Schulbegleitung mit Gebärdensprachkompetenz

veröffentlicht im Oktober 2017


bunte Hände

Wie im ersten Beitrag zu diesem Thema geschildert, wählte Niklas den Weg mit der Gebärdensprache bereits im Kindergartenalter selbst. Er machte zunächst langsame, dann immer schnellere und stetige Fortschritte, so dass wir professionelle Anleitung brauchten, um weiter voran zu kommen.

Der Antrag auf Schulbegleitung mit Gebärdensprachkompetenz

Wir beantragten eine Schulbegleitung mit Gebärdensprachkompetenz. Den Antrag stellen die Eltern, der dann von der Schule unterstützt wird.
Zunächst war es gar nicht so einfach, den zuständigen Stellen (bei uns der Bezirk) zu erklären, dass ein Kind, das hörend ist, trotzdem in Gebärdensprache unterrichtet werden soll. „Sowas brauchen doch nur Gehörlose“, hieß es.

Es ist richtig, dass sich die Gebärdensprache aus der Kultur und dem Bedarf der Gehörlosen und der Gehörlosenpädagogik entwickelt hat, da Gehörlose diese Sprache zum Verstehen UND zum Mitteilen brauchen.
Niklas jedoch versteht die Verbalsprache und braucht parallel keine Gebärden, um das Gesprochene zu begreifen. Er braucht die Gebärdensprache nur dafür, um sich selbst mitzuteilen und verständlich zu machen.
Das musste erst einmal erklärt werden, war dann aber schlüssig und wurde bewilligt.
Außerdem beriefen wir uns auf die UN-Behindertenrechtskonvention, nach der jeder das Recht hat, seine Form der Kommunikation selbst zu wählen.
Schließlich wurde die Begleitung genehmigt und wir freuten uns sehr.

Die Schulbegleiterinnen

Dann hieß es aber, jemanden zu finden, der die Deutsche Gebärdensprache beherrscht und auch noch Lust hat, als Schulbegleitung zu arbeiten. Das war gar nicht so einfach.

Aber die Suche hatte sich gelohnt und so ging das Gebärdenlernen weiter.
Niklas´ erste Schulbegleiterin hatte gerade eine Ausbildung zur Kommunikationsassistentin abgeschlossen und begleitete ihn eineinhalb Jahre lang. Sie gebärdete im Unterricht und brachte ihm nach und nach wichtige Schlüsselwörter bei.
Wir Eltern wurden parallel über ein Mitteilungsheft, ein Lehrbuch und regelmäßige Treffen auf dem Laufenden gehalten und mitangeleitet. Wir lernten alle mit. Und so ist es bis heute.

Niklas ist jetzt fast 18 Jahre alt und hat bis heute zwei Schulbegleiterinnen, die sich den Job tageweise teilen und ihm immer mehr beibringen. Es ist enorm, welche Fortschritte er in den letzten Jahren gemacht hat.
Und so ganz nebenbei haben wir auch noch wundervolle Menschen kennengelernt, die als Schulbegleiterinnen mit ihm arbeiten.

Außerdem interessant zu lesen:
Autismus und Gebärdensprache – wie alles begann

Zum Weiterlesen:

KOMMENTARE

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  1. Ich hätte niemals geglaubt, dass die Gebärdensprach helfen kann. Wir hätten es versucht, aber keine Reaktion. Hab gedacht, er versteht das nicht. Warum soll er mit Gebärden reden, wenn er es normal nicht kann. Das ist doch viel komplizierter. Damals hatten wir die Diagnose „Schwere geistige Behinderung“. Habe heute Ihren Post über die Gebärdensprache gelesen und Frage mich, ob das unser Michi nicht doch gelernt hätte. Jetzt ist er26 Jahre und hat einen Wortschatz von ca 500 Worten, die er aber in extrem Situationen nicht anwendet. So kommt es immer wieder zu schlimmen Situationen.

    1. Die Gebärdensprache ist sicherlich nicht für jeden etwas. Vielleicht hat es Ihren Michi wirklich nicht angesprochen. Wenn Sie einen weiteren Versuch starten möchten, ist es dafür aber nicht zu spät – das kann man immer noch versuchen, spielerisch und ohne Druck. Herzliche Grüße und alles Gute!

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