Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird und die sich pauschal nicht wirklich beantworten lässt. Es hängt von vielen persönlichen, aber auch regionalen Faktoren ab, was schließlich die beste Lösung sein könnte. Lasst uns trotzdem tiefer eintauchen und überlegen, welche Aspekte wir trotz aller Unterschiede berücksichtigen können.
Und am Ende wartet auch noch eine kostenlose Checkliste auf dich, die du sehr gerne für eure persönliche Situation nutzen kannst.
Warum ist die Wahl der Einrichtung so wichtig?
Die Suche nach der richtigen Einrichtung ist oft herausfordernd, weil jede Autistin und jeder Autist einzigartig ist. Die Annahme, dass eine Einrichtung, die pauschal behauptet, sich mit Autismus auszukennen, alle individuellen Bedürfnisse erkennen und erfüllen kann, ist ein Trugschluss. Eine solche Generalisierung übersieht die nuancierten Unterschiede und spezifischen Anforderungen jedes Einzelnen.
Eine allgemeine Autismuskompetenz in Einrichtungen ist natürlich wünschenswert und legt eine wichtige Grundlage für ein inklusives und verständnisvolles Umfeld. Dies allein reicht jedoch nicht aus, um den vielfältigen und individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Es ist unerlässlich, dass Einrichtungen über die generelle Kompetenz hinausgehen und sich aktiv und spezifisch mit den einzigartigen Anforderungen jedes Kindes und Erwachsenen auseinandersetzen.
Dazu gehört auch, die Eltern und Angehörigen als wichtige Informationsquelle und Partner im Dialog miteinzubeziehen. Nur durch diese individuelle und kooperative Herangehensweise können die speziellen Bedürfnisse erkannt und adressiert werden, um eine optimale Förderung und Unterstützung zu gewährleisten.
Es ist aber auch notwendig, dass Eltern sich als mündige Entscheider selbständig informieren und vorab die Rahmenbedingungen hinterfragen. Die ständige Suche nach einer neuen Einrichtung, nachdem man in der vorherigen gescheitert ist, kann nicht nur demotivierend sein, sondern auch tiefgreifenden Schaden anrichten. Jedes Scheitern untergräbt das Vertrauen des Kindes oder des Erwachsenen in die Umgebung und die Menschen darin und kann zu negativen Erfahrungen führen, die es unbedingt zu vermeiden gilt.
Deshalb ist es einerseits wichtig, sich als Elternteil für die Entscheidung umfassend zu informieren und andererseits als Einrichtung offen für individuelle Anpassungen zu sein. Nur im Dialog und miteinander können wir das Beste für unsere autistischen Angehörigen erreichen.
siehe dazu auch den Leitfaden für wertschätzende und unterstützende Zusammenarbeit von Familien und Fachleuten
Häufige Schwierigkeiten
In Kitas kann die fehlende Anpassung an die Bedürfnisse autistischer Kinder zu sensorischer Überlastung führen, insbesondere bei lauten Geräuschen und hektischen Aktivitäten. Die Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen führen dann womöglich zu Isolation und Missverständnissen mit Gleichaltrigen.
In Schulen haben autistische Schüler häufig Probleme, wenn Lehrpläne und Lehrmethoden nicht auf ihre Lernstile abgestimmt sind. Sie können dann ihr Potenzial, das durchaus vorhanden ist, nicht abrufen. Das wiederum führt zu Frust und Isolation oder Verhaltensweisen, die von außen gerne und fatalerweise als Verweigerung oder Folgen eines misslungenen Erziehungsstils interpretiert werden.
Auch in Einrichtungen für Erwachsene mangelt es häufig an Anpassungen am Arbeitsplatz oder in besonderen Wohnformen, was zu Stress, Angst und wiederum herausfordernden – besser: Hilfe suchenden Verhaltensweisen führen kann.
Mangelnde soziale Integration und Unterstützung können zu Isolation und geringem Selbstwertgefühl führen, auch die Weiterentwicklung von Selbständigkeit und Selbstbestimmung werden dadurch gehemmt.
Viele Einrichtungen streben danach, die bestmögliche Betreuung, Assistenz und Unterstützung für Autistinnen und Autisten zu schaffen. Doch sie stehen vor der Herausforderung, qualifiziertes und ausreichendes Personal zu finden. Dieser Mangel an Fachkräften führt dazu, dass die bereits vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft an ihre Grenzen stoßen. Trotz bester Absichten und Engagements sind diese aufgrund der hohen Anforderungen und des ständigen Drucks immer häufiger überfordert, was langfristig zu Erschöpfung und Burnout führt und natürlich auch überhaupt nicht zum Wohle unserer Kinder beiträgt, die wir gut aufgehoben und gefördert wissen möchten.
Daher ist es für alle Beteiligten – die Autistinnen und Autisten, deren Familien und die Mitarbeitenden – von größter Bedeutung, sorgfältig die passende Einrichtung auszuwählen und diese entsprechende nach den jeweiligen Bedürfnissen auszugestalten. Eine gut abgestimmte Wahl kann nicht nur das Wohl und die Entwicklung der autistischen Personen fördern, sondern auch die Arbeitsbelastung und den Stress für die Mitarbeitenden mindern, was wiederum die Lebensqualität für alle vergrößert.
Wie die Checkliste von Ellas Blog weiterhelfen kann
Die Checkliste von Ellas Blog bietet eine umfassende Orientierungshilfe, um die passende Betreuungseinrichtung für autistische Kinder und Erwachsene zu finden.
Sie greift Schlüsselthemen auf wie die Atmosphäre der Einrichtung, deren Erfahrungen im Umgang mit Autismus, Kommunikationswege, die Qualifikation und Fortbildung der Mitarbeitenden, den Betreuungsschlüssel, Tagesablaufstrukturen, Inklusionskonzepte, räumliche Anpassungen, Zusammenarbeit mit den Eltern und Angehörigen, sowie den Umgang mit Notfällen und Krisensituationen.
Der umfassende Leitfaden unterstützt Eltern und Angehörige dabei, informierte Entscheidungen zu treffen und eine Einrichtung zu wählen, die den individuellen Bedürfnissen ihres Kindes gerecht wird.
Du kannst die Checkliste optimal nutzen, indem du sie als Leitfaden bei Besichtigungen und Gesprächen mit potenziellen Einrichtungen verwendest.
Es ist hilfreich, die Liste ausgedruckt dabei zu haben, um direkt vor Ort spezifische Fragen zu stellen und Beobachtungen zu notieren. Das ermöglicht dir, einen direkten Vergleich zwischen verschiedenen Einrichtungen zu ziehen und im Anschluss nochmal über deine Notizen nachzudenken. Denn wichtig ist in jedem Fall, sich Zeit zu nehmen und gegebenenfalls mehrere Besuche zu planen, um ein umfassendes Bild zu erhalten und die beste Entscheidung für dein Kind oder deinen erwachsenen Angehörigen zu treffen.
Du findest die Checkliste in der Online-Schatzkiste von Ellas Blog.
Was du tun kannst, wenn dein Gegenüber nicht gesprächsbereit ist
Wenn du als Elternteil auf eine Einrichtung triffst, die nicht offen für Dialog und Kompromisse zu sein scheint, lass dich davon nicht entmutigen. Ich weiß, dass das leichter gesagt, als getan ist, denn so oft kämpfen wir gegen Windmühlen (rw) und machen die Erfahrung, dass unsere Perspektive nicht respektiert wird.
Aber es ist unser Recht und unsere Pflicht, für die Bedürfnisse unserer autistischen Kinder einzutreten. Bleibe beharrlich, aber respektvoll in deiner Kommunikation. Nutze die Checkliste, um deine Anliegen strukturiert und fundiert vorzutragen. Zögere nicht, Fachpersonen wie ÄrztInnen, TherapeutInnen oder Beratungsstellen um Unterstützung zu bitten. Ihre Expertise kann deine Argumentation stärken und der Einrichtung die Bedeutung individueller Betreuungskonzepte verdeutlichen.
Erinnere die Verantwortlichen daran, dass eine gemeinsame Ausgestaltung im besten Interesse aller Beteiligten ist – des Kindes, der Familie und der Einrichtung selbst.
Wenn du an einem Punkt gelangen solltest, an dem trotz aller Bemühungen keine passende Lösung für dein Kind in Sicht ist, lass dich auch dadurch nicht entmutigen.
Ich weiß, dass es zutiefst frustrierend und entmutigend ist, wenn es scheint, als würden Entscheidungsträger und Behörden ihre Macht ausspielen, um Familien in eine Ecke zu drängen.
Ich habe dafür leider auch kein Patentrezept, zumal es meistens auch regional sehr unterschiedlich ist, wer dann auf welche Weise sinnvoll kontaktiert werden kann. In solchen Momenten ist es wichtig, sich zu erinnern, dass du nicht allein bist. Viele Familien stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Suche nach Verbündeten in deiner Region, sei es in Beratungsstellen, Anwaltschaften oder Selbsthilfegruppen, die verstehen, was du durchmachst. Ein offener Austausch und das Teilen von Erfahrungen können nicht nur Trost spenden, sondern auch neue Wege aufzeigen, wie man mit diesen schwierigen Situationen umgehen kann. Behalte stets im Kopf, dass deine Stimme zählt und deine Hartnäckigkeit einen Unterschied machen kann.
Schau dich auch gerne im Forum plus um. Dort findest Du Familien, die sich gerne mit Dir darüber austauschen.
Was Einrichtungen beherzigen können
Gerne möchte ich an dieser Stelle aus meiner Elternperspektive heraus, Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Förder-, Werkstätten, Träger von besonderen Wohnformen und alle anderen Entscheidungsträger darum bitten, die Perspektiven, Erfahrungen und das wertvolle Wissen von uns Eltern, Angehörigen und erwachsenen AutistInnen, die in der Aufklärungsarbeit aktiv sind, in ihre Überlegungen und Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Unsere Einblicke können zu einer tieferen Verständnisebene und effektiveren Unterstützung unserer Kinder beitragen. Ebenso schätzen wir selbstverständlich die fachliche Expertise – es geht nur miteinander.
Das kann insbesondere gelingen, indem offene und regelmäßige Kommunikationswege gepflegt werden und sich Zeit für persönliche Gespräche genommen wird. Regelmäßige Elternabende und Feedbackrunden können dazu beitragen, gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Es ist wichtig, ein kohärentes Unterstützungssystem zu schaffen, indem alle Lebensbereiche des Kindes oder Erwachsenen berücksichtigt und integriert werden. Nur so kann eine Umgebung geschaffen werden, die deren individuellen Bedürfnissen gerecht wird und ihre Entwicklung optimal fördert.
Hole dir jetzt gerne die ergänzende Checkliste
Ich weiß, wie herausfordernd es sein kann, die richtige Betreuung und Assistenz für unsere Kinder zu finden. Weil die Fragen immer wieder gestellt werden, habe ich die Checkliste erstellt, die euch bei der Auswahl helfen soll.
Sie ist einfach zu nutzen und ganz darauf ausgerichtet, die speziellen Bedürfnisse unserer Kinder zu berücksichtigen. Du findest sie in der Online-Schatzkiste von Ellas Blog: