Gastbeitrag: vom Umgang mit herausforderndem Verhalten

Tanja besuchte vor einiger Zeit einen Vortrag zum Thema „herausforderndes Verhalten“ von dem sie uns erzählen möchte.

Gastbeitrag

Gestern war ich bei einem Elternabend bei unserer wunderbaren Psychologin und Familientherapeutin Fr. S.. Sie ist eine der Mitarbeiterinnen des Autismuszentrums, in dem wir schon unendlich viel Hilfe erhalten haben und welches zu einem unabdingbaren Begleiter in unserem Leben geworden ist.
Die Haltung aller Mitarbeiter/innen ist einzigartig. Es entsteht immer ein Gefühl von „zusammen fürs Kind“ und nicht „wir alle gegen den Unartigen“. Jedes Mal, wenn ich die Veranstaltungen dort verlasse, habe ich das Gefühl, von positiver Kraft durchflutet zu werden. Vom Gefühl, dass das Kind nie etwas Böses im Sinn hat und nur nach seinen Kräften und Erfahrungen handelt. Das ist auch meine tiefste Überzeugung und ich stehe damit manchmal ganz schön alleine da.

Gestern gab es einen Elternabend zum Thema „herausforderndes Verhalten“. Automatisch denkt man da an die zermürbenden Momente, in welchen das Kind mit seinem „unangenehmen“ Verhalten nicht aufhört und das gewünschte Verhalten nicht annehmen will/kann. Aber Frau S. gab uns Eltern eine andere, entspannte Haltung an die Hand (Redewendung).
Sie schlug uns vor, daran zu denken, dass das Kind nicht herausfordernd handelt, sondern dass sein Verhalten uns Eltern dazu auffordert, diese Situation anders zu meistern.
In diesen Situationen müssen wir Eltern anders handeln. Wir dürfen nicht immer das Gleiche tun und ein anderes Ergebnis erwarten.

Wenn man seit Wochen über ein bestimmtes Verhalten schimpft, dann sollten wir Eltern oder Bezugspersonen als Erstes damit aufhören. Denn wäre das Kind in der Lage, mit seinem Verhalten aufzuhören, hätte es das schon längst getan. Etwas hindert das Kind daran, es zu lassen. Meist weiß das Kind, dass es sich „irgendwie falsch“ verhält, aber wie es anders geht, weiß das Kind nicht. Die Gefühle sind zu beherrschend. Es ist keine böse Absicht dahinter.

Der Ansatz unserer Familienpsychologin ist so einfach, dass es schon genial ist. Wenn man davon ausgeht, dass das Kind einen ärgern will, dann ist man von vorne herein negativ geladen. Und dieses Gefühl ist anstrengend für beide Seiten. Es verbraucht zu viel Energie. Es ist besser zu wissen, dass dem Verhalten etwas zu Grunde liegt, das meist, wenn nicht positiver dann doch normaler, logischer Natur ist.
Z.B.: Das Kind hat den Sinn der Aufgabe nicht verstanden oder es ist überreizt oder es kämpft gerade mit eigenen Empfindungen. Heftige Gefühle wie Angst, Unverständnis und Überforderung kosten sehr viel Kraft. Diese Gefühle sind so überwältigend, dass unsere Kinder nicht anders handeln können. Für das „gewünschte“ Verhalten ist keine Kraft mehr da.

Zusammenfassend hieß es: Das herausfordernde Verhalten ist eine Aufforderung an uns Eltern, die Situation zu reflektieren. Meistens geht dem Verhalten eine Überforderung voraus. Meist sind die Sinne überreizt. Das Kind braucht Ruhe.

Eine andere Theorie lautete: Das herausfordernde Verhalten ist eine Art Stressabbau. Und das haben mir einige Eltern bestätigt. Am Morgen vor einer Klausur sind die Kinder meist „ungenießbar“. Sie schimpfen und sind mit nichts zufriedenzustellen. Das ist die Erwartung, die Spannung, die abgebaut werden muss.

Wenn man dieses Wissen im richtigen (sprich anstrengenden) Moment hervorholt, kann man die Situation mit der dringend nötigen Ruhe meistern und dem Kind dabei helfen, die Situation ebenfalls zu überstehen.

„Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.“ (Helen Keller)

Alles Liebe
Tanja

Passend dazu das Online-Seminar

One comment

  • Heidrun Fischer

    Ich lese immer eure Beiträge und lerne so viel daraus. Ich bin Omi eines nichtsprechenden 10 jährigen, artyp.Autist. Enkelsohnes . Ich liebe ihn über alles und das Schönste ist ,dass er mir ganz viel zurückgibt.

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