Auf den Beitrag „Wenn Eltern psychotherapeutische Hilfe brauchen“ kamen einige Reaktionen auch in Form von Leserbriefen:
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Liebe Silke,
Dein Beitrag darüber, dass manchmal Psyhotherapie bei Eltern nötig wird, hat mich dazu ermuntert, Dir diesen kleinen Erfahrungsbericht zu schicken.
Ich war auch irgendwann an dem Punkt, an dem ich nicht mehr weiter wusste. Mir war klar, dass ich dringend Hilfe von außen brauchte, wollte mich aber keinem Arzt erklären und auch keine bürokratischen Hürden nehmen müssen. Daher nahm ich kurzerhand Kontakt zu einer Therapeutin auf, die mir von einer Freundin empfohlen worden war. Die Termine musste ich selbst bezahlen, aber zum Glück konnte ich mir das für ein Paket von sechs Terminen leisten – und das reichte schon aus, um mich wieder ein wenig auf Spur zu bringen. Die Therapeutin hörte mir zu und es tat gut, dass ich nur über mich sprechen konnte. Wenn man mit Freundinnen spricht, dann sollte es ja immer ein Geben und Nehmen sein, aber in diesem Fall durfte alleine ich erzählen und das war in Ordnung so. Sie präsentierte mir keine Lösungen, sondern stellte mir Fragen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre und vermittelte mir somit neue Perspektiven.
Nach den sechs mal „lief ich wieder alleine“ und ich weiß, dass ich jederzeit wieder anrufen kann und Termine bekomme, wenn ich Hilfe brauche.
Das wollte ich gerne loswerden.
Danke für Deinen tollen Blog, ich habe hier schon so viel gelernt, mitgelacht, geweint und profitiert. Mach bitte weiter so.
Marianne
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Danke für den Beitrag zum Thema „Psychotherapie für Eltern“. Ich muss sagen, dass er für mich genau ins Schwarze trifft. Und zwar insofern, dass ich keinen Termin bekomme. Es ist zum Verzweifeln. Mein Hausarzt meinte lange Zeit, ich solle Meditationstechniken lernen und Yoga machen, dann würde schon alles wieder besser werden. Dann ließ er sich endlich dazu erweichen, mit Psychotherapie zu verschreiben und legt mir eine Liste mit etwa 50 Adressen und Telefonnummern hin, die ich abtelefonieren sollte, um einen Termin zu bekommen. Es war eine Katatstrophe. Nach jedem Anruf war ich so zerschmettert, dass ich erstmal wieder Zeit braucht, um den nächsten Anruf zu wagen. So geht das nun schon einige Zeit und dieses Ringen um Termine verschlimmert meine psychische Verfassung nur noch weiter.
Danke, dass Du das Thema aufgegriffen hast. Vielleicht lesen es ja mal Menschen, die etwas an dieser unbefriedigenden und zermürbenden Gesamtsituation verändern können. Wir brauchen einfach mehr Möglichkeiten und mehr Flexibilität. Es ist doch auch im Interesse des gesamten Systems, dass Eltern gesund bleiben und sich um ihre Kinder kümmern können.
Viele Grüße, Sonja
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Gerne möchte ich etwas Positives beitragen und dabei unterstreichen, dass es bei mir sogar von Vorteil war, dass meine Therapeutin mit dem Thema Autismus nicht wirklich etwas zu tun hatte. Ich habe sie nach langer Zeit gefunden, aber das Warten hatte sich gelohnt, auch wenn es zermürbend war. Zuerst war ich skeptisch, weil sie nicht auf Autismus spezialisiert ist, aber ich bin ja auch keine Autistin, sondern „nur“ die Mutter eines Autisten und so probierte ich es. Und was soll ich sagen? Es war sehr gut, denn sie konnte mir vermitteln, dass einiges in meinem Leben, was mir Schwierigkeiten bereitet, überhaupt nichts mit meinem autistischen Kind zu tun hat, sondern ganz andere Gründe und Ursachen hat. Ich lernte, nicht alles auf mein Kind zurückzuführen, was Probleme bereitet und das war eigentlich das Wichtigste, was ich mitnahm.
Vielleicht hilft dieser kleine Eindruck weiter. Ich danke Dir sehr für Deinen Blog. Er ist mir unverzichtbar geworden. Danke und viele Grüße, Miriam
Hallo Sonja,
meine Therapeutin hat mir gerade gestern gesagt, dass sich die Situation ab 1. April ändert. Von da an müssen sie Akutsprechzeiten bereit halten. Es gibt auch die Möglichkeit einer ambulanten akutpsychiatrischen Behandlung im Krankenhaus, bis ein Therapieplatz frei wird. Das hat mir z. B. geholfen.
LG Petra