Autismus im Kindergarten – neuer Lebensabschnitt mit vielen Fragezeichen

veröffentlicht im September 2024


Vielleicht kennst Du das Gefühl: Dein autistisches Kind soll in den Kindergarten starten, und plötzlich tauchen diese vielen Fragen auf. Wird mein Kind sich wohlfühlen? Wird es Freunde finden? Wie wird es mit den vielen Reizen, den neuen Gesichtern und all den Erwartungen klarkommen? Die Unsicherheit ist groß – bei Dir als Elternteil genauso wie bei den Erzieherinnen und Erziehern, die sich fragen, wie sie Dein Kind am besten unterstützen können.

Solche Sorgen sind absolut normal und verständlich. Es ist eine Herausforderung für alle Beteiligten, die besondere Bedürfnisse eines autistischen Kindes zu berücksichtigen und gleichzeitig das große Ganze im Blick zu behalten. Doch keine Angst: Es gibt viele Möglichkeiten, um den Alltag für Dein Kind und alle anderen Kinder im Kindergarten angenehmer zu gestalten. Oft reichen schon kleine Anpassungen, ein wenig Wissen und ganz viel Offenheit, um gemeinsam gute Wege zu finden.

©Quelle: pixabay, User Marjonhorn, vielen Dank!

Typische Schwierigkeiten für autistische Kinder im Kindergartenalltag

Für autistische Kinder bedeutet der Start in den Kindergarten nicht nur den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, sondern oft auch den Verlust eines wichtigen Sicherheitsnetzes: ihrer Eltern, die sie bis dahin fast immer an ihrer Seite hatten. Plötzlich ist da eine Welt voller neuer Eindrücke, unbekannter Regeln und fremder Menschen – und die vertrauten Eltern sind nicht mehr lückenlos dabei, um zu helfen, zu übersetzen oder zu trösten. Dieser Übergang kann für autistische Kinder besonders herausfordernd sein, weil er so viele neue Situationen mit sich bringt, die sie alleine bewältigen müssen.

Hier sind einige der typischen Schwierigkeiten, mit denen autistische Kinder im Kindergartenalltag konfrontiert sind:

1. Überforderung durch Reizüberflutung: Autistische Kinder nehmen ihre Umgebung oft sehr intensiv und ungefiltert wahr. Ein lautes Geräusch, grelles Licht oder ein unbekanntes Material kann schnell zu einer Reizüberflutung führen. Im Kindergarten, einem Ort voller Geräusche, Farben und Gerüche, ist es für autistische Kinder besonders schwierig, anzukommen und sich wohlzufühlen. Was für andere Kinder nur eine kleine Ablenkung ist, kann für sie überwältigend wirken.

2. Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion: Im Kindergarten wird viel Wert auf das soziale Miteinander gelegt: auf Freundschaften, Gruppenspiele und das Teilen von Materialien. Doch viele autistische Kinder haben Schwierigkeiten, die ungeschriebenen Regeln dieser Interaktionen zu verstehen. Sie können oft keine Mimik deuten, wissen nicht, wie sie auf andere zugehen sollen, und empfinden den Kontakt zu vielen Kindern gleichzeitig als überfordernd. Dadurch ziehen sie sich zurück oder verhalten sich auf eine Weise, die für andere „seltsam“ wirkt.

3. Herausfordernde Kommunikation: Kommunikation ist für autistische Kinder oft ein großes Hindernis. Viele sprechen gar nicht oder haben noch keine alternative Kommunikationsform gelernt, andere verstehen Sprache sehr wörtlich und haben Mühe, Metaphern, Witze oder Ironie zu erkennen. Im Kindergarten, wo viel verbal kommuniziert wird und vieles schnell gehen muss, führt das oft zu Missverständnissen und Frustrationen – sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen.

4. Starke Routinen und feste Rituale: Für autistische Kinder sind klare Strukturen und vorhersehbare Abläufe besonders wichtig. Sie brauchen Routinen, um sich sicher zu fühlen, und reagieren oft ängstlich oder verunsichert auf spontane Änderungen, neue Aktivitäten oder einen Wechsel der Bezugspersonen. Im Kindergarten, wo Flexibilität oft an der Tagesordnung ist, kann das zu Stress und Unsicherheit führen.

5. Fixierte Interessen und stereotype Verhaltensweisen: Viele autistische Kinder haben intensive, oft sehr spezialisierte Interessen, denen sie mit großem Eifer nachgehen. Sie können sich stundenlang mit einem Thema oder einer Aktivität beschäftigen, die ihnen Freude und Sicherheit gibt, während andere Kinder längst das Interesse verloren haben. Auch stereotype Verhaltensweisen wie Schaukeln, Klatschen oder Summen sind häufig, um Stress abzubauen oder sich zu beruhigen. Diese Verhaltensweisen werden oft nicht verstanden und als „auffällig“ oder „störend“ wahrgenommen, sind aber wichtige Selbstregulationsstrategien.

Verständnis und kleine Anpassungen machen den Unterschied:

Autistische Kinder sind nicht „absichtlich“ anders oder „schwierig“. Ihr Verhalten ist Ausdruck ihrer besonderen Wahrnehmung und Verarbeitung der Welt um sie herum. Sie handeln nicht aus Trotz oder Unwillen, sondern weil sie schlichtweg anders sind.


Lies HIER gerne ausführlich über die Diagnosekriterien des Autismus-Spektrums

Mit Verständnis für diese Besonderheiten und kleinen Anpassungen im Alltag kann der Kindergarten zu einem Ort werden, an dem sich alle Kinder – autistische und nichtautistische – wohlfühlen und wachsen können.

Möglichkeiten zur Verbesserung von Teilhabe

Damit der Kindergarten für autistische Kinder zu einem Ort wird, an dem sie sich wohlfühlen und gut entwickeln können, braucht es oft nur kleine, aber gezielte Anpassungen im Alltag. Diese Anpassungen kommen nicht nur dem autistischen Kind zugute, sondern schaffen eine inklusivere Umgebung, die allen Kindern hilft, sich sicherer und geborgener zu fühlen. Hier sind einige Handlungsoptionen, die Du als Elternteil oder pädagogische Fachkraft umsetzen kannst:

1. Angepasste Rahmenbedingungen: Kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Oft reichen schon einfache Veränderungen in der Umgebung aus, um das Wohlbefinden eines autistischen Kindes deutlich zu verbessern. Zum Beispiel können Rückzugsmöglichkeiten eingerichtet werden – ruhige Ecken oder kleine „Höhlen“, in die sich das Kind bei Überforderung zurückziehen kann. Auch das Reduzieren von Reizen im Raum, etwa durch gedämpftes Licht, weniger Dekorationen oder Teppiche, die den Geräuschpegel senken, kann helfen.

Ein fester Tagesablauf mit klar strukturierten Übergängen gibt autistischen Kindern Sicherheit. Wenn Änderungen nötig sind, ist es hilfreich, diese frühzeitig anzukündigen und visuell darzustellen, zum Beispiel mit Bildkarten oder einem Zeitplan an der Wand. Solche Strukturen helfen nicht nur autistischen Kindern, sondern bringen auch Ruhe und Klarheit für die gesamte Gruppe.

2. Kommunikation unterstützen: Mehr als Worte

Nicht alle Kinder kommunizieren auf die gleiche Weise, und das gilt besonders für autistische Kinder. Alternative Kommunikationsmethoden wie Bildkarten, Gebärden oder Talker können eine große Unterstützung sein, um den Kindern Ausdrucksmöglichkeiten zu geben, die zu ihnen passen. Wichtig ist dabei, offen für verschiedene Wege zu sein und zu akzeptieren, dass keine Kommunikationsform „besser“ oder „schlechter“ ist.

Auch sprechende Kinder können von alternativen Kommunikationsformen profitieren, besonders in stressigen Situationen, in denen die verbale Sprache vielleicht gerade nicht abrufbar ist. Für alle Kinder gilt: Je klarer und einfacher die Sprache, desto besser. Vermeide Metaphern, Ironie und doppeldeutige Aussagen, um Missverständnisse zu reduzieren.

3. Den Wert von Routinen und Ritualen erkennen und nutzen

Routinen und feste Rituale sind für autistische Kinder eine wichtige Stütze im Alltag. Sie helfen, den Tag vorhersehbar zu gestalten und bieten Sicherheit. Im Kindergarten können Routinen etwa durch wiederkehrende Abläufe, festgelegte Plätze und regelmäßige Rituale wie ein Morgenkreis oder ein gemeinsames Abschlussritual geschaffen werden.

Auch Rituale, die den Übergang zwischen Aktivitäten erleichtern, sind hilfreich. Zum Beispiel könnte ein bestimmtes Lied gesungen werden, wenn es Zeit ist, aufzuräumen oder den Raum zu wechseln. Solche Signale sind klare, eindeutige Zeichen und helfen autistischen Kindern, sich auf das Kommende einzustellen.

4. Herausforderndes Verhalten verstehen und deeskalieren

Wenn autistische Kinder Verhalten zeigen, das auf den ersten Blick „herausfordernd“ erscheint, ist es oft Ausdruck von Überforderung, Stress oder einem Bedürfnis nach Sicherheit. Statt diese Verhaltensweisen zu bestrafen oder zu ignorieren, sollten wir versuchen zu verstehen, was das Kind uns damit sagen will.

Eine gute Strategie ist es, sich ruhig und auf Augenhöhe zu begeben, dem Kind Zeit zu geben und Alternativen anzubieten – zum Beispiel eine Pause in einem ruhigen Raum oder das Verwenden von Bildkarten, um die eigenen Bedürfnisse auszudrücken. Geduld und Gelassenheit sind hierbei entscheidend. Drohungen oder Strafen sind meist kontraproduktiv und verschlimmern die Situation nur.

5. Zusammenarbeit mit den Eltern und anderen Bezugspersonen: Gemeinsam stark

Der Erfolg der Inklusion eines autistischen Kindes hängt maßgeblich von der Zusammenarbeit zwischen Eltern, Erzieherinnen und Erziehern sowie anderen beteiligten Personen ab. Regelmäßige Gespräche, gegenseitige Hospitationen und ein offener Austausch über die Bedürfnisse des Kindes sind wichtige Bausteine. Eltern wissen oft am besten, was ihrem Kind hilft, und können wertvolle Tipps geben.

Auch der Austausch über Erfolge und Herausforderungen im Kindergartenalltag hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und das Kind bestmöglich zu unterstützen. Gemeinsam könnt Ihr herausfinden, welche Maßnahmen gut funktionieren und welche vielleicht noch angepasst werden müssen.

6. Bewusstsein schaffen: Warum das alles wichtig ist

Die Anpassungen, die für autistische Kinder getroffen werden, kommen oft auch nichtautistischen Kindern zugute. Eine ruhige Ecke zum Zurückziehen, klar strukturierte Tagesabläufe oder alternative Kommunikationsformen bieten auch für andere Kinder Orientierung und Sicherheit. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass alle Kinder in einem harmonischen und förderlichen Umfeld aufwachsen können, in dem sie sich verstanden und wertgeschätzt fühlen.

Gemeinsam kann man viel erreichen.

Mit diesen kleinen Anpassungen und einem offenen, verständnisvollen Umgang kann der Kindergarten für autistische Kinder zu einem Ort werden, an dem sie sich sicher fühlen, lernen und wachsen können. Am Ende profitieren alle: Die Kinder, die Eltern und die pädagogischen Fachkräfte.

Umgang mit sog. herausforderndem Verhalten

Oft stehen wir vor der Frage: Wie gehe ich mit herausforderndem Verhalten richtig um? Es gibt Momente, in denen ein Kind laut wird, schreit oder sich auf den Boden wirft, und man ist sich nicht sicher, ob es gerade nur seinen Willen durchsetzen möchte oder ob es vielleicht total überfordert ist. Da fällt es manchmal schwer, die richtige Reaktion zu finden. Und klar, das kann schon an den Nerven zehren.
Aber genau hier ist es wichtig, dass wir alle – Eltern, Erzieherinnen, Mitarbeitende – gemeinsam an einem Strang ziehen.

Denn eines ist klar: Schuldzuweisungen helfen niemandem weiter. Kein Kind verhält sich „schwierig“, weil es jemandem das Leben schwer machen will. Auch die Eltern tragen keine Schuld daran, wenn ihr Kind bestimmte Verhaltensweisen zeigt. Es geht nicht darum, wer „richtig“ oder „falsch“ liegt, sondern darum, das Kind zu verstehen und es bestmöglich zu unterstützen. Hier sind einige Ansätze, die helfen können, gemeinsam Lösungen zu finden:

1. Ruhig bleiben, auch wenn`s stürmisch wird

Es gibt diese Momente, die einem alles abverlangen. Das Kind schreit, wirft Spielsachen durch die Gegend oder haut vielleicht sogar um sich. In solchen Situationen ist es normal, dass man selbst angespannt wird – aber hier ruhig zu bleiben, ist das A und O. Denn das Kind spürt unsere Reaktion sehr deutlich. Je ruhiger wir selbst sind, desto eher kann sich die Situation entspannen.

Sprich leise und sanft, auch wenn’s schwerfällt. Vermeide hektische Bewegungen und überlege, ob du dem Kind durch deine Nähe oder einfach nur durch eine beruhigende Präsenz helfen kannst.

2. Verstehen wollen: Was steckt hinter dem Verhalten?

Ist das Verhalten Trotz, weil das Kind etwas nicht will? Oder steckt eine tiefere Überforderung dahinter?

Vielleicht ist es einfach zu laut oder zu chaotisch, vielleicht gab es eine Veränderung im Tagesablauf, die das Kind überfordert, oder es fühlt sich unverstanden. Diese Ursachen zu erkennen, ist keine leichte Aufgabe, aber es ist wichtig, sich dieser Herausforderung zu stellen.
Manchmal hilft ein kurzer Rückblick: Was war vorher? Gab es einen Auslöser, den wir übersehen haben? Gemeinsam nach Antworten zu suchen, bringt uns alle weiter.

3. Was braucht das Kind jetzt?

Sobald wir beginnen, die Ursache hinter dem Verhalten zu verstehen, können wir dem Kind zeigen, dass es Wahlmöglichkeiten hat. Anstatt auf das „unerwünschte“ Verhalten zu fokussieren, können wir dem Kind Alternativen anbieten: „Möchtest du hier in Ruhe sitzen, oder lieber draußen frische Luft schnappen?“ Diese Fragen zeigen dem Kind, dass es ernst genommen wird und dass es Wege gibt, seine Gefühle anders auszudrücken.

Auch hier geht es darum, dass wir uns alle absprechen und austauschen – ohne zu urteilen. Vielleicht hat jemand aus dem Team oder die Eltern schon eine Idee, was dem Kind in solchen Momenten hilft. Vielleicht müssen wir auch gemeinsam neue Strategien entwickeln und ausprobieren.

4. Situationen entschärfen, bevor sie eskalieren

Es hilft oft, herausforderndem Verhalten vorzubeugen, indem wir auf die kleinen Signale achten, die das Kind uns gibt. Achte darauf, wenn das Kind unruhig wird, sich plötzlich zurückzieht oder auf andere Weise zeigt, dass es ihm zu viel wird. Dann ist es oft besser, frühzeitig eine Pause einzulegen, statt abzuwarten, bis die Situation eskaliert.

Auch hier gilt: Wir sind ein Team. Wenn wir uns austauschen, was funktioniert hat und was nicht, können wir gemeinsam Wege finden, wie wir solche Momente vermeiden können.

5. Rückzugsmöglichkeiten anbieten

Gemeinsam an einem Strang zu ziehen, bedeutet auch, ein Umfeld zu schaffen, das dem Kind Sicherheit bietet. Rückzugsorte, in denen das Kind zur Ruhe kommen kann, sind ein wichtiger Teil davon. Diese Orte sollten ruhig, gemütlich und reizarm sein, damit das Kind sich dort sicher fühlt und entspannen kann.

Hier ist die Zusammenarbeit aller gefragt – vielleicht haben die Eltern eine Idee, welche Umgebung ihrem Kind gut tut, oder die Erzieherinnen wissen, welche Veränderungen in der Gruppe hilfreich sein könnten.

6. Gemeinsam aufarbeiten

Wenn die stürmische Phase vorbei ist, ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen: Was war der Auslöser? Was hat geholfen? Was könnten wir beim nächsten Mal anders machen? Diese Reflexion ist wichtig – nicht nur im Team, sondern auch im Gespräch mit den Eltern. Gemeinsam Lösungen zu suchen, ohne einander Vorwürfe zu machen, hilft, Missverständnisse zu klären und stärkt das Vertrauen.

Und es ist auch hilfreich, das Kind einzubeziehen, sofern es dazu bereit ist. Zeigt dem Kind, dass es okay ist, starke Gefühle zu haben, und dass wir gemeinsam Wege finden können, besser damit umzugehen.

7. Geduld mit uns und dem Kind

Niemand hat sofort die perfekten Antworten. Es wird immer Situationen geben, in denen wir unsicher sind oder das Gefühl haben, etwas falsch gemacht zu haben. Das ist in Ordnung. Wichtig ist, dass wir uns als Team verstehen und gemeinsam weiterlernen – mit Geduld, Verständnis und der Bereitschaft, immer wieder neue Wege zu finden.

Wir sind alle auf demselben Weg: Eltern, Erzieherinnen, Mitarbeitende – wir alle möchten das Beste für das Kind. Indem wir zusammenarbeiten, uns austauschen und voneinander lernen, können wir einen echten Unterschied machen.

Zusammenarbeit von Eltern und Team

Ein autistisches Kind im Kindergarten – das ist oft ein Abenteuer für alle Beteiligten. Für die Eltern, die ihr Kind in einer völlig neuen Umgebung wissen und sich wünschen, dass es dort gut aufgehoben ist. Für die Erzieherinnen und Erzieher, die vielleicht zum ersten Mal ein autistisches Kind begleiten und herausfinden möchten, wie sie am besten unterstützen können. Und natürlich für das Kind selbst, das sich in dieser neuen Welt zurechtfinden muss – ohne die Eltern, die bisher immer ganz nah dabei waren.

Dabei steht eins fest: Nur wenn wir alle zusammenarbeiten und ein starkes Team bilden, können wir es schaffen, dass das Kind sich im Kindergarten wohl und sicher fühlt. Das ist eine Herausforderung, klar – aber auch eine riesige Chance!

1. Reden, reden, reden: Offene Kommunikation auf Augenhöhe

Wenn Eltern ihr autistisches Kind zum ersten Mal in den Kindergarten bringen, sind da oft so viele Fragen, Unsicherheiten und auch Ängste. Und das ist völlig normal. Vielleicht fragst du dich als Erzieherin oder Erzieher, wie du das Kind am besten unterstützen kannst, ohne zu überfordern. Oder als Elternteil hast du Sorgen, ob dein Kind verstanden wird und die Hilfe bekommt, die es braucht.

Hier hilft nur eins: reden! Und zwar ehrlich und offen. Tauscht euch regelmäßig aus, findet einen Weg, der für beide Seiten funktioniert – ob im persönlichen Gespräch, per E-Mail oder im Mitteilungsheft. Erzählt euch nicht nur von den schwierigen Momenten, sondern auch von den kleinen Erfolgen. Denn die gibt es immer, und sie machen Mut und schaffen eine vertrauensvolle Basis für die schwierigeren Momente.

2. Gemeinsam Ziele setzen: Was braucht das Kind wirklich?

Was wünscht Ihr Euch für das Kind? Welche Fähigkeiten sollen gestärkt werden, welche Herausforderungen gilt es zu meistern? Diese Fragen solltet Ihr gemeinsam beantworten. Und dabei immer das Kind selbst im Blick behalten: Was braucht es, um sich sicher und verstanden zu fühlen? Was macht ihm Spaß, was fällt ihm schwer?

Eltern wissen oft sehr gut, was ihrem Kind hilft. Und als Erzieherin oder Erzieher hast du die Erfahrung, wie das im Alltag des Kindergartens am besten umgesetzt werden kann. Zusammen könnt Ihr einen Plan entwickeln, der realistisch und hilfreich ist – und den das Kind mitgestaltet, so gut es kann.

3. Verständnis für den Alltag der anderen Seite: Jeder gibt sein Bestes

Eltern von autistischen Kindern haben oft einen vollgepackten Alltag: Therapien, Arzttermine, Anträge, Aufklärungsgespräche, und zwischendrin immer die Frage: „Machen wir genug? Reicht das, was wir tun?“ Da kann einem schon mal die Puste ausgehen.

Auch der Kindergartenalltag ist oft nicht leicht. Viele Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Zeitdruck, manchmal knappe personelle Ressourcen – da kann es schwierig sein, auf alles und jeden individuell einzugehen.
Hier hilft es, sich immer wieder klarzumachen: Beide Seiten geben ihr Bestes und haben es verdient, dass man das sieht. Ein bisschen Verständnis füreinander kann da wahre Wunder wirken.

4. Transparent und ehrlich sein: Probleme gemeinsam angehen

Niemand weiß von Anfang an, wie man mit jeder Situation umgeht. Wenn ein Verhalten Schwierigkeiten bereitet, ist es wichtig, dass Eltern und Mitarbeitende gemeinsam nach Lösungen suchen. Was hilft dem Kind? Was hat vielleicht zu Hause schon gut funktioniert? Was könnten wir ausprobieren?

Wenn beide Seiten offen und ehrlich sind, entsteht Vertrauen, das in schwierigen Situationen unglaublich wichtig ist. Hier hilft es, regelmäßige Treffen zu planen, bei denen alle Beteiligten – Eltern, Erzieherinnen, Therapeutinnen – gemeinsam überlegen, was gut läuft und wo noch Handlungsbedarf besteht.

5. Unterstützt die Eltern: Informationen und Ressourcen teilen

Als Mitarbeitende in einer Kita kannst du Eltern viel Unterstützung bieten, indem du sie über Hilfsangebote, Beratungsstellen und mögliche Entlastungen informierst. Viele Eltern wissen nicht, welche Möglichkeiten es gibt, weil sie im Alltag so eingespannt sind. Ein kleiner Hinweis auf hilfreiche Kontakte oder eine Broschüre oder gerne auch der Hinweis auf Ellas Blog kann schon viel bewirken.

Umgekehrt sollten Eltern nicht zögern, um Rat oder Unterstützung zu bitten, wenn sie merken, dass sie gerade nicht weiterkommen. Jeder braucht manchmal Hilfe, und oft hilft schon ein kleines Gespräch weiter.

6. Verständnis füreinander entwickeln: Zusammen sind wir stärker

Autistische Kinder sind wunderbare, einzigartige kleine Menschen, die oft auf überraschende Weise die Welt bereichern. Doch damit sie sich entfalten können, braucht es einen gemeinsamen Weg, den Eltern und Erzieherinnen und Erzieher miteinander gehen. Es ist kein leichter Weg, das stimmt. Aber wenn wir einander zuhören, miteinander reden und füreinander da sind, dann ist dieser Weg nicht nur machbar – er kann sogar richtig schön sein.

Zusammen für das Kind: Ein starkes Netzwerk schaffen

Am Ende geht es darum, dass das autistische Kind sich im Kindergarten sicher, verstanden und angenommen fühlt. Dass es wachsen kann, seine Stärken entdecken und seine eigenen Wege gehen darf. Und das schaffen wir nur gemeinsam – als ein Team, das zusammenhält und immer wieder den Austausch sucht.

Gemeinsam Teilhabe ermöglichen

Ein autistisches Kind im Kindergarten – das bringt Herausforderungen mit sich, keine Frage. Es gibt Tage, die nervenaufreibend sind, und Momente, in denen wir unsicher sind, was der richtige Weg ist. Doch genau hier liegt auch eine enorme Bereicherung: Wir lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen, sensibler zu werden für unterschiedliche Bedürfnisse und uns als Team enger zusammenzuschließen.

Jeder Schritt, den wir gemeinsam gehen, bringt uns weiter. Es ist ein Weg, der uns alle wachsen lässt – das Kind, die Eltern und auch die Mitarbeitenden in der Kita. Indem wir zusammen daran arbeiten, ein unterstützendes und wertschätzendes Umfeld zu schaffen, gewinnen wir nicht nur an Erfahrung, sondern auch an gegenseitigem Verständnis.

Und genau das macht den Kindergartenalltag bunter, reicher und tiefer – für alle, die daran teilhaben.

Eine Zusammenfassung dieses Beitrags, jeweils für Eltern und Mitarbeitende, findest du in der beliebten Schatzkiste von Ellas Blog.

Deine Möglichkeiten auf Ellas Blog:

Das Buch zum Thema

Wenn du noch mehr praktische Tipps und hilfreiche Anregungen suchst, empfehle ich dir mein Buch „Autismus im Kindergarten – wie Teilhabe gelingen kann“.
Darin findest du noch intensivere Beschreibungen, ausführliche Checklisten und Handouts, die Eltern und Mitarbeitende dabei unterstützen, den Alltag mit autistischen Kindern einfühlsam und wertschätzend zu gestalten und dabei individuell auf jedes Kind einzugehen.

Onlinekurs zum Thema „herausforderndes Verhalten“

Wissen, Informationen und Hinweise für eine wertschätzende Auseinandersetzung mit sog. herausforderndem Verhalten, findest du in meinem Onlinekurs. Dort schauen wir uns an, was die Auslöser sind, wie wir vorbeugen und schließlich gewaltfrei deeskalieren können.
Der Kurs kann jederzeit gestartet und in eigenem Tempo von überall aus erarbeitet werden. Viele Materialien und ein ausführliches Workbook stehen zur Verfügung.
Der Kurs wurde bereits von vielen fachlich Mitarbeitenden und von Eltern besucht.

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Der Austausch mit anderen Eltern, die in einer sehr ähnlichen Situation wie du selbst sind, kann enorm weiterhelfen. Verständnis und praktische Tipps, das Teilen von Sorgen und Freuden findest du in unserer Community Forum plus.

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