Eine Autistin beschreibt: „Nach einem Overload…“

veröffentlicht im September 2017


Salome (Name geändert) ist 27 Jahre jung und Asperger-Autistin.
Mit der Bitte um Veröffentlichung schickte sie mir eine Beschreibung ihrer Gedanken und Gefühle nach einem Overload.
Ich stelle ihre Zeilen sehr gerne online, um anderen AutistInnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, und um das Verständnis von Außenstehenden zu vergrößern.

Text von Salome:

„Wenn alles zu viel wird… Eigene Filter nicht funktionieren… Das Selbstpflegedefizit bzgl. Entscheiden offensichtlich wird…
Wenn der schwere Pullover bei sommerlichen Temperaturen nicht mehr ausreicht, um
die eigenen Körpergrenzen wahrzunehmen… Wenn Selbststimulation durch Wippen
keinen Effekt mehr hat…

Dann nennt man das wohl Overload…

Gespräche werden zu Rauschen;
der Wind verwandelt das eigene Haar zu Nadeln, welche munter in das Gesicht
stechen; die wärmende Sonne blendet… Ich kauer mich ein in dem Versuch,
wenigstens so den Vortragenden herauszuhören – in dem Trubel…

Der Gedanke an den Tod kommt auf – da Frage ich mich „Welches positive Bedürfnis
löst dies aus?“ Die Antwort liegt auf der Hand – es ist der Wunsch nach Ruhe,
Stille… Da fallen mir die Engel ein, welche im Himmel immerwährenden Lobgesang
trällern sollen – ich muss grinsen und es geht mir schon ein Stück besser…

Was jetzt kommt, nennt sich Wut und Ärger, ja sogar Scham… Wie kann es sein,
dass ich es als erwachsene Person immer noch nicht ausreichend gelernt habe, meine
eigenen Ressourcen zu erspüren? Und obwohl ich gestern schon merkte, dass die
Kraft dieser Woche bereits erschöpft ist, warum blieb ich nicht zu Hause? Warum
störe ich so nun andere Menschen, welche ich durch mein Verhalten massiv
irritiere?

Nun ja, jetzt war es so… Nun gilt es auszuruhen, zu entspannen, nachzusinnen…
Wieder bei mir anzukommen… Mit Geduld.“

 

Vielen Dank, liebe Salome ♥ Alles Gute für Dich ♥

***

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Zum Weiterlesen:

KOMMENTARE

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  1. Ich finde es sehr mutig, dass diese junge Dame sich äußert. Gerne würde ich Kontakt zu ihr aufnehmen. Vieles, was sie beschreibt, kennen auch hochsensible Menschen. Auch die erleben manchmal eine massive Überforderung oder Reizüberflutung, die dann nicht mehr zu handhaben ist. Bei Menschen mit Asperger ist es aber noch anders. Wobei die hier beschriebenen Gefühle viele hochsensible sicher nachfühlen können. Manchmal kennt man seine Grenzen einfach nicht. Ich wünsche ihr von Herzen tolle verständnisvolle Menschen in ihrer Umgebung.

  2. Danke für eure Kommentare!
    Es war einfach eine Situation in der ich lange vor der Möglichkeit zu reden das intensive Bedürfnis hatte mich anderweitig auszudrücken.

    Und da hier im Blog immer wieder nach Erfahrungsberichten gefragt wird, wollte ich euch dies nicht vorenthalten.

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