Gestern waren schon wieder
so viele Kinder im Garten,
müssen die immer alle bei uns spielen?
Hm ja, sage ich und denke:
Es wäre so schön,
wenn mein Kind nur einen Freund hätte,
der ab und an zum Spielen käme.
Ich bin nur noch der Chauffeur meiner Kinder,
zum Sport, Musikunterricht
und allem anderen muss ich sie fahren.
Ich lächle und nicke und denke:
Ich wäre so froh,
wenn mein Kind ein Hobby hätte,
zu dem ich es bringen könnte.
Nächste Woche müssen wir
zur Kontrolle beim Zahnarzt,
die Zickerei meiner Kinder deshalb
nervt mich jetzt schon so dermaßen!
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, klar, verständlich, sage ich und denke:
Es wäre zu schön um wahr zu sein,
wenn es nur diese
Routinetermine wären.
Stell dir vor, unsere Lehrerin
ist schon wieder zur Fortbildung
und zwei Stunden fallen aus!
Unmöglich,
das war doch letztes Jahr auch schon so!
Ich scharre mit den Füßen und reibe meine Hände und blinzele und denke:
Es wäre toll, wenn wir konstant eine Lehrerin hätten
aber bei den Schwächsten wird am meisten gespart,
um den Betreuungsschlüssel müssen wir regelmäßig kämpfen.
Hoffentlich können die Kinder
im nächsten Urlaub an der Animation teilnehmen,
damit ich viel lesen kann.
Ich brauche auch mal Erholung!
Ich räuspere mich und rutsche auf meinem Stuhl hin und her und denke:
Erholung und lesen im Urlaub –
was für ein schöner Gedanke –
aber gerade in den Ferien
betreue ich mein Kind rund um die Uhr.
Die beiden haben übrigens
schon wieder eine Erkältung, super!
Das Inhalieren, Geschniefe und Gehuste
in der Nacht geht mir langsam auf die Nerven!
Meine Augen füllen sich mit Tränen und ich schlucke schwer und atme tief ein und denke:
Wie schön wäre es,
wenn wir nur mit Erkältungen zu kämpfen hätten,
aber die Epilepsie und Atemaussetzer meines Kindes
unterbrechen unseren sorgenvollen Schlaf jede Nacht.
Du sagst ja gar nichts!
Schön diese Ruhe hier, nicht wahr? Alle sind unterwegs
und dein Kleiner sitzt wie immer nur im Gras.
Sei froh, dass du nicht so einen Stress hast!
neben weiteren Texten veröffentlicht im Buch
„Ein Kind mit Autismus zu begleiten, ist auch eine Reise zu sich selbst“
Das „trifft“ mich im Innersten, so wie Du es geschrieben hast.
Danke Dir
Elisabeth
Ach ja, unsere Oberfläche hält oft ganz gut ; leider nicht immer.
Ich habe nur einen „anderen“ Freund- er würde nicht mal Freund sagen – aber auch ich kenne solche Situationen. . . Danke für den Blog!
Ich bin sprachlos, weil es so wahr ist. Weil wir nur dumm angeschaut werden, wenn wir sagen, wie es wirklich ist. Und nun muss ich mir unbedingt dein Buch auf meinen Wunschzettel schreiben.
Einfach nur ein großes Dankeschön für diesen Text und die Denkanstöße.
Kenne ich nur zu gut, wenn bei uns im Hof die Kinder sind, geht Luis gar nicht erst raus.
Ich wünschte, ich wäre nicht nur umgeben von Familien mit gesunden Kindern. Es tut gut, zu lesen, dass Du ähnliches erlebst. Wir haben zwar „nur“ einen Asperger-Sohn, aber ich kann die Schwere unseres Familiendaseins niemandem verständlich machen. Nicht nur die autistischen Kinder sind wrong planet… wir sind eine wrong planet familie.
(Übrigens ganz in Eurer Nähe, auch im ER-Raum…)
Du sprichst mir aus der Seele. So blöd es sich anhört, doch es tut gut diese oder ähnliche Gedanken auch von anderen zu hören.
……für die meisten Menschen existiert nur ihre eigene Welt…..sie denken nicht über das nach was sie so dahin reden….auch ist ihnen nicht klar was wirklich wichtig ist im Leben….sie meinen wenn sie alles für die Bildung und den Erfolg ihrer Kinder beitragen ist das ein Garant für ein glückliches Leben…und so rackern sie sich ab und räumen ihren Kindern die Steine aus dem Weg. Wenn man ein Kind mit einem „Problem“ hat ist man schnell aussen vor….egal ob es eine Behinderung oder einfach ein sonstwie schwieriges Kind ist. Es wäre wunderbar, wenn nicht alles so bewertet werden würde in schön und hässlich, gut und schlecht, nützlich und nutzlos etc…….und eben auch in behindert und nicht behindert! Ich habe einen Bruder mit Asperger- inzwischen 49- der bislang ein eigenverantwortliches Leben nicht geschafft hat. Er hat sich selbst eigentlich nicht als Behinderter gesehen, aber er ist immer so behandelt und überbehütet worden…..er hätte einfach so in Ordnung sein können wie er ist für die anderen. Mit einer unterstützenden Begleitung im Leben würde es ihm heute besser gehen….jetzt suchen wir nach einer Wohn- und Lebensform für ihn, denn ,die Mutter und den Vater wird es nicht mehr sehr lange geben…Ich schreibe dies, weil mich der Blog inspiriert hat dazu….vielleicht gibt es andere Gedanken dazu oder auch ähnliche Situationen…
Es sind Gedanken die uns alle bewegen. Mir kommen regelmäßig die Tränen, wenn mir wieder einmal bewusst wird was mein Sohn nicht so erleben wird. Unser Leben gestaltet sich ganz anders als in anderen Familien. LG
Zu gut kann ich das nachvollziehen!
Super geschrieben
Ich mag eh keine Menschen und jemand, der sich so ein Gespräch abhält, hat mich das letzte mal gesehen. Meine wenigen wirklichen Freunde sind da Gott sei dank anders.
Herzlichen dank fuer die Realitaet.Ich, alls Mutter von drei gesunden Kinder.Die alle auch schon Erwachsen sinnd,bringt so Gespraeche wieder auf den Boden zurueck und macht mich traurig wie oberflaechlich unsere Gesellschaft ist.
Ich moechte Euch nur gans viel Kraft wuenschen und gibt so Frauen nicht viel Acht. Sei dankbar fuer Dein Kind und dass es Dir die Wichtigen Dinge zeigt im Leben.Naemlich Liebe und Dankbarkeit fuer alles was es kann und schafft….. Herzliche Gruesse und gans viel Kraft