Einfach mal die Klappe halten! Oder: Sprüche, auf die Eltern autistischer Kinder gut verzichten können.

veröffentlicht im Oktober 2016


Hast du heute schon ins Kissen gebissen oder ins Klo gebrüllt? Vielleicht kommt es dazu, wenn du die folgenden Sätze liest, die Eltern mit autistischen Kindern immer wieder zu hören bekommen. Möglicherweise hast du sie selbst schon gehört. Dann kannst du dir sicher sein, dass du nicht alleine bist.

Falls du zu denjenigen gehörst, denen eine solche Äußerung schon einmal „herausgerutscht“ ist, dann bedenke bitte, dass sich viele Eltern autistischer Kinder dadurch verletzt fühlen oder zumindest übergriffig und unangemessen Grenzen überschritten werden.

Eigentlich sieht er doch ganz normal aus. Ich dachte, dass Autisten starrer gucken und steifer herumstehen. Bist du dir sicher mit dem Autismus?

Ist dein Sohn krank oder hat er nur eine Behinderung – oder wäre das mit der Krankheit vielleicht sogar weniger schlimm? Dann könnte er ja eine Pille nehmen, damit der Autismus weggeht, oder?

Wann gebt ihr ihn denn ins Heim? Irgendwann müsst ihr doch auch mal wieder an euch denken.

Versteht er mich eigentlich? Er guckt immer woanders hin.

Ich glaube, mein Kind ist auch autistisch. So im Nachhinein wird mir einiges klar, aber jetzt ist es auch egal. Wir sind aus dem Gröbsten raus und mein Sohn studiert ja jetzt und kommt gut zurecht. Schafft deiner das auch noch?

Vielleicht solltest du noch ein Kind bekommen. Wenn es ein Mädchen wird, ist die Pflege für später gesichert.

Die Diagnose stimmt nicht, er hat mich angelacht und mit mir gescherzt.

Welche Hochbegabung hat er denn? Irgendwas muss er doch besonders gut können.

muedeAn die nächtlichen Unterbrechungen beim Schlafen gewöhnt man sich bestimmt irgendwann, oder?

Ich glaube, ich bin auch Autistin. Geräusche stören mich viel mehr als früher und ich gehe auch nicht mehr so gerne weg.

Ist er eigentlich aggressiv? Autisten werden doch oft zum Amokläufer und man sieht ihnen das vorher gar nicht an.

Welchen Schulabschluss macht dein Sohn eigentlich und welchen Beruf kann er danach lernen? Gibt es da überhaupt was?

Bei aller Liebe, aber es ist nicht normal, dass man auf keine Familienfeste geht. Schließlich sind da die Menschen, die zu einem gehören. Das sollte er auch begreifen.

Bei uns ist das auch immer so anstrengend mit den Hausaufgaben. Manchmal glaube ich, dass meine Kinder auch autistisch sind.

Das ist ja wirklich praktisch mit dem Fahrdienst. Wer bezahlt das eigentlich, dass dein Sohn direkt von zuhause abgeholt wird?

Kann er nicht mal still sitzen? Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt. Ich kann auch nicht immer so, wie ich gern will.

Wieso kaufst du nicht einfach mal Klamotten in anderer Farbe? Wenn nichts anderes da ist, dann wird er sie schon anziehen.

Von welcher Seite eurer Familie kommt das eigentlich? Irgendeinen Grund muss es doch haben, dass er autistisch ist.

Also, das mit der Inklusion ist ja schön und gut, aber die anderen Kinder dürfen nicht ausgebremst werden. Rücksicht hat auch ihre Grenzen in einer Leistungsgesellschaft, die wir nun mal sind.

Würdest du deinen Sohn nochmal bekommen, wenn du vorher wüsstest, dass er so ist wie er ist?

Hast du gehört? Jetzt soll es eine Diät geben, mit der man Autismus heilen kann. Habt ihr die schon ausprobiert?

Komm doch heute Abend mit uns mit. Du musst auch mal wieder Spaß haben, das sehen wir dir deutlich an. Wir holen dich einfach ab, manche muss man ja zu ihrem Glück zwingen.

Meinst du nicht, dass dein Kind unter seinesgleichen viel glücklicher ist als mit normalen Kindern?

Update:

In den Kommentaren hier auf der Seite haben inzwischen viele mitgeteilt, was sie sich schon anhören mussten. Und auch auf Facebook wurde fleißig kommentiert. Vielen Dank euch allen!
Hier kommt ein Ausschnitt:

Das härteste war: vier Wochen Bootcamp und Kontaktsperre zu dir, dann ist der wieder in der Spur. Asperger ist doch eine Modediagnose, so was gibts nicht und deshalb muss ich mich damit garnicht auseinander setzen. Er muss funktionieren.

Der ist nicht autistisch, den muss man nur mal ordentlich erziehen. So ein Klaps hat ja noch nie geschadet, dann hört das Verhalten auch auf.

Der kann doch nicht jeden Tag das gleiche essen. Irgendwann hat er schon Hunger und isst, was du ihm hinstellst, am gedeckten Tisch ist noch keiner verhungert… doch, mein Sohn würde verhungern…

Er ist kein Autist – er grüßt alle immer freundlich.

Smalltalk im Wartezimmer der AutismusAmbulanz mit einer anderen Mutter eines autistischen Jungen: „Man holt jetzt aus dem Bauchnabel Stammzellen, damit kann man Autismus heilen“ … ich hatte nur nicht mehr gefragt, bei wem man den Bauchnabel piesackt … seither meide ich das Wartezimmer.

Er ist kein Autist. Das hat was mit Erziehung zu tun…Ich kenne genug autistische Kinder und deiner ist ganz anders….

Das wird schon, meine Kindern waren auch öfters bockig. Das wächst sich aus.

Ohjemine, jeder hat mal ’nen schlechten Tag, immer locker bleiben, morgen ist er sicher wieder ’normal‘.

Ach Sie sind alleinerziehend…..Alles klar….

Bei der Kontrolle für die beantragte Pflegestufe, sagte mir die „Krankenschwester: „Das ist kein Autismus, dieser Junge ist einfach nur bockig. (Mal was auf den Hintern geben, dann läuft das schon.)“

Es ist kein Wunder, dass sie so ist. Du hast sie ja schon immer so isoliert.

Wer so früh spricht, hat keinen Autismus. Hast du mal „Rain Man“ gesehen?

Na heute gibt es ja für jede versagte Erziehung eine Entschuldigung.

Da kann und muss sie sich jetzt aber dran gewöhnen! So schlimm hat sie doch den Autismus nicht!

Was? Sie lebt noch zuhause? Ihr müsst schauen, dass sie schnellstmöglich auszieht. Es kann nicht angehen, dass sie ständig mit einem „Über-Ich“(Anm.: damit ist die betreuende/begleitende Person jeweils gemeint) durchs Leben marschiert. Auch eine Autistin MUSS lernen sich anzupassen. Was meinen Sie was das kostet, wenn das so weitergeht?

Da muss dein Kind durch in der Regelschule. Mussten wir auch aushalten.

Sie ist ja auch ein Einzelkind, sie würde eben nicht so zickig und verwöhnt sein, wenn sie eine Schwester hätte.

Sie ist faul und nutzt es nur aus.

Wir mit normalen Kindern haben auch Probleme.

Er sieht ja gar nicht autistisch aus.

Der ist doch nur bockig, du darfst nicht jedem Wutanfall nachgeben.

Ach, das wird sich schon irgendwann geben und alles wird gut.

Warum sitzt sie noch im Buggy, sie ist doch kein Baby mehr. Du verwöhnst sie zu sehr.

Was hast du nur für ein Kind irgendwas hast du in der Erziehung falsch gemacht.

Er muss das aber für sein Alter jetzt können.

Konnte man das pränatal nicht sehen? So wie bei diesem (!) Down-Snydrom.

Du musst konsequent sein, einfach nur konsequent sein!

Meine Kinder kapieren es auch. Knallharte Konsequenzen – dann wirst Du schon sehen, dass er spurt.

Was auf den Tisch kommt muss gegessen werden! Zumindest muss sie erst probieren, bevor sie das nicht isst.

Dann hättest du besser nicht impfen sollen, davon bekommt man nämlich Autismus.

Verwächst sich das noch??

Wenn man ihm vorher die Regeln erklärt und er weiß, welche Konsequenzen sein Verhalten hat , dann wird er es auch irgendwann begreifen.

Hau ihm doch mal paar auf den Hintern. Da ist nur deine Erziehung dran schuld.

Das ist nicht normal, dass er nicht mit mir redet, da musst du was machen.

Autismus ist die neue Mode-Krankheit. Wieso trägt er mit fast fünf noch Windeln und sitzt in einem Rehabuggy?

Hat der Arzt gesagt, ob ihr was anders machen sollt, damit es weg geht?

Er wäre in einem Heim besser aufgehoben. Dort ist geschultes Personal, das ihn richtig erziehen kann.

Ihr habt ihr nicht genug Liebe gegeben, deshalb ist sie so.

Frau Xy sind wir ehrlich, den Integrationshelfer brauchen Sie nur zur eigenen Beruhigung!

Wenn das Kind bei mir leben würde, hätte es keinen Autismus.

Mein Sohn hat seine erste Freundin. Kommentar dazu: „Du wirst sehen, die Liebe heilt alles, auch den Autismus.“

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KOMMENTARE

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  1. Hallo, O-Ton meiner Schwiegermutter.
    Das kommt nur davon, weil du nicht genug Salat und Gemüse in der Schwangerschaft gegessen hast ?.
    Wir haben sowas in UNSERER FAMILIE NICHT!

    Was will man da noch sagen.
    Will immer alles besser wissen und hat sich nie mit dem Autismus unserer Tochter auseinander gesetzt, geschweige mal etwas darüber gelesen etc.

    Rücksichtnahme bei Familienfesten Fehlanzeige, deswegen nehmen wir nicht mehr teil, wenn es für uns nicht passt.

    Übrigens ist unsere Tochter 11 Jahre und hat Frühkindlichen Autismus

    1. „Unser Sohn ist auch etwas sensibler und hat seine Probleme, klar ist das nicht vergleichbar, ABER…“

      Die Krönung aber sind „Fachleute“ auf die wir aktuell gestoßen wurden.
      „Richtige Autisten gucken einen nicht an, die interessieren sich nicht für andere, lachen nicht, die sind richtig behindert und man kann im Grunde nichts von ihnen erwarten“.
      Dann wurde das Fachbuch gezückt und uns alle Kriterien vorgelesen, die NICHT zu unserem Sohn passen…
      Unfassbar.

  2. ‚Schade drum. Er ist ja so ein hübscher Junge… wirklich schade. Aber er versteht ja alles. Er ist ja kein dummer. Was soll nur aus ihm werden? Wirklich schade !‘

  3. Also ich glaube es nicht das er Autismus hat ! Man sieht es ihm ja nicht an ! Sowas sollte doch wohl so sehen sein ! Er ist einfach nicht erzogen und hat ein aggressives Problem !
    Er ist einfach nur verwöhnt und bekommt zu schnell seinen Willen durch ….
    ihr müsst einfach mal härter durch greifen dann habt ihr auch wieder was von leben

  4. Mein Schwiegervater, als die anfangsdiagnose noch ADHS lautete, Du glaubst auch alles was dir die Ärzte erzählen. Die wollen nur Geld an dir verdienen. Eine hinter die Ohren dann benimmt er sich schon normal.

    Was soll das sein Asperger Autismus? Aber er spricht doch ganz normal mit den Leuten.

  5. Yanis 9 Jahre alt im Autismus Spektrum. Der testet doch nur aus, wie weit er gehen kann! Ich würde mir diese ständige Störerei verbitten, wenn Du im Gespräch mit anderen bist. ..kann der nicht einfach mal die Leute ausreden lassen?! Ich würde auf „essen kochen“ nicht immer Rücksicht nehmen…wenn Er Hunger hat, wird er seinen Ekel schon überwinden und das essen, was auf den Tisch kommt! Der führt sich ja auf, wie ein Psychopath, wenn er am Tisch mit mehreren Leuten still sitzen muss! Dem muss man einfach nur mal ganz klar seine Grenzen aufzeigen! Weshalb, schaut der mit 9 Jahren schaut der immer noch Filme für 3 Jährige? Das ist doch nicht normal, das Er mit Gleichaltrigen gar nichts anzufangen weiss!? Warum, ist der nicht in der Lage einen Mannschaftssport zu machen…das ist doch nicht normal!

  6. Am meisten stört mich der Spruch: „also ich habe dein Kind ja jetzt etwas kennen gelernt und viel beobachtet und es ist ein ganz normales Kind. Er zeigt keine autistischen Züge. “ ? oder „Lass ihn doch mit den Kindern draußen (wohnsiedlung) Spielen, da wird schon nichts passieren. “ und der Knaller wahr: „ich habe gelesen das Autismus von Darm Bakterien kommt, das ist heilbar.“ …. da kann ich nur noch mit den Kopf schütteln
    Am meisten regt mich auf wenn einer sagt:“Ein bisschen Erziehung hätte ihm auch nicht geschadet, gib mir den mal für 1 Woche. “ …. geht’s noch ?

  7. Wie wärs damit das bekomme ich oft zu hören. Hau ihn mal paar auf den Arsch das hat uns auch nie geschadet. Du musst viel härter durchgreifen deine Erziehung ist daran schuld. Geb ihn doch mal was anderes zu essen . Meiner ist Asperger und 9 Jahre alt

  8. Ich kenne solche Sprüche auch,die meisten blöden Sprüche kommen von der eigenen Verwandtschaft. So langsam beantworte ich solche Fragen mit einer Gegenfrage da gucken die Blöd.

    Vor allem ein Onkel von mir,der vergleicht mein Kind mit jemanden aus unsere Familie der stottert beim. Da ist er doch davon überzeugt das mein Kind so wird wie dieser Cousin von meinem Mann.
    Mein Sohn ist 5 jahre und hat frühkindlichen Autismus!!!!

  9. „Vielleicht liegt das ja doch an der Erziehung. Du hast ihn eventuell doch zu sehr verwöhnt.“
    Oder die Oma sagt: “ ich verstehe das nicht, wieso kommt er denn nicht mal zu uns runter?! Wir haben ihm doch nichts getan“ oder “
    „Ich verstehe das nicht, wieso hat er so viel Angst? Er wird doch bald zehn, da muss er doch mal alleine Zuhause bleiben können, ohne die Mutti. “

    Ich, als Mutter kann es nicht mehr hören :-( unser Sohn ist 9 und wir wissen erst seit November 15 das er Autist ist. Sind allerdings schon seit dem 5. Lebensjahr beim kinderpsychologen. Endlich kann ich sein Verhalten verstehen. War ein langer Weg.

  10. Autisten sind doch alle geistig behindert,
    der wirkt doch ganz normal,
    er ist nur schüchtern,
    ein Klaps hat noch keinen geschadet,
    der muss das lernen andere müssen auch,
    das macht er alles mit Absicht,
    er spielt mit dir,
    er soll gefälligst essen was auf den Tisch kommt,
    wenn er nicht sagt was ihn weh tut hat er nichts,
    Du musst mehr unter Menschen
    Du musst arbeiten damit du was für dich tust
    usw.

  11. ‚Lass ihn doch, er hört schon damit auf en Kopf fest auf den (harten!) Boden zu schlagen wenn er merkt dass es ihm weh tut. ‚(Leider öfters gehört). Liebe Mitmenschen, in dem Moment spürt mein autistisches Kind sich nicht.

  12. „Schick ihn weg, er soll in der Pause mit den Kindern spielen, nicht mit Erwachsenen reden! Er soll sich einfügen!“
    Sonderpädagogin (!) über einen Erstklässler im Autismus Spektrum

    1. Autsch, es tut sooo weh! Unsere Sonderpädagogin hat am Elternabend auch so eine tolle Aussage gemacht,

      Ich habe gesagt ich fürchte um das Selbstvertrauen meines Kindes wenn sie so oft ablehnung erfährt, darauf hin Frau Sonderpädagogin “ damit müssen sie aber rechnen, das ist klar dass das auf ihr Selbstvertrauen geht, da hätte sie keine Autistin werden dürfen,…

      Was soll man da noch sagen????

  13. „Das tut mir echt leid für deinen Sohn, dass ihm jetzt eine Krankheit angedichtet wird, nur weil du ihn nicht richtig erziehen kannst.“

    Da hatten wir gerade die Verdachtsdiagnose Asperger bekommen (nach 4 Jahren Diagnostikmarathon).

  14. Es ist schlimm, was Eltern von autistischen Kindern sich auch heute noch anhören müssen. Vieles, was ich lese, weckt ungute Erinenrungen an meine eigenen Kindheit, denn leider müssen sich nicht nur Eltern solche unsäglichen Bemerkungen anhören, sondern auch die autistischen Kinder selbst, zumindest zu meiner Zeit in den 1980er-Jahren war das so. Ständig wurde mir auch von fremden Erwachsenen entgegengehalten (sogar von Lehrern und Therapeuten), wie „frech“ und wie „unmöglich“ ich wäre, und immer wieder Sprüche in der Art von: „Wenn du mein Sohn wärst, dann hätte ich dir schon lange den Hintern versohlt!“

    Natürlich muss man berücksichtigen, dass in den 1980er Jahren noch niemand etwas von Asperger- oder HFA-Autismus wusste, aber Sprüche wie z.B. „Bei uns bekäme er jeden Tag Prügel!“ oder „Der ist doch stockdoof, der Kerl!“ (von der Stiefmutter) waren auch nach damaligen Maßstäben schon keine Art mehr, mit Kindern und Jugendlichen umzugehen, egal wie sich ein Kind verhält.

    Wenn man als junger Autist mit derart vernichtenden Bewertungen aufwächst, wen wundert es da noch, wenn man später mit einem total kaputten Selbstbewusstsein durch Leben geht? Wenn man ständig zu hören bekommt, man hätte nur Strafe, Disziplin und Maßregelung verdient? Wenn man nur selten mal etwas Anerkennendes, etwas Positives, etwas Liebevolles und Wettschätzendes zu hören bekommt? Da muss doch jedem halbwegs empathisch denkenden Menschen klar sein, dass ein Kind unter solchen Umständen früher oder später psychischen Schaden nehmen muss.

    Ich bin überzeugt, viele Co-Erkrankungen, die Autisten entwickeln (und die sie bis weit ins Erwachsenenalter begleiten) haben auch damit zu tun, dass man systematisch ihr Selbstbewusstsein und ihre Würde untergräbt. Ich kann nur hoffen, dass es heute nicht mehr ganz so schlimm ist wie früher, aber wenn ich die Erfahrungen der heutigen Mütter hier lese, dann kommen mir Zweifel, ob sich in den letzten 30 Jahren wirklich so viel verändert hat :-(

    1. Also ich bin ja nicht Autistin aber ich kann mich wohl sehr gut einfühlen in die Situation. Bin selbst in den 80 aufgewachsen und ja da kann man ja bei Kinder und Jugendlichen vieles nicht was heute bekannt ist. Leider zählt Autismus und Asperger auch dazu. Es ist enttäuschend zu lesen da die Situation nicht viel anders heute ist.
      Es geht ja generell darum muss es eine Norm für Menschen geben? Jeder ist doch anders der eine laut der andere leise der eine frech der andere eher angepasst. Jeder Mensch sollte so akzeptiert werden wie er ist. Und sicher kann es sein das man als Autist anders reagiert wie vielleicht die Meisten aber wenn mich der Mensch interessiert dann kann ich ja nachfragen wieso und vielleicht auch Situationen aufklären die falsch verstanden wurden. Es ist immer eine Frage des Wollens!
      Ich würde trotzdem allen Autisten raten offen mit ihrem Autismus umzugehen damit sie Freunde finden die sich bemühen eine einfach Kommunikation ohne Sprachbarrieren zu pflegen.

  15. Ich weiß nicht was die Aufzählung der Sprüche soll? Wir kennen alle solche Sprüche und die wir noch nicht kennen brauch ich nicht.
    Ich finde den Blog gut aber das find ich sinnlos.
    Sorry ich will keinem auf die Füsse treten ,es ist meine Meinung.

    1. Vielen tut es gut, sich das einfach mal von der Seele schreiben zu können, und sie fühlen sich nicht mehr so allein, wenn sie lesen, dass es anderen auch so geht. Vielleicht ist es auch möglich, andere Menschen zum Nachdenken zu bringen, bevor sie das nächste Mal einen Spruch machen. Danke für Deine Meinung, es freut mich, dass Du den Blog sonst gut findest ;-)

    2. Ich finde es sehr sinnvoll, denn ich sehe, dass es anderen genauso geht. Die Sprüche sind nicht nur teilweise, sondern sogar häufig 1:1 gleich. Mir hilft es, zu erfahren, dass es da ein Muster gibt, mit dem auch andere Eltern autistischer Kinder konfrontiert sind. Es gibt Menschen, und zu denen zähle ich mich, die nur allzu oft an sich zweifeln.
      Das hier zu lesen gibt mir Kraft für die nächsten dummen Sprüche – Kraft, selbstsicher zu sein oder zu bleiben, und Kraft, zu kontern!
      Ich sage „Danke“ dafür!

  16. „leider müssen sich nicht nur Eltern solche unsäglichen Bemerkungen anhören, sondern auch die autistischen Kinder selbst“

    Wie Dario schon schreibt, so hätte auch ich auf manche Sprüche (als ich noch Kind war) ebenfalls liebend gern verzichten können:

    „Was habt ihr schon für Probleme.“
    „Eure Sorgen möchte ich haben.“
    „Macht ihr erst mal das durch, was wir durchgemacht haben.“
    „Da hat man euch jahrelang den Hintern abgewischt, und das ist nun der Dank.“
    „Hätte ich euch mal im ersten Badewasser ertränkt.“
    „So lange ihr die Füße unter meinem Tisch habt, wird auch gegessen was auf den Tisch kommt.“
    „Stell dich nicht dümmer an, als du bist.“
    „Es ist egal wer von euch was getan hat…ihr seid alle/ihr seid doch beide gleich.“
    „Eure arme Mutter…dass die jetzt aber auch gleich noch zwei von euch bekommen musste.“

    Einige Jahre später:
    „Aus dir wird nie was werden.“
    „Du wirst nie auf einen grünen Zweig kommen.“
    „Ein Mensch wie du, hat kein Recht zu leben.“
    „Für dich wäre es besser wenn du dich freiwillig in die Irrenanstalt einweisen lassen würdest.“
    „Wie du nur einen Mann abbekommen konntest.“
    „Der arme Mann der dich zur Frau bekommen hat, was der wohl alles durchmachen muss.“

    Noch mal einige Jahre später (und auch heute noch) ebenfalls ein anscheinend immer wieder gern gesagter Spruch:
    „Schon ein Wunder, dass aus deinem Kind was geworden ist…bei der Mutter.“
    „Du hast es da ja jetzt auch wirklich gut…mit so einem pflegeleichten und intelligenten Kind.“
    „Kein Wunder, dass aus dem anderen Kind nichts geworden ist…bei der Mutter.“
    „Da hast du dann wohl in der Erziehung ernsthafte Fehler gemacht.“

    Wenn man (und wenn jetzt auch „nur“ als Asperger Autist) solche, oder ähnliche Sprüche schon ein Leben lang und von Kindheit an zu hören bekommt, dann ist das mit Sicherheit auch nicht gerade förderlich für ein Kind.

    Und solch ähnliche Sprüche sind mit Sicherheit auch für heutige Eltern mit autistischen Kindern, alles andere als hilfreich und förderlich…für deren Kinder erst recht nicht.

    Schon traurig dass sich dahingehend bis heute anscheinend absolut nichts geändert hat. Im Gegenteil…das scheint wohl immer nur noch schlimmer zu werden…so zumindest mein Eindruck jetzt dazu.

    1. „Stell dich nicht dümmer an, als du bist.“ Den Satzt habe ich leider auch schon öfter zu meinem Sohn gesagt. Ganz bestimmt nicht, um ihn niederzumachen, sondern aus purer Verzweiflung!
      Es kommt heute mindestens genauso oft vor wie früher, dass Eltern in manchen Situationen mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind. Das heißt nicht, dass sie dazu grundsätzlich nicht in der Lage sind, aber Erziehung lernt man eben „by doing“ und dazu gehört auch, dass sich Eltern manchmal falsch verhalten. Ich hoffe, dass meine Kinder mir eines Tages verzeihen können, wie auch ich meinen Eltern vergeben habe.

    2. Hallo, ich bin leider absoluter Neuling auf dem Gebiet. Aber was ich im vorangegangenen Beitrag lesen muss lässt mich einen Kommentar nicht verkneifen können lassen. Für mich klingen diese „netten Sprüche“ selbst nach einer Verhaltensstörung. Ich will mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, aber das klingt für mich nach Narzissmus.

      Bei vielen anderen Beiträgen ist mir auch eine Wiederholung der Sprüche aufgefallen. Anscheinend ist für die meisten Menschen die einzige Lösung Gewalt und Zwang. So begegnet man doch keinem Menschen und schon gar keinem Kind! „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“ – furchtbar! Zustände wie im Mittelalter =(…

      Und sich selbst damit zu profilieren, dass es ja bei „ihnen“(also den Sprücheklopfern) anders aussehen würde, ist armselig. 1. Geben die ihre Gewaltbereitschaft Kindern und Erwachsenen gegenüber zu. 2. Wissen die Eltern grundsätzlich selbst immer besser was gut für ihr Kind ist.
      3. Abgesehen davon: „wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten“… oder?

      Deswegen rege ich mich jetzt auch nicht weiter auf… ich habe nämlich leider sehr wenig Ahnung. Deshalb bin ich auf diese Seite gestoßen. Ich möchte mich erkundigen, weil ich zukünftig hoffentlich beruflich damit zu tun habe und bin ein bisschen nervös, ob ich das hinbekomme mit einem Asperger zusammen zu arbeiten.

      Ich würde mich auch über ein paar links zu informativen Seiten oder Tipps (soweit möglich) freuen.

      Euch allen alles gute

  17. Ich frage mich, ob solche Sprüche über autistische Kinder nicht von einem ähnlichen Menschentyp stammen, der in der Politik unter dem Namen „besorgte Büger“ bekannt ist und populistischen Gruppierungen hinterherläuft. Das Thema ist zwar ein anderes, aber es sind viele Parallelen erkennbar, zum Beispiel:

    – Kultivieren von Vorurteilen und Kischees, ohne sich jemals mit den Fakten auseinander gesetzt zu haben.
    („Der sieht ja gar nicht aus wie ein Autist!“)

    – einfache Lösungen für komplexe Probleme
    („Du musst einfach nur konsequent sein!“)

    – irrationale Verschwörungstheorien
    („Asperger ist doch eine Modediagnose, so was gibts nicht“)

    – plumpe Schuldzuweisungen
    („Das liegt nur an deiner Erziehung!“)

    – Misstrauen gegenüber „denen da oben“
    („Du glaubst auch alles was dir die Ärzte erzählen!“)

    – Angst, dass die eigene Probleme zu kurz kommen
    („Das mussten wir doch auch aushalten.“)

    – unreflektiertes Übernehmen von Gerüchten
    („Ich habe gelesen das Autismus von Darmbakterien kommt.“)

    Leider ist so ein Persönlichkeitstyp an Fakten nicht wirklich interessiert, sondern nur daran, das eigene Weltbild aufrecht zu erhalten. Deshalb würde mir auch kein Weg einfallen, wie man sinnvoll mit solchen Menschen ins Gespräch kommen kann. Auf der anderen Seite kann man ihnen auch nicht überall aus dem Weg gehen, denn sie sind keine Seltenheit.

    1. Das erscheint mir sehr schlüssig! Und erklärt auch, warum mir solche Kommentare noch gar nicht begegnet sind, denn vom beschriebenen Persönlichkeitstyp halte ich mich (nach Möglichkeit) fern.

  18. Der schlimmste Spruch war: „Du musst an dich denken; es geht um dein Leben. In der Tierwelt beißen die Mütter ihren Nachwuchs tot, wenn er krank oder behindert ist.“
    Meine Antwort: „Was willst du mir damit sagen? Soll ich meinen Sohn jetzt totschlagen, oder was?!“ (…)

    Ein anderer, der bis heute tief sitzt, da er von einer mir damals sehr wichtigen Freundin kam: „Das geschieht ihm mal recht!“, über ein Ereignis im Badesee, bei dem ein älterer Junge meinem Sohn von einer Wasserrutsche herunter mit beiden Füßen und voller Wucht gegen den Kopf gerutscht ist, weil er vor dem Rutschbereich nicht sofort weggegangen ist. Mein Sohn hätte dabei sterben können, aber sie blieb Stein und Bein dabei, dass er es „nur so vielleicht mal lernen würde“…

    1. Oh Gott, wie schrecklich! Meine EHEMALIGE Freundin, die Grundschullehrerin ist, sagte mir, als ich ihr erzählte, dass unser 12-Jähriger die Diagnose Asperger-Autismus bekommen hat, dass sie „so einen“ auch schon mal in einer ihrer Klassen gehabt hätte und sie dafür gesorgt habe, dass „der“ die Schule verlassen musste… Und das, obwohl sich keine anderer daran getraut habe! Sie war also noch stolz auf ihren Verdienst…

  19. Liebe Ella,
    mal wieder lese ich Ihren Blog im Nachtdienst und kann es heute kaum fassen. Natürlich hatte ich bereits die anderen Kommentare und „wichtigen“ Tipps zum Leben deines Sohnes gelesen, aber das es noch schlimmer wird konnte ich nicht glauben.
    Einfach nur frech, wie Menschen mit dir sprechen.
    Freunde solltest du diese Menschen nicht mehr nennen.
    Manchmal denke ich sind Menschen froh, dass sie keine großen Probleme oder Aufgaben im Leben haben, und teilen dies gern über dämlich Kommentare und angeblich Hilfreiche Ratschläge mit.
    Alle in einen Sack und wer beim draufhauen getroffen wird ist der richtige!
    Ich wünsche euch weiter viel Kraft und das alles seinen Weg läuft. Auf eure Weise, die ihr schafft.
    Liebe Grüße Clara

    1. Liebe Clara, ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Ich musste mir in der Tat schon einiges anhören, aber zum Glück nicht alles auf einmal. Es handelt sich um eine Sammlung von Äußerungen verschiedener Eltern. Aber es zeigt natürlich, dass es keine Ausnahmen sind, wenn Eltern und damit auch ihre Kinder von manchen Menschen so behandelt werden.
      Danke fürs Lesen und Kommentieren, liebe Grüße, Silke alias Ella :-)

  20. „Hören Sie mir auf mit „Behinderung“! Ich habe 20 Jahre mit richtig behinderten Menschen gearbeitet. Ich weiß was das ist. Ihr Sohn ist sicher nicht behindert.“ Zitat Lehrer Ende. Ohne Worte

  21. Oh ja, diese „schlauen“ Aussagen sind mir nur zu gut bekannt! Auch Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter lassen sie los (z. B. …der ruht sich nur zu gern aus / nicht leistungungswillig etc.).
    Den absoluten Brüller aber brachte eine Mutter, die sich Autismusberaterin nennt und selbst eine etwa 25jährige frühkindliche Autistin als Tochter hat, indem sie mir kurz nach der Aspergerdiagnose meines damals knapp 12jährigen Sohnes sagte: „Also spätestens in der Pubertät wirst du ihn ins Heim geben müssen. Dann wird der so aggressiv, dass du selber nicht mehr mit ihm fertig wirst.“
    Tja, blöd gelaufen – mein Sohn ist jetzt 15 Jahre alt, hat sich in den paar Jahren supergut entwickelt (auch durch unermüdliches Erklären, „unbemerktes“ Üben, homöopathischer Begleitung und nicht zuletzt durch einfaches annehmen von ihm so wie er ist). Mein Mann und ich sind stolz auf unseren Sohn. Und wir lachen gemeinsam über den Spruch meiner dementen Mutter „mei, so a scheener Bua, aber a bissl bläd hoid“ (hochdeutsch: oh je, so ein hübscher Junge, aber leider zurückgeblieben).
    Es tut gut, zu lesen, dass es uns allen irgendwie gleich ergeht. Das gibt Kraft und Energie, auch um solchen Mitmenschen die Stirn zu bieten.

  22. Gestern hab ich die teilweise unglaublichen Aussagen gelesen und mich noch gefreut, das mir so etwas noch nicht passiert ist.

    Heute früh im Gespräch mit einer anderen Mutter (mein Sohn stand neben mir!) dann das: Hätte nie gedacht das der ein Autist ist, wie schlimm hat es Ihn denn erwischt.

    Ohne Worte!!! !

  23. Vielleicht solle ich mir mal Visitenkarten drucken mit einem leicht abgewandelten Zitat von Richard von Weizsäcker:

    „Nicht behindert zu sein, ist ein Privileg, das einem jederzeit entzogen werden kann.“

    Das ist alles, was ich Leuten entgegenhalten kann, die meinem Kind das Recht absprechen wollen, in dieser Gesellschaft zu leben.

  24. Leider kennen auch wir diese Kommentare zur Genüge.

    Ich glaube nicht an Autismus, der ist doch ganz normal.
    „Macke xy“ hast du doch auch gemacht (zb nur auf die schwarzen Bodenfliesen im Einkaufszentrum treten).
    Mit der Diagnose und der Sonderschule (es ist eine Förderschule für Sehbehinderte) tust du ihm keinen Gefallen, den Behindertenstempel wird er nie wieder los.
    Wofür denn ein Schwerbehindertenausweis, den habe ja nichtmal ich mit „Krankheit xy“.
    Aber er ist doch nicht doof!
    Aber er spricht doch ganz normal mit Leuten (ja, mit Erwachsenen).
    Ach, sowas wie Sheldon?
    Wieso sollte er denn lärmempfindlich sein, er macht doch selbst dauernd Krach?
    Er darf sich ja auch nicht zum Spielen verabreden (nein, er WILL nicht – nur möchte keiner wahrhaben, dass sein Kind eine Absage erfährt, weil der potentielle Spielpartner nicht möchte).
    Warum spielt er denn immer noch mit Duplo, mit 6 Jahren ist er doch längst alt genug für richtiges Lego! (es ist ihm zu scharfkantig und fummelig)
    Warum besorgt ihr euch nicht mal nen Babysitter und unternehmt mal was? Eure Ehe ist doch am Ende (weil wir keine fremden Nachbarsmädchen auf unsere Kinder aufpassen lassen können und außerdem froh sind, wenn wir einfach mal zusammen auf dem Sofa sitzen und keiner das Gespräch stört. Wir sind auch vor den Kindern selten ausgegangen, aber jetzt liegt es natürlich nur daran, dass wir nicht loslassen können).
    Warum macht ihr nicht mal Urlaub? Die andere Umgebung wird ihm helfen, seine Spleens abzulegen, die sind nämlich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, weil euer gesamtes Umfeld so reagiert, wie ihr es gern hättet.

    Ich werde ebenso häufig blöd angesehen oder gar zurechtgewiesen, weil ich in den Augen anderer falsch mit meinem Kind umgehe. Wenn er zb ohne zu gucken auf die Straße rennt, muss ich brüllen, damit er auch stehenbleibt. Da kommt ein gesäuseltes „Du sollst doch vorher gucken“ nicht bei ihm an. Ich brülle sicher nicht gern, doch in manchen Situationen (gerade jenen mit Gefahr im Verzug) muss es sein. Oder auch, wenn er gerade irgendetwas auf den Boden schlägt, weil er dann gar nichts um sich herum wahrnimmt und ich die Lautstärke übertönen muss. Aber all die, die ihren Kindern zu Hause wahrscheinlich ständig den Hintern versohlen, heben in der Öffentlichkeit den Zeigefinger.
    Nett ist auch immer die Frage, ob die kleine Schwester denn auch Autistin sei. Ich antworte mittlerweile „Nein, die ist normalbekloppt.“ Wieso gehen sie davon aus, dass es die gesamte Familie betrifft?

    Schlimm ist, dass bei uns die Erzieher null Verständnis hatten, regelmäßig durch ihr schon bei Otto-Normalkind bescheuertes Verhalten Melt-Downs produzieren, Schwierigkeiten nicht kommunizieren, bis es eskaliert, und wenn ich ihn dann abhole, giftet mich die Kinderpflegerin vor allen anderen Eltern an, weil mein Sohn ihr eine Platzwunde verpasst hat. „Haben Sie ihn wieder festgehalten und auf ihn eingeredet, obwohl er dichtgemacht hat, statt ihn zum Runterkommen nach nebenan zu schicken?“ „ja, ABER…“ ach ja, natürlich trägt dann das Kind die Schuld am Vorfall.

    Leider ist das eine Neverending Story, die solchen wird es wohl immer geben. Aber „schön“, dass es auch anderen so geht, es ist erstaunlich, wie sich die Geschichten bei all diesen „Nicht-Autisten“ gleichen…

  25. Beim Kinderzahnarzt, die ich extra auf Wahrnehmungsstörungen und Entwicklungsverzögerungen hinwies zu meinem Sohn damals 10 Jahre alt:
    „Reiss dich mal zusammen, du bist doch kein Baby mehr!“

  26. …“heutzutage wird,wenn man zum Arzt geht, irgendwas diagnostiziert,nur um was zu diagnostizieren. Ich mag auch keine lauten Geräusche. Deshalb bist du noch lange kein Autist.“
    :-(

    1. Bei mir hat man auch erst zwei drei Fehldiagnosen gemacht „Schulangst“ Ja klar ! Und deshalb geh ich selbst in den Ferien nicht vor die Tür, natürlich ! Naja. Laute Geräusche mag glaube ich niemand aber bei den wenigsten geht der Puls hoch und alles verkrampft sich. Was ich aber beim besten Willen nicht verstehen kann ich wie die eine Therapeutin bei der ich quasi gewohnt habe (drei Monate stationäre Klinik) keine Ahnung haben kann was ich habe und ne andere nach zwei Gesprächen sagen kann „Autismus“. Hätte ich zu Klinikzeiten die Informationen über Autismus gehabt die ich jetzt habe hätte ich mich selbst als Autistin diagnostizieren können…

  27. Ich kenne alle Sprüche. Habe zwei pupertierende Asperger zu Hause. Es ist schwer und es frustriert und verletzt mich immer noch. Jaaa, es ist eindeutig die falsche Erziehung, dass höre ich oft.

  28. Dieses „2 Wochen bei mir und das Kind läuft wieder in der Spur“ habe ich so oft gehört. Glaube ich sogar.

    Und ich bin mir sicher, dass man unerwünschtes Verhalten von Autisten mit leichtem Autismus mit entsprechenden Maßnahmen unterdrücken kann. Man macht halt dann das Kind seelisch kaputt. Aber es spurt dann und die „Erziehung“ ist leichter. Und wenn sich das Kind dann mit 14 vor die Bahn wirft hat man a) das Kind los und ist b) die arme Mutter, deren undankbares Kind garnicht wusste, wie gut es ihm ging.

    Blöd nur, dass ich mein Kind gern habe und deshalb den schweren Weg gehe und mir von Leuten, die selbst total inkonsequent in der Erziehung ihrer neurotypischen Kinder waren (ab und zu mit einem Schlag wieder in die Spur gebracht), anhören darf, dass ich nur inkonsequent bin und zuviel nachgebe.

    Nein, ich wünsche diesen Menschen nicht, dass sie mal ein autistisches Kind haben. Nicht ihretwegen – ihrer Kinder wegen!

  29. Eine Kollegin sagte mal zu mir: „Ich habe gestern ein Interview mit einem Autisten im Radio gehört…..das ist ja gar nicht so schlimm alles.“ Und deutet damit an dass ich maßlos übertreibe ….

  30. Bei uns waren Sprüche dabei von : Ist der nicht normal auf er sollte das Maul halten als der Kleine einen Freudeschrei von sich gab und bei dem würde so wie so nichts mehr helfen der gehört eingesperrt , von meinen Schwiegereltern kam nur der hat das nicht von unserer Seite , mein Sohn ist 11 Jahre alt und hat frühkindlicher Autismus .

  31. Beim lesen wird man ja regelrecht aggressiv ! Ich bin selbst Autistin (14) und kann garnicht glauben wie man so auf Autismus reagieren kann ! Ich zum Glück habe bis jetzt nur positive Erfahrungen gemacht (hab die Diagnose auch noch nicht lange) aber wenn ich mit vorstelle das meine Mutter sowas an den Kopf geworfen bekommt… Wie kann man so voreingenommen sein ? Wie kann man ohne das Wort auch nur gegoogelt zu haben so tun als wüsste man es besser als die Eltern die sich höchstwahrscheinlich intensiv damit beschäftigt haben ? Wenn irgendwann jemand mir ähnliches an den Kopf schmeißt werd ich den dem Vortrag halten der ihn fein säuberlich in seine nicht sehr intelligenten und teilweise frei erfunden Einzelteile zerlegt. Sorry das ich so emotional geworden bin aber das hat mich gerade echt entsetzt wie besserwisserisch und rücksichtslos Leute sein können die keine Ahnung davon haben. Wenn die wenigstens Wüssten wovon sie reden, dann dürfen die meinetwegen besserwisserisch sein, bin ich ja auch oft. Mich regt es nur auf das die von was reden wovon die offensichtlich nicht auch nur die geringste Ahnung haben !

  32. Mich stört am meisten, dass die Leute immer so impulsgesteuert handeln, denn ich vermute (so wirkt es auf mich), viele der hier zitierten Sprüche werden rein emotional und ganz spontan im Affekt „rausgehauen“, ohne dass eine nennenswerte Denkleistung vorausgegangen ist.

    Ich hatte auch schon Gedanken, die nicht immer alle „politisch korrekt“ waren. Gedanken nach dem Motto: „Wenn das mein Kind wäre, dann hätte ich da aber ganz andere Seiten aufgezogen…“ sind mir auch nicht fremd. Selbst bei meinem heute 11-jährigen Neffen (ebenfalls Asperger-Diagnose) habe ich schon so gedacht, das gebe ich zu. Ich behaupte, das ist bis zum einem bestimmten Grad einfach nur menschlich. Auch in Autistenfamilien kann es nicht immer nur Harmonie und grenzenloses Verständnis geben.

    Schlimm finde ich nur, wenn aus diesen ersten Impulsen und Affekten heraus gehandelt wird. Zumindest bei meinem Neffe n versuche ich kritische Situationen im Nachhinein noch einmal in Ruhe zu durchdenken und mich zu fragen: „Hast du das wirklich so gemeint, wie es dir im ersten Moment in den Sinn kam?“ Meistens sehe ich es dann schon viel differenzierter und weniger dramatisch.

    Und was Kinder von fremden Leuten angeht, da gehören sich ungefragte Erziehungsratschläge (und dann noch in der Öffentlichkeit) meiner Meinung nach sowieso nicht; egal ob es um Autismus geht oder um was auch immer. Es ist menschlich, dass man sich mit seiner Meinung in bestimmten Situationen nur schwer zurückhalten kann, trotzdem würde ich mich als Außenstehender im Zweifel immer zurückhalten, wenn ich die Hintergründe nicht kenne. Da stelle ich mir dann die gleiche Frage wie Amelie: Warum könne sich die Leute in ihrer Besserwisserei nicht einfach mal ein bisschen bremsen? Es ist manchmal schwer zu verstehen…

  33. Ich musste mir von meiner Schwiegermutter (Grundschul-Lehrerin, jetzt Ex-Schwiegermutter) immer anhören, dass der Autismus davon kommt, dass ich meinen Sohn nicht gestillt habe. Er hätte zu wenig Mutterliebe bekommen und deshalb seelischen Schaden erlitten.
    Später bin ich dann ausgewandert und hatte viele Jahre meinen Frieden. Die Einheimischen dort sind ganz anders damit umgegangen, als wir das hier in Deutschland gewöhnt sind. Sie verstanden zwar nichts von Autismus, aber sie haben ihn einfach so akzeptiert, wie er ist. Und wenn er schrie, dann schrie er eben. Wird schon seine Gründe haben. Niemand kam auf die Idee, mir die Schuld dafür zu geben. Mit der Zeit haben die Leute rausbekommen, was ihn stört, und haben dann immer versucht, es ihm rechtzumachen. Das fanden sie ganz normal. Es waren sehr entspannende Jahre für mich. Leider gab es aber keine schulischen Möglichkeiten für ihn, so dass wir wieder zurück nach Deutschland mussten.
    Was mich heute oft aufregt, sind Zeitgenossen, die mir erzählen, ich solle meine Träume leben. „Man schafft alles, wenn man es nur will.“ Dass man Träume auch manchmal beerdigen muss, haben sie wohl glücklicherweise noch nicht selbst erlebt. Karriere machen, viel Geld verdienen, die Welt bereisen? Ich bin schon froh, wenn ich mal ein oder zwei Tage lang nichts von der Schule höre und ihn nicht eher abholen muss. Manche haben einfach keine Vorstellung.
    Wir lieben unsere Kinder über alles, und wir bringen für sie jedes Opfer. Und dafür hört man sich dann permanent dumme Sprüche an. Eine schöne Gesellschaft ist das.

  34. Hallo ihr lieben.Die meisten Sprüche habe ich auch schonmal gehört.Unsere Tochter ist 17.5 und frühkindliche Autistin.Schlimm ist,wenn es nichtmal in der eigenen Familie oder im Freundeskreiss(was sowieso schon überschaubar ist) ,die Bereitschaft gibt,sich damit auseinander zu setzten.

  35. Wir sind noch in den Anfängen der Diagnose (unser Sohn ist 4,5 Jahre), aber wir bekommen jetzt auch schon solche Sprüche zu hören. Letztens die Kosmetikerin: “ Verwöhnen Sie Ihren Sohn nicht so, sonst hat er es später schwer!“ Hmm, ist Verwöhnen ein geregelter Alltag? Weil alles was extra ist, wird ja als Stress empfunden. Oder in der Kita: „Fördern Sie seine Zwänge nicht!“. Als ob ich mir diese Abläufe ausdenken würde, damit mein Sohn schneller zur Kita kommt. Nein, nein, das denkt er sich schon selbst aus und pflegt es mit Hingabe :-) Oder der Opa: „Du kannst uns nicht zwingen, diesen Unsinn mitzumachen!“ – der Tischspruch ist über die Wochen ein wenig länger und theatralischer geworden, als es üblich ist – ach ja, und alle müssen mitmachen ;-)

  36. Ich war letztens in einer psychiatrischen Notfallambulanz, weil ich für die Ämter wegen meinem Autismus ein schreiben brauchte, dass es in meiner Gegend nicht „behandelbar“ ist, also keine Ärzte dafür gibt:

    Kommentar der dortigen Ärztin:
    „Sie sind bloß faul und wollen nicht arbeiten! Ihre diagnosestellende Klinik betreibt mit dieser Diagnose eine „Basardiagnostik“, die nur gestellt wird, weil es darauf Geld gibt. Sowas gibt es gar nicht wirklich.“ (Anmerkung: Wer das Abitur nachholt, ist normalerweise nicht zu faul zum arbeiten, weil das Abi nicht für jeden ein Zuckerschlecken ist. Ebenso habe ich 70GdB.)

    Ich habe die diagnosestellende Klinik informiert. Man möchte sich nicht dazu äußern und man möchte sich meines Falles nicht annehmen. Ich soll eben nach Aachen oder Freiburg fahren, was für mich jedesmal 4 Stunden Fahrtzeit mit dem ICE wären und was die Kasse natürlich nicht finanziert (keine Fahrten zu ambulanten Behandlungen).

    2013 habe ich zusätzlich wegen der Diagnose meine Ausbildung verloren und hänge seitdem als Arbeitslose fest. Die Ausbildung fand zufällig auch an der diagnosestellenden Klinik statt.
    Begründung: Jemand mit Autismus kann im Gesundheitsbereich nicht arbeiten.
    (Das ich da bereits eineinhalb Jahre tätig wahr, spielte plötzlich keine Rolle mehr.)
    Zur Krönung wurde mir auch das Zeugnis nicht ausgestellt, was bereits damals schon anwaltliche Konsequenzen hatte. Leider wurde nur die angegliederte Schule aufgelöst. Kein Zeugnis für mich.

  37. Ich bin schwer erschüttert. Meine „Diagnose“ habe ich im Privaten Umkreis von einer Expertin erhalten und bin nicht gewillt mit Ärzten darüber zu reden, geschweige denn mit dem beruflichen Umfeld. Ich bin Sozialpädagogin und die Kollegen wundern sich nur, dass ich mit dem „schwierigen Klienten“ gut zurecht komme. Komisch, kaum behandelt man sie respektvoll und hört die Befindlichkeiten an, läuft es.
    ich für mich kann gut kompensieren und meine Freunde wissen, dass ich viele Einladungen ablehne oder nur kurz erscheinen kann, um mein Energielevel nicht zu überfordern. Für diesen tollen Freundeskreis bin ich sehr, sehr dankbar! Und ich wünsche euch allen ebensolche um euch herum.

    Herzliche Grüße,
    Lexis

  38. Ich bin gerade mit meinem Sohn (Asperger Autist + ADHS) und einer gemeinsamen Freundin, die ihn bereits kennt, seitdem er geboren wurde (er ist jetzt 13 Jahre) in London.
    Bemerkungen wie: „Das muss er doch mal begreifen.“ oder „Na, helikopterst du wieder?“ Kann er sich nicht was zu Essen bestellen, was auf der Karte steht? Er kann doch nicht nur Nudeln pur essen, wie sieht das aus?“ oder: „Es nervt, wenn er immer so nah an einen ran kommt.“ usw….Ich hatte vorher mit ihr gesprochen, ob sie meint,dass sie mit uns verreisen will. Sie meinte, er wäre doch gar nicht so schlimm…Jetzt merkt sie, win „schlimm“ er ist. Mich macht es sehr traurig, dass selbst Menschen, die zum Kreis der Vertrauten meines Sohnes gehören, ihn nicht verstehen. Jedesmal, wenn sie genervt auf seine Fragen antwortet, entschuldigt er sich, dass er gefragt hat. Das tut mir am meisten weh.

  39. Auf die Frage, ob sie mich nochmal bekommen würden, wenn sie gewusst hätten, wie ich werde, sagen sie nein. Das verletzt einen schon.

  40. Der Träger (Geschäftsführer) für die Inklusionshilfe: „Ah, Autismus, die neue ADHS-Diagnose. Wir müssen nun wirklich nicht darüber sprechen, dass ihrem Kind mal Grenzen gesetzt werden müssen.“
    Das Verletzendste, da war mein Sohn 3 J. (bald 7) und wenige Wochen im Kindergarten.
    Es waren die ersten (Fach)Personen, die uns auf Verhaltensauffälligkeiten aufmerksam machten. Die Gruppenleitung, wie folgt: „In Ihrer Familie stimmt definitiv was nicht, sonst würde sich Ihr Kind verhalten, wie ein Normales.“

  41. Meiner ist geistig behindert, und genau die gleichen Sprüche müssen wir ins tagtäglich anhören. Am besten ist ja immer: Man sieht es ihm gar nicht an….
    Ob nen Gesichtstatoo was bringt???(Galgenhumor)

  42. Holy f***. Mir ist echt übel geworden bei den Aussagen.
    Und den Fall „in 2 Wochen ohne Dich kriege ich den schon wieder hin“ hatte ich auch schon.

  43. Ich bin Spielgruppenleiterin und wir haben seit ein paar Wochen einen Jungen bei uns, der in unseren Augen frühkindlichen Autismus hat. Er ist in der Eingewöhnung und die Mama bleibt die ganze Zeit (nicht wirklich unser Ding, aber das bringen wir ihr schon noch bei – nicht schreien, der Grund kommt jetzt).
    Sie ist es, die diese Sätze von sich gibt: du musst das lernen, die anderen machen das auch so, der Arzt meint, es sei alles in Ordnung, er ist nur sprachverzögert, da wir nicht mit ihm gesprochen haben….
    Und jetzt turnt sie die ganze Zeit um das Kind herum, plappert es voll, spürt überhaupt nicht, wenn er seine Ruhe braucht und ich sitze da und könnte heulen.
    So beobachte ich von aussen, machen meine Notizen und hoffe, dass ich doch noch helfen kann, dass er die richtige Unterstützung bekommt.
    Er ist ein toller Junge, der mir mit Gesten zeigt, was er gerade braucht und ich kann darauf eingehen und ihm auch die Ruhe geben, die er in der tobenden Kinderschar braucht.
    Wenn Mama uns machen lässt, sucht er langsam auf seine Art Kontakt zu den anderen Kindern, zieht sich aber sofort zurück, wenn es laut wird. Und und und.
    Sorry, aber ich musste das mal loswerden.

  44. Eine sehr alte Dame im DM meinte damals kurz vorm 1. Advent zu mir: „Da haben Sie und ihr Sohn ja Glück in der heutigen Zeit zu leben! Früher wäre SOWAS durch den Schornstein gejagt worden!“ …
    Da war mein Sohn gerade mal 2 Jahre und 3 Monate alt. Leider wurde mir da erst wieder bewusst wie grausam der Mensch doch eigentlich ist …

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