetzt ein wenig besser verstanden, hast aber trotzdem das Gefühl, dass das alles nicht zu schaffen ist?
Wie soll ich das denn machen mit dem Netzwerk? Wo soll ich die Leute finden? Was steht uns eigentlich rechtlich zu und wie machen es andere?
Wenn du magst, tausche dich dazu gerne in geschütztem Rahmen im Mitgliederbereich aus. Dort wirst du viele andere Eltern finden, deren Kinder lebenslange Unterstützung brauchen werden. Schau dich gerne mal um, wenn das für dich ein wohltuender Gedanke ist und schreib mich gerne an, wenn du daran Interesse hast.
Es gibt nicht die eine Lösung
Gerne möchte ich noch einmal betonen, dass jedes Elternteil dieses Thema anders empfindet. Es gibt hier kein besser oder schlechter. Dieser Beitrag spiegelt eine mögliche Sichtweise wider und muss bei weitem nicht auf alle zutreffen.
Was aber immer wichtig ist, bei allem, was wir als Eltern entscheiden und wenn wir Eltern beraten und begleiten:
- Wertschätzung für Autistinnen und Autisten sowie deren Familien.
Sei offen für individuelle Wege, bei dir selbst und bei anderen. Lösungswege und Ressourcen dafür sind sehr unterschiedlich.
- Reflektiere immer, was Aussagen mit dir machen, was das bedeutet und reflektiere, was deine Aussagen mit anderen machen.
Das öffnet den Blick für die Bedürfnisse aller Beteiligten.
- Verhindere Schuldzuweisungen. Lass nicht zu, dass du dich selbst verurteilst, dass andere dich (manchmal subtil) verurteilen und verurteile nicht andere, nur weil sie einen anderen Weg gehen (möchten).
- Habe immer im Blick, dass es um Lebensqualität geht.
Es geht nicht darum, wie alle anderen etwas machen, sondern darum, was für den Einzelnen und seine Familie am Stimmigsten ist.
Zum Weiterlesen:
Das Persönliche Budget im Bereich Autismus
Du schaffst immer alles so toll. Kannst du das bitte auch noch machen?
Wann ein Ratschlag wie ein Schlag ist und wann wir ihn gerne annehmen
„Du musst/Sie müssen einfach mal loslassen“
Solche „Du musst/Sie müssen Sätze“ nerven mich persönlich und sind alles andere als hilfreich. Es gibt mir das Gefühl dass ich anscheinend alles falsch mache aber der andere die Patentlösung mit sich herumträgt.
Und ich MUSS nur das machen was er für mich und mein Kind richtig hält. Ob es wirklich richtig für mich und mein Kind ist, ist jedoch noch fraglich.
Es ist natürlich immer einfach ein Kind „los zulassen“ also mehr Raum zu geben welches mir das auch gut signalisieren kann. Aber ein Kind dass mir „signalisiert“, also das Gefühl gibt dass es noch weiterhin „meine Hand“ benötigt da sie ihm Sicherheit gibt, diesem Kind würde ich doch niemals meine unterstützende Hand entziehen.
Mir hatte damals mal ein Psychologe geraten meinen Sohn mehr wie einen Erwachsen zu behandeln und nicht wie ein Kleinkind. Zu der Zeit wusste ich noch nicht dass er Asperger Autist ist. Im Straßenverkehr war mein Sohn immer restlos überfordert und konnte sich nur schwer konzentrieren beziehungsweise alles richtig abschätzen.
Dennoch wollte ich den Ratschlag des Psychologen sogleich umsetzen. Dabei wäre mein Sohn fast von einem Auto überfahren worden weil er nicht realisiert hatte wie schnell oder wie langsam es herbeikam. Er hörte einfach nicht die Warnung die ich ihm zurief, bekam es einfach nicht mit. Ich konnte ihn noch im letzten Augenblick am Kragen packen und Schlimmeres verhindern.
Von da an habe ich mir gesagt: das einzige das ich muss ist auf mein inneres Gefühl hören und jeden „Du musst Satz“ in Zukunft ignorieren. :)
Einen Psychologen habe ich mit meinem Sohn jedenfalls nie wieder aufgesucht.
WOW, ich glaube, ich habe mich noch nie so verstanden gefühlt, wie durch diesen Beitrag.
Es sagt so unglaublich viel aus, so viel Empathie und Erfahrung stecken darin. Mir fließen die Tränen, weil ich endlich sehe, dass ich nicht falsch bin, sondern die Erwartungen, die an mich herangetragen werden, nicht zu uns passen und oft anmaßend sind.
Danke, danke, du hast mir einen gewaltigen Kick gegeben und ich werde nun ganz anders auftreten können. Nicht zuletzt wird es meinem Kind zugute kommen.
Michaela
Liebe Silke,
so habe ich das noch nie formuliert gefunden. Wenn ich deine Zeilen lese, denke ich ständig: ja und ja und ja. Aber ich hätte es niemals so in Worte fassen können.
Danke für diesen Anstoß für das Formulieren, für das nicht mehr so alleine fühlen.
Und ich werde in den Mitgliederbereich eintreten, dich gleich dazu anschreiben. Ich brauche dringend Menschen um mich herum, die auch so denken….
Silvia
wow soviel Empathie. in diesem Beitrag steckt so viel wahres drin. danke Silke.
ich weiß auch aus eigener Erfahrung das es vor allem bei Fachpersonal nicht immer leicht ist zu sagen “ das ist nicht gut für mein Kind“ denn dann drohen auch Mal schwere Konsequenzen die deutsche Kinder und Jugendhilfe ist sehr von sich und ihren Geschäften überzeugt. oftmals haben sie Vorgaben die überhaupt nicht dem einzelnen Kind entsprechen. Diese schwerwiegenden Konsequenzen sind für die Familie und den Kindern verheerend oftmals beginnt ein langer Leidensweg der nicht wenig damit endet das Eltern und Kinder derart verzweifelt sind, das sie sogar richtig psychische und körperliche Probleme bekommen, das dient natürlich nicht dem Kindeswohl. Ich habe die Erfahrung gemacht und hatte beinahe meinen jungen verloren und das alles nur weil ich ihn schützen wollte und gesagt habe was für meinen Jungen gut ist und was nicht. Man wird halt irgendwie Mundtot gemacht. Leider.
Trotzdem ein sehr guter Beitrag, der vielen Eltern Mut gibt auch Mal das sagen zu können. wir müssen unsere Kinder nicht loslassen, Raum geben ist völlig in Ordnung. Danke
Selten so einen guten Beitrag über Eltern und das so oft gepredigte Loslassen gelesen.
Ich bin Sozialpädagoge und hatte schon mit vielen Eltern zu tun, die als Hypereltern oder Helikoptermütter und dergleichen abgestempelt wurden, nur weil sie ihre Kinder mit Behinderung weiter betreuen.
Ich find diese Bewertung schrecklich und habe immer nach Worten dafür gesucht, wie man das besser ausdrücken könnte. Du hast sie gefunden, liebe Silke. Echt super. So werde ich das demnächst auch sagen, v.a. Kollegen gegenüber, die nicht schnallen, was das für Eltern eigentlich bedeutet….
Jo – nochmal danke und ich werde weiter fleißig mitlesen.
Momo
Das ist so inspirierend.
Du bist so inspirierend.
Ich frage gleich bei dir nach einem Coaching an. Unfassbar, was dieser eine Beitrag bei mir auslöst.
S.
Immer wieder bekomme ich genau diese Sprüche: du musst loslassen. Du schadest deinem Kind, wenn du das nicht machst. Von Pädagogen, Therapeuten, Freunden und Familie kommt das, durch die Bank.
Sie habe doch alle keine Ahnung, wie das ist, wie sich das anfühlt. Es ist übergriffig, verletzend und bevormundend.
Ich bedanke mich sehr für diesen Beitrag. Nun weiß ich endlich, was ich sagen werde. Überhaupt finde ich hier so viel, was echt authentisch ist, was den Alltag widerspiegelt, nicht das Geschwurbel, was die Theroretiker von sich geben.
Danke
Larissa
Liebe Silke, ganz lieben Dank für diesen sehr einfühlsamen Beitrag. Ich habe das Gefühl, du hast das ausgesprochen, was mich die ganze Zeit umtreibt. Ich bin sehr gerührt und sehr dankbar dafür! Ich schicke dir aus der Ferne eine Umarmung!
Alles Liebe,
Tamara
Auf den Punkt getroffen.
Wie oft höre ich diesen Satz : Du musst loslassen !
Aber das Thema ist weitaus komplexer, als jeder Außenstehende beurteilen kann.
Vielen fehlt oft das Gesamtverständnis, aber auch das Wissen um den Personalmangel in dem Sektor.
Ich denke, es wäre einfacher, gäbe es ausreichend Angebote von Wohnplätzen und vor allem gäbe es genug fachlich ausgebildetes Personal in den Wohnheimen. Dem ist aber nicht so.
Einerseits bekomme ich dieses „Sie müssen loslassen, Sie müssen diese Aufgabe abgeben, bedenken Sie, sie leben nicht ewig“ zu hören bei einem sehr intelligenten, scheinbar „leicht betroffenen“ erwachsenen Autisten. Andererseits heißt es dann, „ja also, wenn Sie ihm das und das nicht beibringen und täglich trainieren wird das nie was“. Das Ergebnis ist (fast) immer eine Überforderung des Autisten, wenn ich nicht auf mein Bauchgefühl höre.
Viel hilft nun mal nicht viel. Und „weniger ist mehr“ kennen viele nicht. Fachpersonal kann in kurzer Zeit meinen Autisten nicht so gut Kennenlernen, dass sie subtile Zeichen der Überforderung/Überlastung erkennen können und auch „leicht betroffene“ Autisten sind eben nicht in der Lage rechtzeitig Stop zu signalisieren.
Die Leistung und die Fachkompetenz der Eltern muss unbedingt anerkannt und beachtet werden, sie kennen ihr Kind am längsten.
Das sollte bei Behörden und Fachstellen endlich ankommen.
Und ja, ich weiß, ich lebe nicht ewig. Und gerade deshalb „helikoptere“ ich so lange bis sichergestellt ist, dass mein Autist auch ohne mich die passende Begleitung bekommt.
Mehr Raum für mich bleibt schrittweise … besser nur einen Schritt vor und das kontinuierlich, als drei Schritte vor und fünf zurück …