Gastbeitrag: „Ich bin Erzieherin und habe großen Respekt vor euch Eltern“

veröffentlicht im Februar 2017


Ich lese schon eine ganze Weile auf „Ellas Blog“ mit, weil es meinen persönlichen Horizont und auch das, was ich für meine Arbeit als Erzieherin brauche, absolut erweitert.

Ich arbeite in einer Schule, in der auch autistische Kinder beschult werden. Die meisten dieser Kinder sprechen nicht, sondern tauschen sich über elektronische Hilfsmittel wie Talker und Bigmacks aus, aber auch per Bildkarten und einige wenige über Gebärden.

Vieles, was hier im Blog angesprochen wird, kenne ich aus meiner Arbeit – manche der Schüler laufen davon, andere entwickeln Zwänge oder haben Aggressionen sich selbst oder anderen gegenüber. Aber was am Schönsten ist: wenn man einen respektvollen Zugang zueinander gefunden hat, auf Augenhöhe, ohne das Kind anpassen, sondern ihm einfach helfen zu wollen, dann ist das die beste Voraussetzung dafür, auch einen Weg der Kommunikation zu finden. Und dann lösen sich viele Dinge von selbst, Missverständnisse werden minimiert und Bedürfnisse können viel besser mitgeteilt werden.

Es ist so bereichernd, auch hier im Blog vom riesengroßen Stellenwert der Kommunikation zu lesen und das Thema Gebärdensprache sollte viel mehr Kindern, die zwar hören, aber nicht sprechen, angeboten werden – ganz spielerisch und zwanglos, ohne Bedingungen. Mir geht immer das Herz auf, wenn ich das hier lese.

Dann möchte ich Euch Eltern, die Ihr diesen Blog lest, sagen, dass ich sehr großen Respekt vor Euch habe. Es ist eine große Aufgabe, eine, die keinen Feierabend kennt, die Nächte, Wochenenden und Ferien miteinbezieht. Ich möchte das ganz klar hier mal sagen. Klar, mein Job ist auch manchmal anstrengend, aber es ist ein Job. Ich habe geregelte Arbeitszeiten, bekomme Geld dafür, habe Nächte, Wochenenden und Ferien, in denen ich keine Verantwortung für Kinder trage, die vielleicht weglaufen, sich verletzen, die gewickelt, gefüttert werden müssen und wegen derer man sich ständig Sorgen macht.

Ich möchte das einfach mal zum Ausdruck bringen – toll, wie Ihr das macht.

Liebe Grüße, Eure Annika

Ganz herzlichen Dank, liebe Annika ♥

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KOMMENTARE

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  1. Mehr von solchen Erziehern bitte! Die begriffen haben, daß Weglaufen, Zwänge und Aggressionen nur eine Folgeerscheinung davon sind, daß nicht „auf Augenhöhe“ und unter Durchsetzung der eigenen Vorstellungen agiert wird.

  2. Liebe Annika,
    dem ist aus meiner Sicht nichts mehr hinzuzufügen. Ich arbeite als Schulbegleirung in einem Förderzentrum für geistige Entwicklung. Danke für Deine Worte! Und an alle Eltern großes Lob! LG Petra

  3. Ich wünsche mir mehr von diesen verständnisvollen Menschen . Erzählen sie es doch mal Therapeuten die immer wieder versuchen unsere Kinder zu verändern . Sinnvoller wäre es sie zu akzeptieren und ihre Stärken zu fördern .

  4. Vielen Dank für den tollen Bericht. Es geht leider in einigen Einrichtungen anders zu. Dort sollen Autisten wie NT funktionieren. Wenn die Autisten es nicht schaffen, wird es leider immer den Eltern angekreidet.

  5. Hallo Ingrid

    Ich finde das auch ganz schlimm, dass man bei diesen Kindern nach „Fehlern“ sucht und versucht der „Norm“ anzupassen. Nur frage ich mich manchmal was denn der „Norm“ entspricht. Wie kann ein besonderes Kind sich gut fühlen, wenn es immer das Gefühl bekommt nicht in Ordnung zu sein? Diese Kinder sind meist sehr sensibel und spüren, dass Sie anders sind. Meiner Meinung nach ist es sehr wertvoll, wenn wir Eltern herausfinden, was den Kindern besonders Freude bereitet, wo Ihre Stärken sind anstatt Ihre „Besonderheiten“ wegzutherapieren. Ein Kind das innerlich zufrieden ist kann selbstbewusst werden und nur so kann es das Gefühl entwickeln richtig zu sein.

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