Ein weiterer Zahnarzt-Mutmach-Beitrag

Gestern brachten wir wieder einmal einen Zahnarzttermin mit Vollnarkose hinter uns. Niklas zeigte uns einmal mehr, was für ein großer, junger Mann er geworden ist.

Es ist nicht der erste Beitrag zu diesem Thema, aber da das Thema Arztbesuche, besonders Zahnarztbesuche, bei vielen mit großen Ängsten verbunden ist, möchte ich euch ein bisschen Mut machen.

Niklas lässt sich bei einem normalen Zahnarztbesuch nicht in den Mund schauen. Da kann man machen, was man will, es gibt keine Chance, einen Blick in seinen Mund zu erhaschen. Da das Zähneputzen zudem ein echtes Problem darstellt, lassen wir Niklas etwa alle zwei Jahre unter Vollnarkose untersuchen: Zahnreinigung, Zahnsteinentfernung und wenn nötig kleine Reparaturen. Auch dieses Mal kam zum Glück nichts Gravierendes zum Vorschein und außer einem kleinen Loch musste nichts repariert werden. Gut, dass es gleich entdeckt wurde.
Und im Vergleich zur Weisheitszahn-Entfernung vor zwei Jahren war alles sehr unkompliziert.

Natürlich machte ich mir schon Tage vorher wieder viele Gedanken, denn es ist ja kein Geheimnis, dass jede Narkose immer wieder ein Risiko darstellt und man weiß ja auch nicht, was dann bei der Untersuchung herauskommt. Diese Gedanken lähmen und blockieren und seit heute Mittag, nachdem alles vorbei war, komme ich erleichtert wieder ins normale Denken und Schreiben.

Niklas hingegen war total tapfer. Er streckte der Krankenschwester souverän den Arm entgegen, damit sie den Zugang legen konnte und war auch sonst sehr entspannt. Die Klebemanschetten für das Überwachungs-EKG mussten zwar öfter angelegt werden, aber das war nicht so schlimm. So ein toller junger Mann!
Beim Aufwachen musste ich dann schon schmunzeln, denn wie erwartet gebärdete er noch schlaftrunken „Ich will hier abhauen. Schuhe anziehen.“

Als Anregung für euch und Arztpraxen:
schon die Vorbereitung lief entspannt, weil man uns sehr entgegenkam. Den Termin für die Voruntersuchung beim Hausarzt bekamen wir zu einer Randstunde, so dass nur wenige Leute in der Praxis waren. Außerdem mussten wir dort den Raum nicht mehr wechseln, sondern konnten nach der Blutabnahme direkt im Labor bleiben; für die körperliche Untersuchung kam der Arzt dorthin. Das vermied weitere Unruhe.
Die Vorbesprechungen beim Zahnarzt und beim Anästhesisten konnten ohne Niklas stattfinden. „Er macht den Mund ja sowieso nicht auf. Warum sollen wir ihn mit diesem Termin stressen.“ So meinten beide Ärzte. Das war ein toller Kompromiss, der möglich war, weil sie Niklas in der Praxis schon kennen.

Weitere Tipps für Arztbesuche findet ihr HIER in der Bibliothek von Ellas Blog.

Ich habe wieder mal gelernt, dass wir Niklas etwas zutrauen dürfen. Er hat das ganz super gemeistert. Und es war schön zu sehen, dass es Ärzte und Pflegepersonal gibt, die ganz wunderbar mit Autistinnen und Autisten umgehen können.

Zum Weiterlesen:

Autismus und Weisheitszahn-OP

4 comments

  • Karin

    Freue mich mit euch dass es so gut geklappt hat.

  • Zahnärzte am Lister Platz Hannover

    Schön, dass alles so gut geklappt hat.
    Zahnarztbesuche sind imme wieder eine Herausforderung für manche, genau diese Leute freuen sich, wenn sie über diesen tollen Artikel stolpern. Danke dafür!

    • Silke

      Danke fürs Mitlesen und den Kommentar und alles Gute für Eure Arbeit mit besonderen Patienten! :-)

  • Gruettner-Schroff-Zahnarzt

    Ich danke Ihnen für den interessanten Beitrag. Zahnarzttermine sind um ehrlich zu sein keine angenehme Sache. Da gehört schon eine Portion Überwindung dazu, besonders wenn es sich um eine längere Behandlung handelt.
    Mit besten Grüßen
    Daniel

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