Stimming – was ist das eigentlich?

veröffentlicht im Juni 2017


Paul sitzt im Wartezimmer und wippt mit dem Oberkörper hin und her. Dabei wedelt er mit den Händen, hält sich die Ohren zu und macht bei jeder Berührung von Rücken mit Stuhllehne ein kurzes „hm“.
Seine Mama Julia sitzt neben ihm und weiß, dass er wegen des Termins beim Arzt nervös ist. Dazu kommen die fremden Menschen im Wartezimmer, die ihn verunsichern und die jetzt erst recht starren, weil Paul sich so komisch verhält.

Aber Julia weiß, dass sie Paul bei seinem Stimming nicht unterbrechen darf. Im Grunde ist sie sogar stolz darauf, dass er sich auf diese Weise selbst regulieren kann und es schafft, diese für ihn belastende Situation durchzustehen.

Vor einigen Wochen waren sie auch beim Arzt gewesen. Dort spielte sich dieselbe Situation im Wartezimmer ab und eine andere Frau sagte: „Kann er das nicht mal lassen?“
Julia hatte geantwortet: „Nein, kann er nicht. Kommt er Ihnen zu nahe oder verletzt er Sie dadurch in irgendeiner Weise?“
„Nein, aber das nervt“, hatte die Frau geantwortet und bevor Julia weitersprechen konnte, hatte ein netter Herr neben ihr zu der fremden Frau gesagt: „Dann gehen Sie doch raus, wenn es Sie stört.“
Julia hatte sich sehr gefreut über die Einmischung des Mannes, denn sowas kommt selten vor.

Was ist Stimming?

„Stimming“ wird abgeleitet aus dem Englischen „Self-stimulating behavior“.

Demnach versteht man darunter ein „sich selbst stimulierendes Verhalten“.
Konkret kann das zum Beispiel das Wiederholen von Bewegungen sein wie hin- und herwippen, auf und ab laufen, sich drehen, mit dem Fuß wippen, mit den Händen flattern, mit dem Kopf vor und zurück wackeln oder auch bestimmte Geräusche und Töne  wiederholen, usw.
Aber auch das ständige drehen, klopfen und bewegen mit oder von Gegenständen kann gemeint sein.

Mädchen mit geschlossenen Augen hält die Hände an den Kopf

Schutz vor Reizüberflutung

Stimming sieht man sehr häufig bei AutistInnen. Sie versuchen zum Beispiel sich damit zu konzentrieren, Reize zu filtern oder zu überlagern, sich zu beruhigen oder Ängste und andere intensive Gefühle auszuhalten bzw. schwierige Situationen zu überstehen.
Stimming ist im DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) auch als ein Symptom bei den Diagnosekriterien für das Autismus-Spektrum aufgeführt.

Vielleicht kennt es auch mancher von sich selbst, wenn man aus Nervosität auf einem Blatt herumkritzelt, mit dem Stuhl wippt oder sich auf der Lippe herumbeißt. Der Unterschied zum Stimming bei AutistInnen ist jedoch meist die Art der Bewegungen, die Intensität und vor allem die Notwendigkeit dieses Verhaltens.
Denn für viele AutistInnen ist es zum Beispiel eine notwendige Schutzfunktion, um nicht in einen Meltdown zu kommen.

Was sagen AutistInnen dazu?

„Überschwengliche positive und negative Gefühle kann ich durch Stimming kanalisieren. Stimming schützt mich und damit auch andere vor impulsiven Reaktionen.“

„Es hilft mir, die vielen Sinneseindrücke, die täglich auf mich einwirken, zu regulieren.“

„Manchmal wirken so viel Geräusche und Gerüche auf mich ein, dass ich mich nicht mehr orientieren kann. Stimming hilft mir dabei, ruhiger zu werden.“

„Vielleicht kann man es mit dem Füßewippen oder Fingernägelkauen oder Mit-dem-Kugelschreiber-klicken bei neurotypischen Menschen vergleichen. Ich weiß es nicht, da ich Autistin bin. Für uns Autisten sind diese Dinge absolut notwendig und nicht nur ein Tick.“

„Stimming ist für mich wie Essen und Trinken. Man darf es mir nicht wegnehmen.“

„Ich stimuliere mich selbst, wenn ich erleichtert bin, eine Situation überstanden zu haben.“

Selbstverletzendes Verhalten umleiten und verhindern

Stimming kann allerdings auch aus einer sogenannten Reizunterforderung entstehen. Manche AutistInnen versuchen dann über heftige Eigenimpulse den eigenen Körper wahrzunehmen. Manchmal entsteht selbstverletzendes Stimming aus unterdrückter Wut oder wegen Missverständnissen, die den/die AutistIn verzweifeln lassen.
Oder das sensorische Empfinden ist so gering ausgeprägt, dass es deutlich stärkere Impulse braucht, um sich überhaupt wahrzunehmen. Dabei kann das Schmerzempfinden deutlich herabgesetzt sein, so dass ein möglicher Schmerz erst zu spät vor einer Verletzung warnt.

Dieses selbstverletztende Verhalten (Kopf gegen die Wand schlagen, sich beißen, Haare rausreißen, in den Augen bohren, …) sollte im besten Fall bereits im Vorfeld verhindert und/oder umgeleitet werden.
Hier sind dann vor allem die Bezugspersonen gefragt, die möglichst schon vorab erkennen sollten, wann eine Situation einzutreten droht, aus der eine Reizüberflutung und daraus wiederum selbststimulierendes Verhalten resultieren könnte, das aufgrund des Overloads so heftig ist, dass Selbstverletzungen die Folge wären.
Anregungen für diese „Vorarbeit von Bezugspersonen“ findet Ihr im Artikel Overlaod / Meltdown / Shutdown – was ist das?

Verhalten umzulenken, ist etwas, für das man gute Ideen und Geschick benötigt. Wenn man den/die AutistIn gut kennt, wird man aber sicherlich Strategien entwickeln können, die greifen.
Niklas bohrt zum Beispiel in seinen Augen, wenn er aufgeregt ist. Manchmal hilft es und es bringt ihn sogar ab und zu zum Lachen, wenn ich dann sage: „Ach nein, doch nicht schon wieder die armen Augen. Steh mal auf und hüpf so hoch Du kannst.“ Damit sind wir bei einem anderen Thema, einem anderen Reizkanal, einer anderen Bewegung und oftmals (nicht immer) weg vom Augen bohren.

Dann gibt es noch das, was wir zuhause seit 15 Jahren „Popokreiseln“ nennen. Andere würden wohl „Breakdance“ sagen ;-) Niklas praktiziert das seit seinem zweiten Lebensjahr und hat mit diesem „Talent“ schon einige Ärzte dazu gebracht, zur Videokamera zu greifen. Er kreiselt und kreiselt und kreiselt und steht dann einfach auf und läuft geradeaus. Unfassbar! Und für ihn eine Selbststimulation, die ihm hilft Reize zu verarbeiten und ihm meistens gute Laune bringt.

Rahmenbedingungen anpassen

Grundsätzlich hilft es aller Erfahrung nach nicht und ist auch nicht ratsam, Stimming einfach zu verbieten oder abzutrainieren.
Bei den meisten AutistInnen ist Stimming Bestandteil ihres gesunden autistischen Verhaltens, das meiner Meinung nach von der Außenwelt als solches akzeptiert werden sollte.
Wenn es zu intensiv stattfindet und andere funktionale Handlungen nicht mehr ermöglicht, kann man versuchen, es Stück für Stück umzulenken, ohne dieses Umlenken jedoch an Bedingungen und Konsequenzen zu knüpfen.
Wenn es um bedenkliches und selbstverletzendes Verhalten geht, sollte zunächst das Umfeld die Rahmenbedingungen (Einrichtung, Geräusche, Lautstärken, Abläufe, Kommunikation) so verändern, dass ein Miteinander ohne übermäßige Reizüberflutung möglich wird. Möglicherweise sind auch (zeitweise) Hilfsmittel wie z.b. ein Helm notwendig.

***

Nachdem Stimming momentan in der neurotypischen Welt einen regelrechten Hype erfährt und man an Fidget Spinnern überhaupt nicht mehr vorbei kommt, kann es sooo schlimm ja nicht sein.

Also bitte, liebe Leute, akzeptiert, wenn AutistInnnen Stimming brauchen, um Situationen zu überstehen und sich selbst zu regulieren. Für uns Neurotypischen mag es eine (vorübergehende) Freizeitbeschäftigung sein – für AutistInnen ist es notwendiger Bestandteil ihres Verhaltensrepertoirs.

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Zum Weiterlesen:

KOMMENTARE

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  1. Diese Beschreibung läßt mein Bild immer klarer werden … Zählt zum Stimmung denn auch Nägelkauen? Denn das tut meine Tochter letztlich auch , wenn sie überfordert ist… oder bemalen von Körperteilen ….

    1. Liebe Susanne, ich bin ja keine Ärztin oder Therapeutin. Als Mutter würde ich meinen, dass es eine Art Stimminig ist, wenn sie das regelmäßig tut, z.B. wenn sie nervös ist oder Angst hat. Denn das Nägelkauen erfüllt ja nicht direkt den Zweck, sie zu kürzen oder Nagelpflege zu betreiben ;-). Vielleicht kannst Du ihr eine Alternative schmackhaft machen, wenn Du Dich darum sorgst. LG :-)

    2. Zu Silkes Antwort frage ich mich: Wozu führt das Nägelkauen denn konkret? Ist es so dass es zu Verletzungen führt, die Tochter dann später bei Tätigkeiten mit den Händen Schmerzen hat? „Oder“ ist es einfach so, dass sie Nägel danach nicht mehr so schön aussehen? Falls es nur letzteres ist sehe ich erstmal keinen Grund, statt dem Nägelkauen ‚etwas anderes schmackhaft zu machen‘ – außer die Tochter ärgert sich selbst darüber, wie die Nägel aussehen.

  2. Gut zulesender text. Zwar mir vieles schon klar, aber dieser text fasst es preziese zusammen.

    Hihi hab ein neues argument, bezüglich der spinners

  3. Was aber wenn das Stimming im Unterricht nötig ist um die vielen Reise auszuhalten und die anderen Kinder und die Lehrerin sich dadurch gestört fühlen? Immer raus gehen ist ja auch keine Lösung

    1. Hallo Susanne

      ich bin selbst Autistin, wenn auch sehr high funktioning und ich konnte mein Stimming umleiten und war konstant die ganze Zeit am Malen im Unterricht, weil ich alleine damit schon nicht wirklich klar kam, dass auf beiden Seiten von mir Leute saßen, malen und auf den Lehrer konzentrieren hat mir dabei geholfen, die anderen um mich rum auszublenden. was ich auch heute noch habe, in Situationen in denen ich gelangweilt und gleichzeitig nervös bin (wenn z.B. mein Akku leer ist oder ich kurz vor einem Vorstellungsgespräch bspw. stehe) ist Nägelkauen und da helfen nicht einmal Gel Nägel teilweise….
      was ich bei anderen gesehen habe ist ein Haargummi ums Handgelenk machen, sowohl Lautstärke beim auf die Haut knallen lassen als auch Verletzungsgefahr sind recht gering. Grundsätzlich sollte aber mit Mitschülern und Lehrern der Diskurs gesucht werden, nicht bei allen ist das stimming eine verable Äußerung und vielleicht lässt es sich umlegen

  4. Sehr gut erklärt und kann ich nur bestätigen. Ich arbeite seit vielen Jahren mit Autistischen Kindern. Meiner Erfahrung nach gibt es aber auch Ticks die man abstellen kann. Wie z.b Schnuller oder ständiges Karten rumschleppen. Oder auch schreianfälle kann man durch Situationen trotzdem aushalten auch als aushaltbar üben. Dauert aber beruhigt sich. Ist nicht allgemein zu verstehen und von jedem einzelnen abhängig und nur mit einfühlen gemeinsam zu üben. Aber einiges ist veränderbar und unsere Kids erleben dann auch vorher stressiges als schön. Z.b Schwimmbad Turnhalle oder überhaupt fremdes.LG und allen Eltern viel Ausdauer und gute Nerven für diese spannenden sehr individuellen Kids und allen anderen Respekt und Nachsicht.
    .

  5. Endlich hat das „Kind“ mal einen Namen! Ich bin auch Autistin doch das Wort Stimming habe ich hier das erste mal gelesen. Ich persönlich zappele immer herum oder wippe vor und zurück.

    Ich würde mich über eine Antwort freuen! L.g. Anne

  6. Ich bin kein Autist, aber habe die Borderline Persönlichkeitsstörung. Und das was Du in Deinem Artikel schreibst, kommt mir von mir selbst doch sehr bekannt vor. Sehr informativ, danke ;-)

    LG Jamie

  7. Meine Tochter (10) macht meist ein Geräusch und hebt dabei die Arme hoch. Das klingt so ähnlich wie ein kleines Pony :-). Gestern im Schwimmbad sagte ein kleiner Junge, der mit uns Ball im Wasser spielte: „ist sie ein Pferd?“ Ich sagte zu meiner Tochter: „Bist Du ein Pferd?“ und sie antwortete „Nein, ich bin Nicole“

    1. Ja,meine Tochter fiebt so und ich weiß jetzt,das ich mich nicht mehr schämen brauch,sie nicht bitte es zu lassen. Ich bin so dankbar für dies Beiträge,denn ich lerne von euch daraus und es wird leichter.

  8. Mein Sohn liebt Drehsessel,er dreht so heftig und lange,dass mir schon vom Zuschauen übel wird und dann steht er auch einfach auf und kann gerade aus weiterlaufen.

    1. Meine Tochter auch. Das ist für sie zu Hause der Ruhepohl wo sie Stress und Spannungen abbaut. Sie hat dann ein Gefühl und geht auf ihren Drehstuhl und dreht sich ganz doll. Dabei verdreht sie oftmals die Augen . Sie macht das auch nur allein im Raum. Wenn sie in der Schule überfordert ist dann rutscht sie mit dem Popo auf dem Stuhl. Dieses Verhalten finden wir nicht gut weil es andere irritiert und sie nicht wissen was sie davon halten sollen. Alternativ hat sie seit 4 Jahren auch einen Drehstuhl der sehr beweglich ist. Oder wir suchen nach anderen Lösungen ,aber es ist echt schwer. Wir wissen das sie autistische Züge hat aber sie hatte nicht genug “ Punkte “ bei dem Test erreicht. Somit gibts auch keine Förderung um ihr das Leben einfacher zu gestalten und sie besser zu verstehen. Wir haben unser Kind so angenommen und versuchen sie so gut es geht sie zu unterstützen.Man lernt mit der Zeit damit umzugehen.

  9. Womit wir dann bei den Ticks wären, manche gefallen mir nicht und ich habe dann meinen Sohn gebeten, zum Beispiel das Grimassen schneiden sein zu lassen. Natürlich und selbstverständlich Alternativen angeboten. Hat er angenommen, Arme wedeln kann ich ertragen ohne Probleme. Zum Stimming gefällt ihm seine Decke. Ist keine da, dann sind wir Eltern die Decke, wir umarmen ihn dann für einige Minuten fest. Wir wissen ganz genau, wann er in Streß gerät und wir versuchen, es zu vermeiden. Oder uns ranzutasten. Im geliebten Indoorspielplatz hat er schon 2 Std. geschafft – das erste mal war er nach 10 Minuten überladen. Also Geduld. Wir verstehen die anderen Mütter nicht, die ihr Kind in Shoppingcenter schleppen und dann fragen, was man bei MDs in der Öffentlichkeit am besten tut, aber schlichtweg erklären, dass es nicht anders geht, als dahin zu gehen, weil man etwas unbedingt braucht und das autistische Kind mit muß, weil allein erziehen ect. …. Mir tun die Kiddis echt leid… wir geben uns echt Mühe mit dem Verstehen und dem darauf Reagieren und wir wollen, dass unser Kind nicht so viel Stress und eine schöne Kindheit hat. Danke für den Artikel, es ist schön, wenn man es nochmal lesen kann, wie die Dinge wirklich sind…

    1. Danke von Herzen. Jetzt verstehe ich meine Tochter besser und werde es ihr gestatten,Stress abzubauen. Ihr helft mir sehr und meiner Tochter.

  10. Schade, dass man bei der Volksschullehrerausbildung von solchen Dingen nie hört. Das hätte einigen meiner SchülerInnen und auch mir so manchen Ärger über „nervige“ Angewohnheiten erspart….

  11. Mein Sohn hat sich schon als Baby im Schlaf hin zu her gerollt. Das ist bis heute geblieben. Er sagt selber, das er das zum besseren Einschlafen braucht. Meistens macht er noch lange „hmmmm“ Laute dazu.

    1. Hallo Diana,
      das macht mein Sohn auch, exakt so! :-)
      Wir sind aber gerade erst in der Diagnostik, obwohl er schon 10 ist.
      VG

  12. Hallo, ich habe selbst das Asperger Syndrom und habe vor 2 Jahren (mit 18) meine Diagnose bekommen. Ich habe erst kürzlich von meiner Therapeutin vom sogenannten Stimming gehört. Ich leide seit 4 Jahren an schweren Depressionen und als Symptom tritt unter anderen auch Selbst verletztendes Verhalten, in Form von sich selbst schneiden, verbrennen etc. auf. Meine Therapeutin hat mich wie gesagt kürzlich darauf hingewiesen, dass dieses Verhalten auch unter Stimming fallen könnte. Hier und auf anderen Seiten habe ich noch nicht diesen konkreten Fall gelesen. Meine Frage: Kennt jemand den konkreten Fall? Kann mir jemand sagen, zu welcher Diagnose das Verhalten gehört? Ebenfalls brauche ich eine bestimmte Fußbewegung um einschlafen zu können oder um mich abzuregen. Ich kaue an meinen Fingernägeln seit ich denken kann.

    1. Hallo Lena, ich bin auch ein Asperger Mensch und bin 53 J. und weiss es erst seit kurzem. Depressionen und selbstverletzendes Verhalten, weiterhin Eßstörungen und Suchtverhalten kenne ich gut. Seit meiner Kindheit bewege ich meine Füsse in Kombination mit dem Einatmen, nur so kann ich einschlafen. Bis vor kurzem habe ich auch immer Nägel gekaut. Durch Traumata wurde das immer der PTBS zugeordnet, jahrelange Gesprächstherapien haben bei mir nichts gebracht. Nun weiss ich, dass alles von der Reizüberflutung und der Überlastung durch Anpassung an andere Menschen kommt. Wenn ich nervös bin rede ich auch zuviel, das ist auch Überlastung. Ohropax bei Lärm und Ruhe helfen.
      Nun habe ich die Traumata mit einer Reaktivierungstherapie unter Propra mit Aufschreiben gelöst und meine Asperger Symptome sind durch den fehlenden Puffer der Trigger wesentlich intensiver geworden.
      Für die Reizüberflutung nehme ich den natürlichen Neurotransmitter GABA Gammaaminobuttersäure, dann werde ich ruhiger. Als Stimming nehme ich einen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Bären, einen Kauring als Armband, einen Oball und Igelball. Das hilft mir meine Spannungen abzubauen, ruhiger zu werden und mich besser und nicht so überlastet zu fühlen. Weiterhin beruhigende CD´s zum Einschafen und Entspannen. Dann kann ich alles Schädliche lassen und komme besser zurecht. Wir sind gut wie wir sind.

  13. Hallo ich bin männlich und 16 Jahre alt.
    Als ich in der 5 Klasse war hatte ich durch einen Unfall ein schweres Trauma und hatte durch die vielen Aufenthalte bei Ärzten, Psychologen und Therapeuten keine sozialen Kontakte mehr, also keine Freunde. Bei mir wurde durch das Trauma ein autistische festgestellt und bin jetzt quasi Autist. Ich habe diese typischen Merkmale zwar nicht wie z.b. Kommunikations Schwierigkeiten etc. nicht aber dafür eine „Zuneigung“ in Zahlen. In dem Beitrag steht das meistens Austistinnen das stimming nutzen bzw haben. Ich habe sowas auch bzw ich nutze es auch um mich zu kontaktieren. Das ganze ist bloß mit den Fingern aneinander zu tippen und so einen Takt oder eine Melodie zu spielen.

    Letzte Woche war ich einkaufen in einem Größen supermarkt. Ich kenne diesen bin aber nicht oft da. Schon als ich den Läden reinging merkte meine Mutter das das „tippen“ mit den Fingern los ging. Es wurde immer schneller und vor dem Käse Regal das eine Breite von ca 7,7m und eine Höhe von 2m hatte würde es zu viel… Ich habe angefangen zu weinen. Mir geht es dann nicht gerade schlecht ich fühle mich unwohl und muss dann raus aus dieser Situation.

    Meine Frage ist jetzt tritt dieses stimming nur bei weiblichen Autisten auf oder auch bei männlichen.

    Würde mich über eine Antwort freuen.

    1. Hallo Hannes, Stimming ist nicht geschlechterspezifisch. Es tritt meines Wissens gleichermaßen bei Mädchen und Jungen, Frauen und Männern auf.

  14. Hallo zusammen

    Mein 4 Jähriger Sohn ist auch oft unruhig, obwohl er sehr müde zu sein scheint, bereitet ihm das einschlafen grosse mühe. Wenn ich ihm Magnesium gebe habe ich das Gefühl es wird besser, bzw. er hat dann nicht mehr, diese körperliche Anspannung……

    Lg
    aspi mami mit aspi sohn

  15. Hallo unser Sohn 18
    benutzt als Stimming eine bestimmte App auf dem Talker
    Buchstabenspiel Bitdboard
    Hier kann er Bilder zu den Wörtern ziehen und er kann sich damit komplett wegbeamen.
    Hilfreich in schwierigen Situationen wir Flugzeug, Zahnarzt, laute Geburtstagsfeiern an denen er aber teilhaben möchte.
    Ich denke er kann durch das Spiel alles um sich herum ausblenden.
    Es ist natürlich sehr praktisch weil nicht verletzend, nervig oder ungewöhnlich aussehend.
    Spielen ja fast alle Jugendliche mit Smartphone oder Tablet.
    Er schafft es dann aber leider auch nicht alleine sich nochmal daraus zu befreien.
    Er würde dass dann wahrscheinlich auch 3 Stunden am Stück machen.
    Er hat aber kein Problem damit , wenn die schwierige Situation vorbei ist damit aufzuhören wenn ich ihn darum bitte oder was anderes anbiete.
    Puzzle am Tablett geht auch gut mit Musik (Kopfhörer) und Klickeffekt.
    Es gibt für kleine Kinder auch ganz einfache Puzzle oder ähnliches.
    Lg Susanne

  16. Noch ein Nachtrag zu meinem Kommentar.
    Ich denke man muss bei dem Stimming erkennen wann wird es gebraucht um in der Situation klarzukommen und wann verselbstständigt sich das ganze so dass für nichts anderes mehr Raum bleibt.
    Dann ist es vielleicht auch hilfreich Alternativen anzubieten.
    Lg

  17. Lol, ich hatte schon n paar mal dieses Stimming, zumindest hab ich es erst im Studium so richtig bemerkt.

    Einmal waren draußen Bauarbeiten, es hörte sich an wie ein Schlagmeißel oder eine Kettensäge, so richtig drängend und überall, egal ob das Fenster nun auf war oder nich. Jedenfalls lag ich kurze zeit später zusammengerollt und konzentriert im Bett, tief vor mich hin brummend, Ohren zugehalten. Und mir is klar geworden, dass ich nich nur zufällig tief gebrummt hab; ich hatte wohl versucht mich für diese Frequenzbereiche zu desensibilisieren und die aufgelegten Hände konnten meine eigenen Geräusche besser transportieren und so alles überlagern. Sowieso denke ich, dass es unbedingt wichtig war, Körpereigene Geräusche zu machen, anstatt irgendwas von Außen zu bekommen, wie Musik oder so. Ich denke, es kann so leichter eingeordnet und ignoriert werden, genauso wie die Nase im Sichtbereich oder sonstige Körpereigenen Gerüche, die man quasi nur bemerkt, wenn man sie sich bewusst macht. Jedenfalls, 15min trance-ähnlicher Konzentration später, konnte ich aufhören und danach hörten sich besonders die vorbeifahrenden Autos wieder normal an, als ich unten noch was Essen war. Ich glaub, die Bauarbeiten gingen noch eine Weile, aber es war wesentlich erträglicher nach meiner Reaktion.

    Joa und ansonsten merk ich halt immer wieder dieses Wippen an mir, wenn ich mich konzentrieren will. Oh und natürlich dieses Fußgewackel, wenn ich Schlafen will. Keine Ahnung, ob das sonst noch wer macht, aber grade das is irgendwie speziell und mach ich schon seit immer. Ich weiß auch nich, ob es mir mehr um die Bewegung geht, oder das Geräusch. Vielleicht isses ja beides.

    Lg
    Phill

  18. Kenne das von meinem Sohnemann (8, verd. auf Asperger). Er beginnt zb wenn ein Gespräch ihm unangenehm ist sich im Kreis zu drehen oder im Kreis zu laufen während er redet. Oft geht aber reden dann garnicht, Blick auf den Boden und drehen. Manchmal singt er dabei. Oder er schaukelt vor und zurück, bewegt Türen oder Gegenstände vor und zurück. Leider wertet der Leher das als respektlos, weil er einfach nicht verstehen will das der Kleine das nicht macht um zu trotzen oder zu provozieren..

  19. Mein Sohn muss ständig Dinge berühren. Das hat im Frühjahr allerdings nassiv zugenommen, so dass er fast den ganzen Tag nichts anderes mehr gemacht hat. Ich bin mir einfach unsicher wo die Grenze zwischen Stimming und Zwang verläuft. Der Psychiater will ihm jetzt Sertralin geben.
    Hat hiermit jemand Erfahrung??

  20. Ich tuhe immer wenn ich redend im Mittelpunkt stehe anfangen auf einen bein zu balancieren das andere bein ist dann immer diagonal dafor, wie ein X. vor einer weile wurde ich gebeten das zu lassen hab ich dann auch aber meine Ruhe war dann weg. ich denke dass sobald ich mich selbst regulieren darf/kann ich mich fokusieren kann.
    Mit Stühlen kippeln oder Stifte zwischen den Fingern zum wackeln bringen ist bei mir Standart.

  21. Vielen Dank für eure Beiträge. Ich bin angehende HEP und bekomme endlich, gerade von den Autistischen Menschen, hier einen Durchblick.
    Bitte gebt so viele Beispiele wie ihr es aushalten und teilen mögt bekannt. Das ist mega wertvoll!!!
    Es hilft nicht nur Außenstehenden euch zu verstehen, ich denke viele Autisten sind scheu, etwas von sich Preis zu geben. Es wird ihnen helfen. Ich bekomme ein viel besseres Verständnis für eine ehemalige Klientin und für andere, die autistische Züge haben. Die Stimmings von denen erklären sich hier endlich.
    Danke, danke, danke. Macht weiter mit eurer Erklärung und schweigt es nicht Tod! Sondern veröffentlicht eure Meinung.
    Ihr seid tolle Menschen und ich bin froh diese Seite gefunden zu haben.
    LG
    Erika

  22. Hallo Erika,
    dann ergänze ich hier noch ein bisschen. Bin Aspie, Diagnose 2018 mit 50 Jahren.
    Seit meiner Kindheit rieb ich, wenn ich unter großem Stress stand, im Sitzen mit den Händen auf meinen Oberschenkeln, wobei der kleine Finger extrem abgespreizt war.
    Nachdem ich daraufhin mehrfach negative Reaktionen bekam, hatte ich mir das (wie vieles andere) abtrainiert und erst vor ca. einem Jahr als Stimming wiederentdeckt. Es beruhigt mich sehr schnell, und ich kann mich notfalls auf kalte Hände herausreden ;-)
    Ebenfalls beruhigt mich, leise vor mich hin zu singen (besonders im Straßenverkehr beim Radfahren) oder mal durch die Wohnung zu tanzen.
    Hände wedeln – da hab ich schon sehr großen Stress, dann kann ich kaum sprechen und schnappe nach Luft.
    Habe angefangen, mit den Händen nicht mehr zur Seite oder nach vorne zu wedeln, sondern ran zur Brust, das wirkt dann in so einer Situation, als würde ich mir Luft zufächeln.
    Als Kind war ich von Schaukeln nicht weg zu kriegen. Stundenlange Entspannung auf Omas Schaukel, so hoch wie möglich…ach ja…. :-)

    liebe Grüße
    Jana

    PS: wenn ich drüber nachdenke, was ich mir hab alles einfallen lassen, um klar zu kommen, lange vor der Diagnose :-D

  23. Hallo Erika,
    Es ist gut auch solche Ausagen zu lesen / hören denn meisten bekommt man ja doch eher nagative Resonanz. hier noch eine Ergänzung meiner Aufzählung, wenn mich nimand beobachtet und ich zu fuß irgendwo hin laufe dann hüpfe, renne oder balanciere ich auf dem Bordstein.

    Wo machst du denn deine Ausbildung würde mich Interesieren, dass mit dem informationen preisgeben ist im Internet kein so großes Problem für mich da ich Anonym bleiben kann.

    Ich muss aber noch erwähnen dass ich keine Autismus-Diagnose habe sondern „nur“ anhand von eigener Recherche zu dem schluss gekommen bin.

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Das Forum plus ist der Mitgliederbereich von Ellas Blog

Es ist immer wieder überwältigend, was wir als Eltern autistischer Kinder bedenken, organisieren und verarbeiten müssen. Neben viel Wissen und Erfahrungen, die du hier im Blog findest, ist eine solidarische Gemeinschaft unglaublich hilfreich. Das Forum plus ist ein geschützter Bereich nur für Eltern autistischer Kinder. Hier findest du außer praktischen Tipps viel Verständnis und Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen wie Du.

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