Mich erreichte die Zuschrift einer Mutter, die fragte, ob ich ihren Gastbeitrag veröffentlichen würde. Sie ist zurzeit sehr traurig, weil ihr autistisches Kind ausgegrenzt wird, obwohl es in einer integrativen Einrichtung betreut wird. Sie beschreibt ihre Situation und hat einige Fragen an andere Eltern.
Falls jemand antworten bzw. kommentieren möchte, wäre es direkt hier über „Ellas Blog“ (also nicht per Facebook) am Sinnvollsten, da die Mutter nur hier rückantworten und gleichzeitig ihre Anonymität wahren kann. Diese möchte sie zum Schutz des Kindes gern aufrechterhalten. Vielen Dank für Euer Verständnis.
Hier kommt nun der Gastbeitrag:
Integrative Einrichtungen – gilt das auch für Autisten? (Gastbeitrag)
Das frage ich mich in den letzten Wochen oft. Ich habe ein autistisches Kind. Bewusst wähle ich die Formulierung Kind, denn ich möchte nicht, dass Rückschlüsse auf das Geschlecht meines Kindes gezogen werden können und evtl. die Einrichtung weiß, von welchem Kind die Rede ist, sollte sie es durch Zufall lesen. Vielleicht brächte es sie aber auch zum Nachdenken.
Mein Kind ist neun Jahre alt, besucht eine Schule und hat eine Schulbegleitung dort. Die Schule ist sehr bemüht um mein Kind und ja sie arbeitet tatsächlich integrativ. Wir haben behinderte und nicht behinderte Kinder gemischt, die in der Lage sind dem Regelunterricht zu folgen.

Nachmittags geht mein Kind mit einigen aus der Schule in eine integrative Nachmittagsbetreuung. Dort sind neben normalen Erziehern auch Heilerziehungspfleger eingestellt. Die erste Zeit lief das auch ganz okay, aber mit den letzten Ferien änderte sich alles schlagartig. Mein Kind hatte durch Umstrukturierungen einige Schwierigkeiten und es kam auch einige Male zu einem Meltdown (bitte klicken für Erklärung). Das ist natürlich nicht leicht für die Betreuung und das kann ich auch verstehen. Deshalb unternahm ich auch einiges um die Einrichtung zu entlasten.
So haben sie nun zum Beispiel ein Notfallmedikament. Mein Kind entschuldigte sich, weil etwas kaputt gegangen war, und wir machten einen langsamen Start in die Einrichtung nach den langen Ferien und dennoch darf mein Kind nun nicht mehr auf Angebote außerhalb der Einrichtung mit. Man könne das nicht verantworten und die anderen Eltern „würden uns ja die Meinung geigen, wenn mein Kind ausrastet.“ Es würde nur gehen, wenn ich mitgehe oder auf unbestimmte Zeit eben erstmal nicht. Sie müssten es erst wieder im Gefühl haben, dass es funktionieren könnte. Im Gefühl. Aber ein Gefühl der Sicherheit kann man niemals bieten. Auch ich weiß nicht wie lange gute Phasen gehen. Soll das also heißen, dass mein Kind nie wieder mitdarf?
Das hat mir absolut nicht gepasst, also versuchte ich einen Integrationshelfer zu bekommen über das Amt und musste mir anhören, dass es das nicht gibt, da diese Art von Einrichtung unter Freizeitaktivität läuft. Dass ich die aber brauche, weil ich arbeiten muss, ist offenbar egal. Also endete es nun damit, dass ich selber über die Verhinderungspflege eine Person finanziere, die mein Kind 1 zu 1 betreut bei Angeboten. Aber ist es das, was ich in unserer Gesellschaft unter integrativer Einrichtung verstehen darf? Ja ihr Kind kann ruhig behindert sein, aber bitte nicht im Verhalten? Da müssen wir es leider aus allem ausgrenzen, wenn Sie keine 1 zu 1 Betreuung garantieren? Aber brauche ich dann noch eine integrative Einrichtung?
Warum fällt es der Gesellschaft so schwer unsere Kinder so zu nehmen, wie sie sind? Warum wird immer erwartet, dass sie sich für ihre Behinderung entschuldigen? Warum werden sie ansonsten ignoriert? Und warum ist es okay, wenn man sie mobbt, und wenn es ihnen zu viel wird und sie „hoch gehen“ sind sie die Bösen?
Ich würde gerne wissen was Ihr an Erfahrungen gemacht habt. Kennt Ihr solche Fragen und solche Verhaltensweisen? Ich würde mich so freuen zu lesen wie Ihr das seht, auch wenn ich selber nicht offen antworten kann, auf Grund der nötigen Anonymität bzw. nur über Ella. Aber mich verletzt es als Elternteil eines autistischen Kindes sehr, mein Kind teilweise so leiden zu sehen.
Liebe Grüße, eine Mama